Herr Hermann, Sie sind Deutscher Meister geworden, haben mit Werder Bremen den DFB-Pokal und Europapokal gewonnen und sind Weltmeister von 1990. Jetzt steht am 13. September ein Spiel an, das eigentlich genauso wichtig ist wie ein WM-Finale, oder?
Günter Hermann (lacht): Ja, das kann man so sehen. Es ist natürlich ein besonders Spiel, vor allem für die Jungs aus Osterholz. Aber auch die Werder-Legenden freuen sich auf diese Partie und sind ja auch noch ungeschlagen.
Generell oder in diesem Jahr?
Das weiß ich nicht genau, aber ich kann mich kaum an ein Spiel erinnern, da wir mal verloren haben. Es gab mal ein Spiel, da war ich persönlich nicht dabei, da haben wir mal gegen eine U19 gespielt, teilweise waren da sogar Nationalspieler dabei. Da haben sich die Jungs dann auch tierisch drüber aufgeregt, weil wir da dann vom Läuferischen natürlich gar keine Chance hatten.
Da soll man als Gegner der Werder-Traditionself ja auch tatsächlich ein wenig drauf achten, dass das so halbwegs dieselbe Altersklasse ist, oder?
Ja, zumindest sollten die gegnerischen Spieler über 30 Jahre alt sein. Auch die Werder-Jungs trainieren nicht mehr jeden Tag, sogar ein Ailton kommt langsam in die Jahre, auch wenn er natürlich schwer vom Ball zu trennen ist. Aber läuferisch wird das auch bei uns immer etwas schwieriger. Ich bin mit meinen 64 Jahren der älteste in der Mannschaft, aber das Gute ist eben, dass es ja vor allem ums Fußballspielen geht.
Fußballspielen können die "Osterholzer Allstars" tatsächlich auch immer noch ganz gut, das konnte man in den bisherigen Trainingseinheiten sofort sehen. Sie haben ja eine gemeinsame Vergangenheit mit einigen Spielern.
Mit einer ganzen Menge sogar. Und es sind ja auch Spieler wie Axel Tölle, Tjark Seidenberg, Andre Lütjen oder Nils Gresens dabei, die zu meiner Zeit bei anderen Vereinen auf hohem Niveau gespielt haben. Und wenn die fit sind, wird das für die Werder-Legenden schon eine schwierige Sache.
Die Allstars sind also konkurrenzfähig?
Wenn ich diese Mannschaft sehe und wenn die alle fit sind, dann wird das auf jeden Fall eine Hausnummer. Kommt ja auch immer ein bisschen darauf an, wer bei den Werder-Legenden aufläuft.
Haben Sie da schon vertrauliche Informationen?
Ich hab ja zuletzt fast alle Spieler mitgemacht und es gibt ein paar Jungs, die fast immer dabei sind. Philipp Bargfrede, Ailton, Nelson Valdez, Ivan Klasnic oder Tim Borowski und Aaron Hunt...
... alles große Namen ...
Richtig. Und wenn die alle auflaufen, kann das schon ein schönes Spiel werden. Für die Zuschauer, aber auch für die Osterholzer Allstars.
Haben Sie jemanden bei den Allstars, auf die Sie sich ganz besonders freuen?
Ja, natürlich auf meine Jungs, die ich damals beim VSK trainiert habe. Ich denke da beispielsweise an Kevin Taube, der mich lange begleitet hat. Julian Stroppel natürlich. Rasmus Berger, Manuel Weinrich nicht zu vergessen. Oder Andreas Krohn, wo man mir früher gesagt hat, den kannste nicht gebrauchen, als ich den aus der A-Jugend hochgeholt habe. Und dann sehe ich auf der Teamliste aber auch die Namen Sophia Reiß und Johanna Feyer, da freue ich mich natürlich auch drauf, wie die sich in dem Spiel präsentieren.
Stichwort Trainer: Wissen Sie, ob Thomas Schaaf auch bei dem Spiel am 13. September dabei sein wird?
Also, ich weiß, dass er für dieses Spiel geplant ist. Ob er wirklich dabei ist, hängt auch immer davon ab, ob er wirklich kann, weil er ja noch einen Job bei der UEFA hat. In letzter Zeit war es oft so, dass ich den Spielertrainer gemacht habe. Und bis jetzt bin ich noch ungeschlagen.
Dann haben die "Osterholzer Allstars" ja perfektes Insiderwissen. Da muss man sich beim Abschlusstraining ja noch mal genau Gedanken machen über die Taktik. Ich nehme an, hohes Anlaufen und ganz frühes Pressing.
(lacht) Gefährlich, gefährlich. Auf jedem Fall werde ich beim Abschlusstraining genau wissen, wer alles dabei sein wird von den Werder-Legenden. Hohes Anlaufen ist natürlich durchaus gefährlich, weil man dann auch gerne mal in Konter reinläuft. Aber ich glaube schon, dass wir da eine Osterholzer Mannschaft haben werden, die ebenbürtig sein wird.
Und wenn Sie in der zweiten Halbzeit für die Werder-Jungs spielen, dann könne Sie ja trotzdem ihrem Sohn Patrick Hermann ein Tor auflegen...
Dann krieg ich richtig Ärger von den Jungs.
Aber nicht von den Osterholzer Allstars.
(lacht) Nein, von denen natürlich nicht, aber die Werder-Legenden sind schon auch noch richtig ehrgeizig. Da gibt es manchmal schon richtig Themen, wenn ich den Kapitän bestimme, deshalb ist es das einfachste, wenn ich die Binde nehme. Aber die ist mir eigentlich zu groß und rutscht mir immer vom Arm, deshalb lass ich das lieber.
Apropos Kapitän, da müssen wir bei den Osterholzer Allstars ja auch noch mal drauf schauen...
Da gibt es für mich eigentlich nur zwei Spieler. Entweder Julian Stroppel und Nils Gresens, das sind für mich die schillerndsten Persönlichkeiten in der Region gewesen. Die sollen das einfach jeder eine Halbzeit machen.