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"Schott the Dohr" Osterholz Ahoi!

In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir den Februar noch einmal Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist.
24.02.2023, 19:00 Uhr
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Von Dennis Schott Tobias Dohr

Moin Tobi, womit habe ich es eigentlich verdient, dass ich mit Dir in einer Redaktion sitze? Hätte aus Dir nicht etwas Anständiges werden können?

Na, das ist ja mal wieder ein überaus herzlicher Einstieg, Dennis. Du willst wohl nach unserer friedlichen Januar-Ausgabe mit Gast Oliver Schilling jetzt gleich für die richtige Atmosphäre sorgen. Aber um Deine Frage zu beantworten: Aus mir ist ja sogar was Anständiges geworden. Gelernter Industriekaufmann und studierter Diplom-Kaufmann. Wusstest Du noch gar nicht, oder?

Jetzt, wo Du es sagst, klingelt wieder etwas im Hinterstübchen. Hatte es bis hierhin erfolgreich verdrängt. Wobei ich mich ja dann noch viel mehr frage, wie Du Deinen Weg in die Redaktion gefunden hast.

Über einen ziemlich verrückten und überhaupt nicht geplanten Querfeldeinweg. Die Geschichte ist vielleicht etwas zu lang für dieses Format, aber um es auf den Punkt zu bringen: Ich habe einen Leserbrief zu einem sportlichen Thema geschrieben, und der war der Türöffner für eine freie Mitarbeit.

Worum ging es denn in dem Leserbrief?

Um ein Thema, das auch in den letzten Monaten leider wieder für viel Gesprächsstoff gesorgt hat: Gewalt und Aggressionen auf den Fußballplätzen. Der Leserbrief wurde am Ende zwar leider nicht gedruckt, aber dennoch war das mein Einstieg in den Sportjournalismus.

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Was? Der Leserbrief wurde nicht abgedruckt? Leserbriefe sind doch das Salz in der Suppe und auch Ausdruck eines bewegenden Themas. Das hat der Kollege damals aber ziemlich verkannt. Und wie ging es nach Deinem Leserbrief weiter?

Das ging dann ganz schnell. Drei Wochen später stand ich am Fußballplatz und habe meinen ersten Spielbericht geschrieben. Bezirksliga 4, MTV Bokel gegen TSV Geversdorf, 6:1 für Bokel. Wie war es denn bei Dir, Dennis?

Halt Dich fest: Mein erster Bericht handelte von einem Fußball-Spiel der D-Juniorinnen des TSV Melchiorshausen. Das ist übrigens der Klub, gegen den Ailton sein erstes Spiel für Werder und überhaupt sein erstes Spiel auf europäischem Boden gemacht hat – und zwar in den Schuhen von Bernhard Trares. Aber das ist eine Geschichte, die ich erst ein paar Jahre später erfahren sollte.

Herr Schott, Sie schweifen ab.

Zurück zu meinem ersten Text: Ich war ja überhaupt froh, dass ich die Möglichkeit dazu bekommen habe. Denn auf meine vielen Bewerbungen für ein Praktikum hat sich nur ein einziger Redakteur gemeldet, der ebenfalls für eine Regional-Ausgabe des Weser-Kurier gearbeitet hat. Wenn ich daran zurückdenke, dann muss ich noch immer schmunzeln: Denn derjenige Redakteur, der mir meinen ersten Auftrag verschafft hat, hat sich mit einigen Änderungen an meine Vorlage weitgehend gehalten, genauer: Er hat das Fax von mir abgeschrieben. Damals war das Internet noch in seinen Anfängen. Und wenn man sich vor Augen führt, dass derjenige Redakteur ein halbes Jahr später von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgeworben wurde, dann wird das Ganze noch unglaublicher.

Deine ziemlich lebendigen Erinnerungen zeigen mal wieder deutlich: Das erste Mal vergisst man nicht.

 

(lacht) Definitiv nicht. Aber unsere Leserinnen und Leser fragen sich in diesem Moment vielleicht: Wieso erzählen die das alles?

