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„Mein Traumteam“ von Heiko Oetjen „Magic“, „Faxe“ und ein Nationalspieler

Heiko Oetjen hat 40 Jahre lang die Volleyballszene im Landkreis Osterholz geprägt wie kein Zweiter. Sich auf nur sechs Namen festzulegen, ist unmöglich, sagt er. Letztlich blieben zehn Namen übrig
18.03.2021, 08:09 Uhr
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„Magic“, „Faxe“ und ein Nationalspieler
Von Dennis Schott

Drei Ausrufezeichen sind es, die verdeutlichen, wie schwer diese Aufgabe Heiko Oetjen fällt. Im Rahmen unserer Serie „Mein Traumteam“ sollte sich der 72-Jährige eigentlich auf eine Formation festlegen. Das Problem an der Sache: Heiko Oetjen war Volleyballtrainer. Und nicht irgendeiner. Über 40 Jahre lang war er mehr oder weniger das Gesicht des Osterholzer Volleyballsports, hat unzählige Spieler geformt, entwickelt und geprägt. Menschlich wie sportlich. Und nun sollte er sich auf sechs Namen seiner Traumelf beschränken? „Wenn man auf über 30 Jahre Trainertätigkeit zurückblickt, ist es nicht wirklich möglich, ein Dream-Team zu benennen. Es fällt schon schwer genug, den einzelnen Dekaden die besten Spieler zuzuordnen, zumal man Gefahr läuft, den einen oder anderen Spieler nach so vielen Jahren zu übersehen“, sagt Oetjen. Am Ende, nach mehrfachem Bitten und Drängen, bleiben schließlich zehn Namen übrig. Und drei Ausrufezeichen. „Mehr Reduktion geht nicht!!!“ So endet die Mail von Heiko Oetjen, mit der die Themenvorbereitung abgeschlossen wird.

Im persönlichen Gespräch mit dem früheren Sport- und Physiklehrer erinnert sich Heiko Oetjen dann vor allem an ganz besondere Charaktere und Menschen – und natürlich fallen am Ende mehr als zehn Namen.

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Frank und Marc Dzaebel: Die Dzaebel-Zwillinge stehen für die erste Generation an tollen Volleyballern. Sie, aber auch Akteure wie Michael Sewtz, Andreas Wrede, Roland Steeneck, Joachim Bischoff oder Tom Böse, hatten 1978 großen Anteil an unserem Aufstieg in die damals höchste Bremer Spielklasse. Mit diesen Jungs wurden zig Landesmeisterschaften gewonnen und damit verbunden war auch die Teilnahme an den norddeutschen Meisterschaften. Frank und Marc Dzaebel waren wirklich außergewöhnliche Athleten, aber auch ein bisschen zwei „entfant terrible“. Frank war Zuspieler, Marc Mittelblocker. Sie konnten von den meisten kaum auseinandergehalten werden. Sie hätten auch in anderen Sportarten weit kommen können, die Handballer haben beispielsweise auch sehr um sie gebuhlt. Darüber hinaus waren es wirklich verrückte Jungs. Ich erinnere mich an eine Auswärtsfahrt, als die zwei kurz vor dem Treffpunkt ein Schachspiel zu Hause angefangen hatten. Sie haben diese Partie dann auf der Fahrt hinten auf dem Rücksitz weitergespielt. Allerdings ohne Schachbrett und Figuren, sondern komplett im Kopf. Ich hörte immer nur Sätze wie: Springer von B1 auf C3. Absolut kurios.

Jens Gerken: Ende der 1980er-Jahre, als wir erstmals die Aufstiegsspiele zur Regionalliga Nord erreichten, wurde Jens mehr und mehr zu einer Stütze für die ersten Herren. Er war definitiv ein Spätberufener und zunächst ja lange Zeit als Schwimmer erfolgreich. Aber er wurde dann schnell auch ein Leistungsträger bei uns, war darüber hinaus enorm engagiert. Es war einfach zu erkennen, dass er ein richtig Guter ist. Insofern war es fast zwangsläufig, dass er dann ja zu Beginn der 90er-Jahre auch mein Nachfolger als Trainer wurde. In diesem Zusammenhang muss aber auch der Name „Kalle“ Reinecke genannt werden, der zugezogen war und mit seiner Klasse und Erfahrung Vorbild für die jungen Spieler sein konnte.

Jens Grahl: „Faxe“, wie er nur gerufen wurde, kam als ganz junger Kerl zu uns. Er war meines Erachtens sogar der jüngste Spieler, der es je zu einem Einsatz in der ersten Mannschaft geschafft hat. Ich glaube, er war gerade 15 Jahre alt, Jens spielte mit der zweiten Mannschaft im anderen Hallendrittel und irgendwann brauchte ich einen frischen Mann. Früher ging das noch, dass man einen Spieler einfach auf beide Spielberichtsbögen schrieb, wenn zeitgleich gespielt wurde. So konnte ich ihn dann einfach rüberholen und ins kalte Wasser schmeißen. „Faxe“ war jahrelang eine Bank im Außenangriff und hatte vor allem auch eine überragende Annahme.

Michael Lokenberg: Bereits 1986, mit Durchführung einer Ligareform, mauserte sich die zweite Generation der männlichen Jugend, die mit ihren Mannschaften bei Jugendmeisterschaften ähnlich erfolgreich waren und später alle den Sprung in die 1. Herren geschafft haben. Einer von ihnen war Frohnatur Michael Lokenberg, genannt „Lumpi“. Ihn habe ich von der Jugend bis in die Herren begleitet. Er war durch sein sonniges Gemüt ein ganz wichtiger Faktor für die Mannschaft, aber er war auch ein kleines Sprungwunder. Obwohl er ja wirklich nicht der Größte bei uns war, sprang er 88 Zentimeter hoch und kam auf eine Reichweite von 3,29 Meter. Das war höher als jeder andere im Team zu dieser Zeit. Selbst höher als ein Dirk Meyer.

