Scharmbeckstotel. Wer es mit dem ATSV Scharmbeckstotel hielt und dachte, die Gelb-Schwarzen könnten die anzunehmende Niederlage in der ersten Runde des Niedersachsenpokals gegen Regionalligist Hannover 96 einigermaßen im Rahmen halten, der musste schon nach wenigen Minuten Schlimmstes befürchten. Gerade einmal drei Minuten waren vergangen, da führten die Gäste bereits mit 1:0. Und sie initiierten einen Angriff nach dem anderen, während die Scharmbeckstotelerinnen in der Abwehr sichtlich um Ordnung bemüht waren. „Es ging gerade am Anfang viel zu schnell für uns“, meinte denn auch ATSV-Coach Nils Menzel, der aber das Team in der Halbzeitpause insofern besser auf den Gegner einstellte, als dass es sich lange schadlos hielt. Die finalen Treffer zum 0:6 (0:4) fielen erst in den letzten fünf Minuten.
Daran, dass der Sieg der Hannoveranerinnen verdient war, änderte dies freilich nichts. Aber man musste auch konstatieren, dass die finalen Gegentreffer aus Scharmbeckstoteler Sicht ziemlich unglücklich waren. Vor allem das letzte Tor, bei dem die sonst sehr umsichtig agierende Innenverteidigerin Johanna Reiß einen Stoß in den Rücken bekam und beim Fallen den Ball unglücklich ins eigene Tor abfälschte. Mit etwas mehr Fortune hätten die Gastgeberinnen in der zweiten Halbzeit mit einem 0:0 vom Platz gehen können.
Die Lehren aus Hälfte eins gezogen
Andererseits hätten sie die Treffer auch vorher kassieren können. In einem dahinplätschernden Spiel hatten Hannovers Bente Marie Bode mit einem Lattenkopfball (87.) und Zoe Luisa Tolksdorf, die per Fernschuss ebenfalls nur die Latte traf (88.), weitere Hochkaräter auf dem Fuß. Ansonsten machten die Gastgeber es dem haushohen Favoriten so schwer, wie es eben nur ging. „Und ich finde, das haben wir auch ganz gut gemacht“, konstatierte Coach Nils Menzel, der den ATSV Scharmbeckstotel gemeinsam mit Frank Reichhart trainiert. Die Mannschaft habe die Lehren aus der ersten Halbzeit gezogen und sich viel besser auf den Gegner eingestellt, so Menzel. Das ist auch etwas, was verstärkt auf seine Mannschaft zu kommen wird. „Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir in der Oberliga stärker unter Druck geraten“, meinte Menzel. Vor diesem Hintergrund sei das Pokalspiel ein sehr guter Test für den Saisonstart am 30. August gewesen.
In der ersten Halbzeit hatten es die Scharmbeckstotelerinnen ihrem Gegner noch zu leicht gemacht. Die vielen in die Tiefe gespielten Bälle bereiteten den Gelb-Schwarzen zusehends Probleme, zudem leisteten sie sich Fehler. Wie Nele Komatowsky, die vor dem 0:3 einen Fehlpass im Spielaufbau produzierte und somit das Gegentor überhaupt ermöglichte. Auch das 0:4 schien für Frederike Fürst nicht unhaltbar, traf Torschützin Elisa-Josephin Klein den Ball, der mit einer hohen Bogenlampe im langen Eck einschlug, gar nicht richtig. Das zwischenzeitliche 0:2 von Julia Catharina Dose war dagegen fein herausgespielt nach einer sehenswerten Hackenablage von Anna-Lena Füllkrug. Apropos Füllkrug: Werder-Profi Niclas Füllkrug ließ es sich nicht nehmen, mit seiner Familie einen Abstecher nach Scharmbeckstotel zu machen, um seiner Schwester zuzusehen – und stellte sich geduldig für einige Fotos mit dem ATSV-Nachwuchs zur Verfügung. Für sie war es ohne Zweifel der Höhepunkt dieses einseitigen Spiels, in dem die Gastgeberinnen nur eine halbwegs vielversprechende Gelegenheit durch Fabienne Stelljes besaßen.