Frau Komatowsky, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Oberliga. Aber daran gezweifelt hat doch keiner, oder? Dafür spielte der ATSV Scharmbeckstotel einfach eine zu dominante Rolle in der Landesliga.
Nele Komatowsky: Das stimmt schon. Wir haben zwar nicht zu 100 Prozent damit gerechnet, wir sind aber zum Start der Aufstiegsrunde positiv in die Spiele gegangen, obwohl der Druck auf uns lastete, nachdem wir ungeschlagen waren. Wir konnten aber immer wieder unsere Leistung abrufen, und nach dem Sieg gegen Anderlingen hat man schon damit gerechnet.
Man muss sich das mal vor Augen führen: Zwölf von zwölf Spielen in der Qualifikationsgruppe gewonnen, dazu drei Siege und ein Unentschieden in der noch laufenden Aufstiegsrunde. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Wir sind konsequent als Team aufgetreten und konnten in jedem Spiel unsere Leistung komplett abrufen. Wir waren hoch motiviert, eigentlich schon mit Beginn der Vorbereitung, im Training haben selten Spielerinnen gefehlt, und wenn dann nur berufsbedingt oder wegen Verletzungen.
War es denn vor der Saison abzusehen, dass die Mannschaft so einen Durchmarsch hinlegen würde?
Dadurch, dass wir in den vergangenen Saisons nur zwei Halbserien gespielt haben, konnte man damit nicht rechnen. Allerdings hat sich die Einstellung im Team schon in der Vorbereitung abgezeichnet. Aber wir wussten nicht, was uns bei unseren Gegnern erwartet. Da fanden ja zum Teil auch große Umbrüche statt. Andere Mannschaften waren für uns komplett neu.
Sie haben mit Ihrem Team noch zwei Spiele zu absolvieren. Wird es Ihnen schwerfallen, sich dafür noch zu motivieren, nachdem der Aufstieg nun feststeht?
Nein, gar nicht. Wir sind immer noch hoch motiviert und wollen die Saison vernünftig zu Ende bringen. Es ist natürlich auch der Reiz da, die letzten beiden Spiele zu gewinnen. Auf der anderen Seite stand bei uns der Spaß im Vordergrund, und der Aufstieg hat uns natürlich nicht den Spaß genommen. Von daher werden wir auch mit Spaß die Saison zu Ende bringen.
Wie sehr stört Sie eigentlich dieses eine Unentschieden? Das verdirbt einem doch die ganze Bilanz, oder?
Natürlich haben wir uns geärgert, und die Stimmung war auch zunächst etwas getrübt. Aber im Nachhinein hat es keine großen Auswirkungen gehabt. Vielleicht sollte es einfach so sein. Wir waren definitiv nicht die schlechtere Mannschaft an diesem Tag. Es hat uns einfach nicht in die Karten gespielt, wenn man bedenkt, wie die Gegentore gefallen sind. Das war aber auch ein Spiel, in dem wir gemerkt haben, dass wir über 90 Minuten die Spannung hochhalten müssen.
Welche Rolle kann der ATSV Scharmbeckstotel denn in der kommenden Saison in der Oberliga spielen?
Der Klassenerhalt ist auf jeden Fall möglich. Natürlich sind wir auch eine Mannschaft, die gerne mitspielt. Und wir haben schon gezeigt, in dieser Saison und in Vorbereitungsspielen, dass wir uns grundsätzlich nicht verstecken und unseren Stil beibehalten.
Der ist eher offensiv geprägt, oder wie würden Sie den Stil Ihrer Mannschaft beschreiben?
Auf jeden Fall offensiv. Unser Alleinstellungsmerkmal in dieser Saison war es auch, dass wir sehr hoch gestanden haben. Und dass wir unseren Gegner früh angelaufen haben. Das sind wahrscheinlich Dinge, die wir in der nächsten Saison etwas verändern müssen, weil wir auf stärkere Teams treffen werden, aber das kriegen wir auch hin.
Wie groß ist denn der Unterschied zwischen Landes- und Oberliga?
Ich denke, da besteht schon ein großer Unterschied. Vor allem was die Körperlichkeit betrifft. Aber nicht nur. Das Spiel insgesamt wird schneller werden. Das ist ja in jeder Liga so, in die man aufsteigt.
Der ATSV Scharmbeckstotel spielt in der nächsten Saison wieder in der Oberliga. Was ist denn grundsätzlich möglich für den Verein? Ist mit der Oberliga das Ende der Fahnenstange erreicht?
Wir werden von unserem Förderverein sehr gut unterstützt, zum Beispiel, was die Fahrtkosten betrifft. Das ist natürlich über die Oberliga hinaus möglich, auch dadurch, dass die Regionalliga geteilt ist. Ich denke aber auch, dass einiges von den Spielerinnen getragen werden muss.
Nach Werder Bremen gibt es mit dem ATS Buntentor und TV Jahn Delmenhorst zwei Vereine im Bremer Umkreis, die im überregionalen Frauenfußball vertreten sind. Wie weit ist der ATSV Scharmbeckstotel davon entfernt?
Über Delmenhorst kann ich wenig sagen, aber wenn ich das mit Buntentor vergleiche, stecken da ganz andere Möglichkeiten hinter. Sowohl finanziell als auch von der Ausstattung her. Die haben eine viel größere Anlage mit Kunstrasenplatz. Bei anderen Regionalligisten sieht es ähnlich aus. Da hätten wir als kleiner Verein natürlich einen großen Nachteil.
So weit die mittel- bis langfristigen Möglichkeiten, wie sehen denn die Planungen bezüglich einer Meistersause am Saisonende aus? Wird es die geben oder hat die Mannschaft ihr Pulver nach dem Sieg gegen den FC Oste/Oldendorf bereits verschossen?
Die Freude nach dem Spiel war natürlich sehr groß und wir haben auch viel gefeiert, aber wir haben noch unsere Abschlussfahrt vor uns, ich denke, da werden wir auch noch Gelegenheit haben zu feiern. Vielleicht werden wir auch noch etwas nach unserem letzten Saisonspiel machen, aber da sind wir noch gar nicht so weit. Wir wollten ja erstmal den Aufstieg abwarten.
Das Gespräch führte Dennis Schott.