Dirk Meyer: Und Dirk Meyer war in den 90er-Jahren definitiv einer der besten Volleyballer in Bremen und der ganzen Region. Er hätte sicherlich 2. Liga oder sogar auch 1. Liga spielen können bei seinem Potenzial. Aber er hat uns immer die Treue gehalten, was für uns natürlich klasse war. Auch im Beachvolleyball war Dirk eine Bank und gehörte zu den besten Beachern Norddeutschlands.

Markus Sprunck: Auch er war einer aus der zweiten Generation. Mittelblocker, ein sanfter Riese, der es später bei Gießen in die 2. Liga geschafft hat. Er war ein ganz wunderbarer Typ, der allerdings in den Anfangsjahren immer etwas Stress mit dem Papa hatte. Denn Markus’ Vater fieberte immer derart stark am Spielfeldrand mit, dass das den Sohnemann ganz kirre gemacht hat. Irgendwann nach einem Sprunck-Familienrat fuhr dann nur noch die Mutter mit auf die Auswärtsfahrten.

Hartmut Knacke: Anfang der 1990er-Jahre hatte ich wieder das Glück, eine leistungsstarke Jugendmannschaft trainieren zu dürfen. Auch hier gab es wieder viel versprechende Talente. Namen wie Steffen Gambalat, Holger und Thorsten Schloen dürften vielen noch bekannt sein. Auch Hartmut war einer aus dieser Riege. Zu ihm fällt mir vor allem eines ein: geballte Power! Seine Rückraumangriffe waren schon in dieser Zeit legendär, er hatte dafür aber auch die notwendige Abschlaghöhe. Darüber hinaus hat er auch in angespannter Atmosphäre auf dem Platz immer für die nötige Lockerheit gesorgt. Hartmut ist in all diesen Jahren von einem Spieler zu einem richtigen Freund geworden. Das trifft aber auch noch auf viele andere Akteure zu.

Malte Holschen: Der Sohn von Siggi und Dieter Holschen schloss sich in jungen Jahren unserem Verein an, um über die Regionalligazugehörigkeit die Möglichkeit für die Aufnahme ins Volleyball-Internat des Deutschen Volleyballverbandes nach Frankfurt zu bekommen. Das hat am Ende ja auch gut funktioniert, auch wenn die „Etablierten“ mit Maltes Einsätzen nicht immer einverstanden waren. Aber das ist Trainerschicksal, es nicht immer allen Recht machen zu können. Malte jedenfalls hat sich über diesen Weg am Ende bis in die 1. Bundesliga gespielt. Er wurde mit Düren dreimal deutscher Vizemeister (2005 bis 2007) und schaffte es mit Partner Sven Anton dreimal in Folge zu den Deutschen Beachvolleyballmeisterschaften nach Timmendorfer Strand (2003 bis 2005). Und am Ende kamen sogar fünf Länderspieleinsätze zustande.

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Marcus Balzer: Auch „Magic“, wie er bis heute genannt wird, habe ich von der Jugend bis in die Herren begleitet. Er war ein unglaublich toller Sportsmann, der viele Jahre Kapitän war und bis heute Teil der ersten Herrenmannschaft des VSK Osterholz-Scharmbeck ist. Er war und ist ein herausragender Mittelblocker, der immer eine positive Ausstrahlung hatte. Für mich rückblickend auch ganz toll: Außer mit Dirk Meyer und Malte Holschen habe ich mit allen erwähnten Spielern auch selbst noch zusammengespielt. Das Schönste ist es heute aber zu sehen, wie sich die jungen Kerle entwickelt und ihren Weg gemacht haben. Das ist wirklich ein Geschenk, so etwas erlebt zu haben und zu erleben.

Zur Person

Zur Person

Heiko Oetjen (72)

wurde zwar in Bremen geboren, zog aber bereits mit zehn Jahren nach Osterholz-Scharmbeck, wo er sportlich zunächst als Schwimmer in Erscheinung trat. Als Student fand Oetjen über eine Lehrer-Volleyball-Gruppe 1969 zum VSK Osterholz-Scharmbeck. Fünf Jahre später startete die Trainerkarriere des Sport- und Physiklehrers, der seine komplette Berufslaufbahn über am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Bremerhaven unterrichtet hat. In den 1980er-Jahren klopfte der VSK wiederholt an die Tür der damals noch drittklassigen Regionalliga an. Nach der Wiedervereinigung und der Ligareform spielte das VSK-Team dann wirklich lange in der Regionalliga und gehörte zum besten, was der hiesige Volleyballsport zu bieten hatte. Auch nach seinem Rückzug als Trainer der ersten Mannschaft blieb Heiko Oetjen dem VSK treu, trainierte die zweite Herren oder Jugendteams und spielte zudem bis 2009 sogar noch in der dritten Herren selbst mit – übrigens immer mit der Trikotnummer 20, die er seit 1969 beim VSK getragen hat. Seit 2013 ist Oetjen in Pension und genießt mit seiner Frau Anke das Leben als Großvater: „Ohne meine Frau wären all diese Jahre und schönen Erfahrungen im Volleyball niemals möglich gewesen. Sie hat das immer alles komplett unterstützt, und dafür bin ich ihr unglaublich dankbar.“

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