Worpswede. Normalerweise stehen die Fußballspiele der 2. Kreisklasse Osterholz nicht wirklich im Interesse der Öffentlichkeit. Das ist am vergangenen Sonntag komplett anders gewesen. So wurde die Partie zwischen dem FC Worpswede II und dem ASV Ihlpohl II zwar am Ende ganz normal abgepfiffen und beide Teams mit einem 1:1-Remis vom Feld geschickt – doch normal war an dieser Begegnung rein gar nichts.
Kapp 20 Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit war es nämlich zu einer kompletten Eskalation gekommen. Nach einem Foulspiel eines Worpsweder Spielers und einer anschließenden Tätlichkeit eines Ihlpohler Akteurs hatte es eine handfeste Auseinandersetzung gegeben, in die zahlreiche Spieler, Trainer und Betreuer, aber auch Zuschauer involviert waren. Am Ende musste nicht nur ein Krankenwagen anrücken, sondern auch die Polizeiinspektion Verden/Osterholz mit mehreren Einsatzwagen – sogar noch unterstützt von der Bremer Polizei.
Trainer ins Gesicht getreten
Laut Polizeimeldung wurden ein 30-Jähriger, ein 26-Jähriger und ein 41-Jähriger leicht verletzt. Der Rettungsdienst brachte den 41-Jährigen, bei dem es sich nach Informationen dieser Zeitung um Worpswedes Trainer Aboubaker "Pepe" Diomande handelte, in ein Krankenhaus. Angehörige beider Mannschaften schlichteten den Streit noch vor Eintreffen der Polizei. So weit die Fakten. Das Kuriose: Schiedsrichter Jürgen Behlau ließ die Partie nach der Auseinandersetzung zu Ende spielen und verteilte trotz der völlig chaotischen Rudelbildung weder Gelbe noch Rote Karten. Die Polizei vermutete diesbezüglich "deeskalierende Gründe".
Ein Nachspiel hat der Vorfall nun aber natürlich dennoch. Denn der FC Worpswede meldete den Vorfall nicht nur beim Osterholzer Kreisverband, sondern auch direkt an den niedersächsischen Fußballverband, der für derartige Vorfälle sogar eine spezielle Kommission ins Leben gerufen hat. Staffelleiter Ralf Buck hat den Fall mittlerweile an das Osterholzer Kreissportgericht übergeben und dessen Vorsitzender Sascha Petri bereits die Ermittlungen aufgenommen.
Der ASV Ihlpohl II ist diesbezüglich durchaus kein Unbekannter. Vor knapp zwei Jahren war wegen einer ähnlichen Eskalation ein Auswärtsspiel des ASV in Worphausen abgebrochen worden, seitdem müssen die Ihlpohler zu jeder Auswärtspartie zwei eigene Ordner mitbringen – ein in der 2. Kreisklasse absolut einmaliger Vorgang.
Da die Worpsweder zu dem Doppelspieltag am Sonntag – nach dem Spiel der zweiten Herren fand auf dem Weyerberg noch das Bezirksligaderby zwischen dem FC und dem SV Komet Pennigbüttel statt – extra zum großen Sponsorentreffen geladen hatten, fand die Kreisklassen-Partie vor verhältnismäßig vielen Zuschauern statt. Der polizeiliche Aufruf, dass sich Zeugen melden mögen, sollte somit auf reichlich Resonanz stoßen. Zudem gibt es detailliertes Fotomaterial, das der Polizei, dem Fußballverband und auch unserer Redaktion vorliegt, und das nun für die Ermittlungen herangezogen wird. Auf diesen Fotos ist unter anderem klar zu erkennen, dass Diomande am Boden liegt und auf ihn eingetreten wird.
Fünf Anzeigen gestellt
Wie von Worpsweder Seite zu erfahren war, wurden bereits unmittelbar nach dem Spiel fünf zivilrechtliche Anzeigen bei der Polizei aufgegeben. Und auch sportrechtlich dürfte der Vorfall ein Nachspiel haben, obwohl es in besagter Szene auf dem Platz wie erwähnt keinerlei Karten gab und die Partie sogar zu Ende gespielt wurde – wenngleich auch unter massiver Polizeipräsenz.
"Wenn dort Schuldige klar ausgemacht und identifiziert werden können, dann werden diese auch nachträglich gesperrt", stellte der Spielausschussvorsitzende Ralf Müller bereits klar. Dass die Partie nachträglich anders gewertet wird, glaubt Müller indes nicht. Gleichwohl konnte sich der Spielausschussvorsitzende an einen vergleichbaren Fall nicht erinnern: "Ich mache das ja jetzt schon seit vielen, vielen Jahren, aber so etwas habe ich auch noch nicht erlebt."