Landkreis Osterholz. Wer die vergangenen Jahresempfänge der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt besucht hat, auch wenn das bisher letzte Event dieser Art coronabedingt bereits drei Jahre zurückliegt, wird feststellen, dass ein Thema immer präsent war: die Neuausrichtung der Bundeswehr weg von Auslandseinsätzen zurück zur Landes- und Bündnisverteidigung. Das war auch vergangenen Donnerstagnachmittag nicht anders, als Schulkommandant Boris Nannt erstmals als Gastgeber eingeladen hatte.
Aktuell haben sich die Vorzeichen allerdings eklatant verschoben: Selten erschien es dringender als jetzt, die Wehrhaftigkeit der Truppe zu erhöhen. "Der Krieg ist zurück in Europa", fasste Brigadegeneral Nannt die Lage in seiner Ansprache zusammen. Das hat auch am Standort Garlstedt Konsequenzen. Die Ausbildung fokussiere sich noch mehr auf voll einsatzfähige Soldaten. Auch Gastredner Axel Miesner thematisierte den Krieg.
Sommerlicher Empfang
Bei den hohen Temperaturen draußen und im Saal fiel der Gedanke an einen Neujahrsempfang den Gästen nicht leicht. Extremes Wetter sind die Gäste inzwischen schon gewohnt. Als die Schulkommandeure noch im Januar zum Treffen luden, herrschte mitunter Schnee und Glatteis. Die Termin-Häufung zum Jahresbeginn - und weniger die Wettersituation – hatte den damaligen Schulkommandeur Hartwig Tarnowski vor mehr als zehn Jahren dazu bewogen, den traditionellen Neujahrsempfang in der Lucius-D.-Clay-Kaserne auf einen Termin im Spätsommer oder Herbst zu verlegen. Die Ehrengäste dankten es ihm.
Tarnowskis Nachfolger hielten an dieser neuen Tradition fest. Boris Nannt, seit Herbst 2020 in Garlstedt, begrüßte nun bei seinem persönlichen Debüt rund 200 Gäste aus Politik, Vereinen, Verwaltung und anderen Bereichen im Roland-Club. Bei Fingerfood und einem Glas Sekt, Wein oder Bier entwickelten sich rasch angeregte Gespräche, die sich um verschiedenste Themen rankten. Der Ukrainekonflikt war dabei offenbar der bestimmende Gesprächsstoff.
Der Schulkommandeur war bemüht, auch die Entwicklung der Logistikschule ins Rampenlicht zu rücken. Es habe seit dem Empfang 2019 einige Herausforderungen und Entwicklungen gegeben. "Die Logistikschule ist heute hervorragend aufgestellt", sagte Nannt. Corona habe bei seinem Amtsantritt die Ausbildung an der Schule zunächst erschwert. Schließlich sei sie auf Präsenz ausgerichtet. Man sei aber sehr schnell dahintergekommen, wie die Sache gehandhabt werden könne. Inzwischen laufe wieder der Vollbetrieb. Heißt: Bis zu 1200 Teilnehmer an Schulungen wöchentlich, rund 15.000 im Jahr.
Modernes Lernen
Die Pandemie hat auch das Projekt "Modernes Lernen" beeinflusst. Die Digitalisierung, die ein Bestandteil des Projekts ist, erfuhr einen unerwarteten Schub. Weiter sollen nun "kompetenzorientierte Ausbildung" und Wissensmanagement die Ausbildung weiter voranbringen. "Ich war erst skeptisch", gestand Boris Nannt. Bei der Umsetzung sei er eines Besseren belehrt worden: "Die Ausbilder haben mich längst überholt."

Schulkommandeur Boris Nannt sieht die Logistikschule "hervorragend aufgestellt".
Wie wichtig die Militär-Logistik sei, zeige der Konflikt in der Ukraine, führte der General an, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Die russische Armee hatte nach Meinung vieler Experten Mängel auf diesem Gebiet offenbart.

Axel Miesner übernahm die Rolle des Gastredners.
Frieden und Freiheit
Der Landtagsabgeordnete Axel Miesner (CDU) stellte den Krieg in der Ukraine ebenfalls in den Fokus seiner Ausführungen. "Der aktuelle Russland-Ukraine-Konflikt, der mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar begonnen hat, zeigt, wie fragil unser Frieden ist", sagte der Gastredner. Das mache bewusst, "wie dankbar wir alle sein müssen, in Frieden und Freiheit zu leben". Und beides gehöre zusammen, betonte Miesner. In der DDR habe es auch Frieden gegeben – aber eben keine Freiheit. Die Bundeswehr habe im Verbund in der Nato Freiheit und Frieden erhalten. Dafür müsse man ihr danken.