Osterholz-Scharmbeck. "Wir möchten bitte nur über die ersten zwanzig Minuten sprechen", sagten Frank Reichhart und Nils Menzel unisono – und lachten. Über die restlichen 70 Minuten wollten sich die beiden Trainer der Fußballerinnen des ATSV Scharmbeckstotel nicht allzu sehr auslassen. Zu groß war der Unterschied im Jubiläumsspiel anlässlich des 75-jährigen Bestehens des NFV-Kreis Osterholz gegen den Bundesligisten Werder Bremen, an dessen Ende ein vermeintlich betrübliches 0:12 (0:7) stand. Aber, und das hielten die ATSV-Coaches hoch: Die Gelb-Schwarzen blieben 22 Minuten ohne Gegentor, kassierten in der zweiten Halbzeit nur fünf Treffer und kamen selbst dreimal halbwegs gefährlich vor das Werder-Gehäuse.
Mit etwas mehr Glück hätte sogar der Ehrentreffer herausspringen können. Die beste Möglichkeit besaß noch Sophia Reiß, die nach einer schönen Einzelleistung von Pia Willer im letzten Moment noch entscheidend gestört werden konnte. Eine Szene, die das Publikum mit anerkennendem Applaus quittierte (38.). Sophia Reiß hatte bereits in der 13. Minute eine vielversprechende Chance auf dem Fuß gehabt, als sie von Jütte Apel bedient worden war, aber nicht genügend Druck hinter ihrem Schuss bringen konnte. Aber auch hierfür gab es aufmunternden Applaus von den gut 200 Zuschauern.
Die wussten auch die gelungenen Abwehraktionen zu honorieren, von denen es reichlich gab. Der Oberligist stand gegen die drei Klassen höher angesiedelten Bremerinnen unter Dauerdruck. Bereits in der vierten Minute konnte er von Glück sprechen, nicht in Rückstand geraten zu sein, nachdem Christin Meier nur den Pfosten getroffen hatte. Ein Heber von Jasmin Sehan verpasste kurz darauf nur knapp sein Ziel. Und selbst aus zwei Metern vermochten die Werderanerinnen das Tor nicht zu treffen, als Magarita Gidion den Ball nicht richtig traf. Dann zeigte ATSV-Schlussfrau Frederike Fürst ihr ganzes Können, als sie einen strammen Schuss von Christin Meyer aus elf Metern mit dem Fuß abwehrte und völlig zurecht dafür den Applaus erntete. Ein Lattenkopfball von Michelle Ulbrich später war es aber passiert: Ein tiefer Pass in die Schnittstelle der ATSV-Abwehr auf die starke Maja Sternad, kurzer Querpass auf Christin Meyer, die nur noch einschieben musste – 0:1 (23.).
Werder durchschaut das ATSV-Spiel
Es war der Beginn einer Phase, in der die Scharmbeckstotelerinnen die Gegenwehr verloren. Wieder Meyer, Jasmin Sehan mit einem sehenswerten Winkeltreffer und Rieke Dieckmann schraubten das Ergebnis binnen sechs Minuten auf 4:0 in die Höhe. "Werder hatte sich da auf unser Spiel eingestellt", erklärte Coach Frank Reichhart die Gegentorflut, nachdem die Bremerinnen zuvor oft ins Abseits gelaufen waren oder letzten Endes an der vielbeinigen ATSV-Abwehr hängen blieben. "Werder hat unseren Riegel geknackt und irgendwann so große Lücken gerissen, die wir dann nicht mehr stopfen konnten", so Reichhart, dessen Team sich in der ersten Halbzeit noch drei weitere Tore zum zwischenzeitlichen 0:7 fing.
Der Einbahnstraßenfußball setzte sich auch nach Wiederanpfiff fort. Einen Kopfball von Michaela Brandenburg lenkte Fürst noch an die Latte, ehe Maja Sternad das 0:8 erzielte. Aber den Gästen war der Elan der ersten 45 Minuten ein wenig abhandengekommen, dafür zeigten sie sich etwas effektiver. Nach einer starken Parade von Fürst gegen Sternad und einem Pfostenschuss von Agata Tarczynska münzten die Werderanerinnen ihre Chancen konsequent in Tore um. Ricarda Walkling, Magarita Gidion, Reena Wichmann und Christin Meyer stellten schließlich den Endstand sicher. Trotzdem: "Wir haben leidenschaftlich gekämpft", meinte ATSV-Coach Nils Menzel. Und das Ergebnis? Das spielte ohnehin eine untergeordnete Rolle. "Das war egal. Es kam darauf an, dass wir uns vernünftig verkaufen."