Ganz einfach: Weil es zum einen ja vielleicht durchaus interessant ist. Aber vor allem, weil es jetzt die Möglichkeit gibt, seine eigene Geschichte zu schreiben. Denn wir sind aktuell ja auf der Suche nach neuen Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und in diesem Zuge denkt man gerne mal an seine eigenen Anfänge zurück.

Und wir haben ja auch schon einige Rückmeldungen bekommen, was uns natürlich sehr freut, oder Tobi? Denn leider hatten wir im Laufe der Jahre einige redaktionelle Abgänge zu verzeichnen, dadurch entstand bei uns Bedarf. Hast Du Deinen ersten Artikel eigentlich aufbewahrt? Ich habe meinen zu Hause noch irgendwo rumfliegen.

Ich auch. Irgendwo gut verwahrt in einer Klarsichtfolie. Und wo wir gerade beim Thema "Aufbewahren und Verwahren" sind. Achtung, Herr Kollege, jetzt kommt eine Überleitung, die in jeder Rosenmontags-Büttenrede für Begeisterungsstürme gesorgt hätte: Lass uns doch mal über diese kuriose Meldung mit den Knackis reden, die der Bremer Fußballverband neulich rumgeschickt hat.

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Kurios würde ich nicht einmal sagen, aber interessant. In der Nachricht informierte der BFV, dass er im Gegensatz zu den Jahren 2013 und 2019 keinen reinen Schiedsrichterlehrgang für Insassen der Justizvollzugsanstalt Bremen anbietet. Und ich dachte nur: Krass, ein Fußballverband bildet Knackis zum Schiedsrichter aus. Und dann dachte ich: Das wäre doch die Idee für den Fußballkreis Osterholz, um auf den Schiedsrichter-Mangel zu reagieren. Der Kreisverband hätte dann quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Mehr Schiedsrichter, und ganz bestimmt weniger Meckereien und Ausschreitungen auf den Plätzen. Denn: Wer legt sich schon freiwillig mit einem Ex-Knacki an?

(lacht) Überragende Idee. Und statt der Gelben Karte krempelt der Kollege in Schwarz dann nur mal eben seinen Ärmel hoch, legt das Totenkopf-Tattoo frei und fragt den lamentierenden Fußballer in leicht genervtem Tonfall: "Ob du Ärger willst, hab ich dich gefragt?"

Das wäre bei dem einen oder anderen Spieler durchaus eine angemessene Reaktion.

Und, Dennis, falls das noch immer nicht reicht, um endlich wieder für Ordnung auf den Fußballplätzen zu sorgen, wäre da noch diese wunderbare Idee, die vor einiger Zeit in Brasilien schon mal in die Tat umgesetzt wurde. Dort wollte man etwas gegen die immer schlimmer werdende Hooligan-Problematik bei gewissen Spielen tun und dachte sich: Hey, lasst uns doch einfach mal die Mütter der gewaltbereiten Ausraster auf den Platz holen.

Was? Im Ernst?

Ja, wirklich wahr. Dort wurden bei einem Spiel mit hohem Sicherheitsrisiko 30 Mamas ausgewählt, deren Söhne als die schlimmsten Krawallbrüder bekannt waren. Sie erhielten eine Ausbildung als Security, wurden für ihren raufsüchtigen Nachwuchs gut sichtbar am Spielfeldrand aufgestellt und trugen Oberteile mit der Aufschrift "Sicherheits-Mutter".

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Und?

Na ja, der Plan ging natürlich komplett auf. Zum ersten Mal seit vielen Jahren gab es bei der Begegnung dieser beiden Klubs keine Festnahmen, keine Verletzten, keine Vorfälle.

(lacht) Mütter regieren die Welt. Ich wusste es schon immer! Und deshalb, Herr Dohr, sollten Sie wissen, dass ich für mich in Anspruch nehme, in Zukunft Mama Dohr einzuschalten, sollten Sie mal wieder einen blöden Spruch machen. Nur damit Sie Bescheid wissen.

Herr Schott, Sie bewegen sich auf dünnem Eis. Ihre Mama folgt mir auf Instagram, wir sind also eng miteinander verbunden.

