Hambergen. Klaus Pophal – am Ende ist es dieser Name, der Werner Mehrtens ganz besonders am Herzen liegt und der eigentlich gar nicht unter den elf Namen seines Traumteams auftaucht. Kein Wunder, denn Pophal hat Mehrtens als Trainer geprägt, nicht als Spieler. Und genau deshalb will der 58-Jährige die Osterholzer Trainerlegende auf keinen Fall unerwähnt lassen. Ein Traumteam braucht schließlich auch einen Traumtrainer. Und genau der sei Pophal gewesen: „Wir haben alle so viel von Klaus Pophal gelernt, er hat viele seiner Spieler, die später auch als Trainer aktiv waren und sind, nachhaltig geprägt“, erinnert sich Werner Mehrtens, der darüber hinaus ein Team zusammengestellt hat, das Spieler aus den frühen 80er-Jahren bis in die 2010er in sich vereint. Warum Werner Mehrtens gerade diese Akteure auswählte, erklärt er im Folgenden.
TOR
Reiner Grimm: Reiner kam Anfang der 1980er-Jahre aus Worpswede zu uns nach Hambergen. Wir haben damals in der Bezirksoberliga gespielt und für mich war er in dieser Zeit eindeutig der beste Torwart im ganzen Landkreis. Reiner hat eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt und war auch menschlich eine riesengroße Bereicherung für die Mannschaft. Noch heute treffen wir uns mit dieser Truppe alle zwei Jahre und da ist Reiner auch jedes Mal dabei.
ABWEHR
Martin Wohltmann: Er war in den 80er-Jahren unser Libero in Hambergen und hat das einfach überragend gemacht, deshalb habe ich meine Mannschaft auch mit Libero aufgestellt. Er war ein Organisator vor dem Herrn, auf dem Platz ohnehin, aber auch abseits des Rasens. Martin hat so manches Fest organisiert. Auf dem Platz hat er mich außerdem ein bisschen an die Hand genommen, als ich damals zuerst zwischen zweiter und erster Mannschaft hin und her pendelte und noch nicht richtig in der ersten Herren Fuß gefasst hatte. Da hat er mich auf dem Feld auch schon mal etwas zurechtgewiesen.
Heiko Höppe: Heiko war eine meiner tragenden Säulen während meiner Trainerzeit beim ASV Ihlpohl. Er ist wohl einer der am meisten unterschätzten Spieler des Landkreises. Natürlich war er nie der Edeltechniker, aber er hatte die perfekte Einstellung. Zudem war er enorm kopfballstark und hat am Ende sogar auch immer noch seine Tore gemacht.
Detlef Murken: Er war für mich der Inbegriff eines Teamplayers, auf den man sich sowohl sportlich, aber vor allem auch menschlich immer verlassen konnte. Er kam wegen seines zeitintensiven Jobs meist 20 Minuten später zum Training, aber er kam immer. Es war dann ein schönes Ritual, dass „Pike“, wie er eigentlich immer gerufen wurde, mit einem Applaus von den anderen Spielern begrüßt wurde. So war es irgendwann in jedem Training. Er war Kapitän und viele Jahre unumstrittener Stammspieler. Leider ist Detlef vor drei Jahren viel zu früh verstorben.
MITTELFELD
Reinhard Wohltmann: Der Bruder von Martin war für mich eindeutig einer der besten Mittelfeldspieler im Landkreis. Er hatte eine sagenhafte Ballbehandlung und konnte ein Spiel im Alleingang entscheiden. Wenn er allerdings mal stinkig war, dann war mit ihm nicht viel anzufangen auf dem Platz. Aber das kam zum Glück nur selten vor.
Hans-Georg Wellbrock: Ich kann es aus heutiger Sicht nicht anders umschreiben: Es war eine Ehre, mit Hans-Georg zusammenspielen zu dürfen. Ich war damals gerade 20 Jahre alt und es war zwar „nur“ in der zweiten Mannschaft des FC Hambergen, aber Hans-Georg hat sich meiner Person richtig angenommen. Er war schon über 30 Jahre und nach einer langwierigen Verletzung und dem Rückzug aus der ersten Mannschaft für die zweiten Herren noch einmal reaktiviert worden. Er hat mich Jungspund damals nie rund gemacht, sondern mir immer erklärt, wie ich die Dinge besser lösen kann. Davon habe ich sehr profitiert. Wir sind dann mit Hambergen II in die Kreisliga aufgestiegen – und daran hatte Hans-Georg einen riesengroßen Anteil.
Torsten Lütjen: Alleine wegen „Tüdel“ bin ich damals gerne nach Bornreihe zum Training gefahren. Es hat so einen Spaß gemacht mit diesem lustigem Typen, der immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hatte – und noch heute hat. Und dann war er tatsächlich auch noch fußballerisch eine richtige Granate. Wie er den Ball gestreichelt hat, das war schon eine Augenweide. So hat er reihenweise die Gegner veräppelt. Torsten hatte diese Art, seinem Spieler nach einem Foul hochzuhelfen und ihm dabei trotzdem noch mal schnell in die Brustwarze zu kneifen.