Noch geht es ja. Aber weißt Du, was gar nicht geht, Tobi?

Was denn?

Dass die Tabellen ab der Fußball-Kreisliga Osterholz abwärts quasi auf Null gesetzt wurden.

(lacht) Ja, ein Kuriosum, das es so häufig nicht gibt. Zur Rückrunde wurde vom Staffelleiter alles auf Null gesetzt, außer natürlich die Punkte und Tore der Hinrunde. Und genau das führt jetzt zu einem ziemlich verwirrenden, fast schon verstörenden Anblick. Aktuell ist es nämlich so, dass der Kreisliga-Tabellenführer TSV Dannenberg exakt ein Spiel absolviert hat. Und wenn man der Tabelle Glauben schenken will, dann haben die Dannenberger dieses eine Spiel mit 50:15 gewonnen und dafür satte 41 Punkte gekriegt. Das sind mal Top-Werte.

(lacht) Unglaublich, oder? Und weil unser Tabellendienstleister die Daten über eine Software-Schnittstelle von fussball.de, der offiziellen Plattform des Deutschen-Fußball-Bundes, zur Verfügung gestellt bekommt, erscheinen auch unsere Tabellen in der gedruckten Ausgabe nun leider in dieser Form. Dem einen oder der einen mag es vielleicht schon aufgefallen sein. Und tatsächlich zählt der Kreis Osterholz neben den Kreisen Emsland, Nordharz, Osnabrück und Region Hannover zu den einzigen von insgesamt 31 Kreisen in Niedersachsen, die die Tabelle noch einmal unterteilen. Man kann es auch so sehen: Osterholzer sind halt etwas Besonderes.

Auf jeden Fall besonders vorsichtig. Denn wir wollen unseren Leserinnen und Lesern natürlich auch nicht den Grund für diese recht eigenwillige "Neueinteilung" verschweigen. Das hatte ursprünglich nämlich noch mit der Sorge vor Corona zu tun. Im Falle eines weiteren Lockdowns beziehungsweise einer Saisonunterbrechung hätte man so im Winter viel besser einen Schnitt und Neustart machen können. So hat es uns jedenfalls Staffelleiter Ralf Müller erklärt. Aber da Corona glücklicherweise kein Thema mehr im Sportbetrieb ist, ist das nun gewissermaßen die Pille, die wir schlucken müssen.

Und das übrigens nicht nur in der Kreisliga, sondern auch in sämtlichen Kreisklassen.

Richtig. Funfact am Rande: Die 3. Kreisklasse führte bis zu diesem Wochenende der FC Hansa Schwanewede IV an. Mit sagenhaften 27 Punkten aus exakt null Spielen.

Herr Dohr, das ist bester Unterhaltungsstoff für jede Büttenrede. Da ist Ihnen das "Tätää-tätää-tätää" aber sowas von sicher.

Der Müller macht die Liga platt, er hat die vielen Siege satt. Auch Niederlage und Remis, verschwinden nun als gäb's sie nie. Von Lilienthal bis in die Moore, lässt er nur Punkte da und Tore. Und gibt den Sportlern was zum Denken, auf Platz und den Reservebänken.

Helau, Alaaf und Osterholz Ahoi!

Ach so, entschuldige bitte den fehlenden Artikel im letzten Reim, der hätte mir das Versmaß komplett zerstört. Aber ganz im Ernst, Dennis. Leider gibt es jetzt auch keine einheitliche Torschützenliste mehr, keine Fieberkurven, keine übersichtliche Saisonstatistik. Aber über so was wollen wir uns am Ende ja gar nicht aufregen.

Nein, auf so eine Idee würden wir niiiemals kommen!

Tätää-tätää-tätää!

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Die Sportredaktion

schließt den Monat Februar ab. In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir jeden letzten Sonnabend im Monat die vergangenen vier Wochen Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist. Nicht immer einer Meinung, aber meinungsstark. Nicht immer bierernst, aber mit voller Überzeugung für den hiesigen Amateursport. „Schott the Dohr“ – die Redakteure Dennis Schott und Tobias Dohr schließen die Tür.

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