Malte Jaskosch: Auch wenn man sich das in Bezug auf meine Person heute kaum noch vorstellen kann: Aber man hat Malte und mich in Hambergen tatsächlich oft das „dynamische Duo“ genannt. Malte war schon immer ein extrem fairer Sportsmann, dem ich regelmäßig den Rücken freihalten musste, beziehungsweise durfte. Malte spielte etwas offensiver, ich auf der Außenbahn etwas zurückgezogen. Ich habe oft von seinen Pässen profitiert und mich deshalb natürlich gerne revanchiert, wenn er mir ein Zeichen gab, dass ich mal eben wieder für ihn absichern soll.
Karsten Werk: Wenn ich ehrlich bin, habe ich Karsten ein bisschen in die Mannschaft reingeschummelt, denn er war natürlich kein linker Mittelfeldspieler, sondern Libero durch und durch. Er hat damals in Bornreihe den letzten Mann gespielt. Das hat er derart gut gemacht, dass ich ihn auch unbedingt in mein „Dreamteam“ mitaufnehmen wollte. Er hat den Laden hinten wirklich außerordentlich gut zusammengehalten und gehört für mich auch als Typ einfach hier mit rein.
ANGRIFF
Arne Jordt: Arne ist Pennigbütteler durch und durch und hat schon damals, als er mein Stürmer war, sehr viel für den Verein gemacht. So hat er beispielsweise auch einige Spieler zum SV Komet lotsen können, die dann viele Jahre dort aktiv waren und zum Teil noch immer sind. Sportlich musste sich Arne alles hart erarbeiten. Er hatte keine höherklassige Fußballausbildung genossen, aber er hatte immer den absoluten Biss und Willen, das Maximum aus sich und dem Team herauszuholen. Er war in Sachen Trainingsbeteiligung und -intensität ein absolutes Vorbild. Und er hat immer seine Tore gemacht, vornehmlich aber die Dinger aus 30 Metern, und nicht die einfachen Abstauber. Ein klassischer Knipser war er jedenfalls nie.
Bernd Lütjen: Für mich der kompletteste Spieler, den ich in all meinen Jahren auf dem Fußballplatz kennengelernt habe. Als er damals aus der Kreisliga vom TSV Wallhöfen nach Hambergen kam und ich im Training ein Laufduell gegen ihn machen sollte, dachte ich: Ach, na ja, dieser Kreisliga-Stürmer, der wird schon nicht so schnell sein. Und man muss dazu wissen: Ich war damals wirklich ziemlich flott unterwegs. Aber gegen Bernd hatte ich keine Chance. Auch technisch war er überragend und menschlich sowieso. Er hätte es wirklich verdient gehabt, sich längerfristig bei Werder zu beweisen und ich glaube, er hätte das auch gepackt. Aber so ist er dafür alle zwei Jahre bei unserem Ehemaligen-Treffen des FC Hambergen dabei, von denen er sich eigentlich keins entgehen lässt.
Werner Mehrtens (58)
fing beim FC Hambergen mit dem Fußballspielen an. Bei seinem Heimatverein kickte Mehrtens zunächst von 1974 bis 1989. Es folgten Stationen als Spieler beim SV Blau-Weiß Bornreihe (1989/1990), und als Spielertrainer beim VfL Ohlenstedt (1990/1991). Nach weiteren Stationen bei den Bornreiher „Moorteufeln“ (1991-1993) und den Hamberger „Zebras“ (1993-1995) wechselte Mehrtens endgültig auf die Trainerbank. Von 1995 bis 2000 coachte der Postangestellte die zweite Mannschaft des SV Bornreihe, ehe von 2000 bis 2006 erfolgreiche Jahre beim SV Komet Pennigbüttel folgten. Die Lila-Weißen führte Mehrtens ebenso aus der Kreis- in die Bezirksliga wie danach auch den ASV Ihlpohl, wo er von 2006 bis 2010 als Coach aktiv war. Nach einem kurzen Intermezzo beim VSK Osterholz-Scharmbeck II folgten zum Abschluss noch einmal zwei Jahre bei der Bornreiher Reserve. Als aktiver Spieler gewann Mehrtens mit dem FC Hambergen und dem SV Bornreihe den früheren Pressecup.
Weitere Informationen
Der pfeilschnelle Fügelstürmer oder der treffsichere Angreifer. Der ruhende Pol in der Verteidigung oder der Ideengeber im Mittelfeld. Fast jeder Mannschaftssportler hat in seiner aktiven Zeit viele gute Mitspieler gesehen. In unserer Serie „Mein Traumteam“ bitten wir ehemalige oder noch aktive Sportler und Trainer, die für sie beste Mannschaft von ehemaligen Weggefährten zusammenzustellen.