Der Landkreis Osterholz geht bei seinen Nachbarkommunen auf Partnersuche, um gemeinsam mit ihnen einen Naturpark Teufelsmoor zu gründen. Mit dem Aufstellen von Hinweisschilden und der Ausweisung einiger Wanderwege ist es dabei nicht getan. Das Ganze soll Impulse für Wirtschaft und Tourismus liefern, aber ebenso nachhaltig auch der Flora und Fauna dienen. So will es der Gesetzgeber, und so will es die Kreispolitik. Sie hat Landrat Bernd Lütjen damit beauftragt, die Bürgermeister und Landräte aus einem Gebietsdreieck Ritterhude, Ottersberg und Bremervörde zur Bildung einer regionalen Arbeitsgruppe einzuladen, um nach der Sommerpause das weitere Vorgehen zu besprechen.
Die AG soll sich auf eine Rechtsform für den Naturpark Teufelsmoor verständigen (eingetragener Verein oder Zweckverband) sowie auf eine Verteilung der Stimmrechte innerhalb der Trägerorganisation. Bremen ist mit Borgfeld und dem Blockland willkommen, der Landkreis Rotenburg könnte sich mit Gnarrenburg, Tarmstedt, Bremervörde und Selsingen beteiligen. Und mit dem Landkreis Verden werden vor allem Ottersberg, Fischerhude und Quelkhorn umworben. Wenn der Schulterschluss gelingt, winken die Anerkennung durch das Land Niedersachsen und damit ein Zuschuss von 100.000 Euro pro Jahr. Diesen Betrag gibt es derzeit für jede der niedersachsenweit 14 Naturpark-Geschäftsführungen.
Offen in Form und Inhalt
Den Anstoß, die alte Naturpark-Idee aus den Siebzigerjahren wieder aufzunehmen, hatte 2018 ein Förderverein um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Arne Börnsen gegeben. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Kreisverwaltung der Sache annahm und einen gemeinsamen Nenner fand. Inzwischen erklärt Umweltdezernent Dominik Vinbruck, was die Gebietsgröße und die Entwicklungsziele des Naturparks Teufelsmoor betreffe, gehe der Landkreis mit einem offenen Diskussionsvorschlag auf die potenziellen Partner zu. "Wir wollen die Nachbarlandkreise und die Stadt Bremen zu einer konstruktiven Diskussion und Mitgestaltung einladen – unter Einbringung eigener Ideen und Vorstellungen."

Der Diskussionsvorschlag des Landkreises Osterholz für einen Naturpark Teufelsmoor erlaubt Erweiterungsmöglichkeiten im Westen, wenn die Nachbarkommunen mitspielen.
650 Quadratkilometer Landkreis-Fläche würden die Osterholzer in den Naturpark Teufelsmoor einbringen. Dessen Zuschnitt wiederum orientiert sich weitgehend an der Geologie und Geschichte des "Kulturlandschaftsraums Hamme-Wümme-Niederung mit Teufelsmoor". Das bedeutet: Außerhalb der Kreisgrenzen befinden sich weitere 56 Quadratkilometer, die nach dem Verständnis des Landkreises ebenfalls zum Naturpark Teufelsmoor gehören sollten.
Ob hingegen auch die Osterholzer Geestrandmoore westlich der B 74 sowie die sogenannte Bremer Schweiz im Westen Schwanewedes einbezogen werden sollen, ist unter den Kommunalpolitikern durchaus umstritten. Während Kritiker eine Verwässerung des Markenkerns "Moor" befürchten, haben die betroffenen Bürgermeister zwischen Beckedorf und Holste vor allem die Marketing-Möglichkeiten für den ländlichen Raum im Blick. Ihre Orte jedoch sind nun zunächst darauf angewiesen, dass die Partnersuche des Osterholzer Verwaltungschefs außerhalb der Kreisgrenzen gelingt. Dann kann die Naturpark-Region auch weiterhin die Vorgabe erfüllen, zu mindestens 40 Prozent aus Schutzgebieten zu bestehen. Und neue Schutzgebiete, so haben es CDU und SPD in den Kreistagsberatungen seit 2021 stets betont, sollen mit dem Naturpark Teufelsmoor keinesfalls geschaffen werden.
Mitglieder behalten Mitspracherecht
"Letztlich entscheidet weiterhin jede Gemeinde im Rahmen ihrer Planungshoheit", unterstreicht Dezernatsleiter Vinbruck. Über die regionale Arbeitsgruppe und die Trägerorganisation behielten alle Betroffenen ihre Mitspracherechte. Auch die Landwirtschaft habe durch das Gütesiegel keine Einschränkungen zu befürchten. Der Landkreis Osterholz sieht das Naturpark-Management als Koordinator, Vermittler und Impulsgeber für drei übergeordnete Ziele. Demnach soll der Naturpark erstens "Modellregion für Moor- und Klimaschutz" werden. Er soll zweitens "Identifikation stiften" für die Teufelsmoor-Region und ihre Besonderheiten. Und er soll drittens als "zukunftsfähiger Lebens- und Wirtschaftsraum mit nachhaltiger Nutzung des Naturraumpotenzials" weiterentwickelt werden.

Landrat Bernd Lütjen will die Nachbarkommunen des Landkreises Osterholz für einen Naturpark Teufelsmoor gewinnen.
Was daraus folgt, ist für die Sondierungsgespräche mit den Nachbarn in einem 38-seitigen Positionspapier stichpunktartig festgehalten worden: Sensibilisierung für Moor- und Klimaschutz, nachhaltige Bewirtschaftung und ein angepasstes Wassermanagement, Regeneration von Moorflächen und landwirtschaftliche Wertschöpfung, Moorerlebnis und Moorkompetenzzentrum, Erhalt der Findorffsiedlungen, Verbindung der Natur mit Kunst und Kultur, regionale Marken und Produkte sowie nicht zuletzt auch die Akquise von Fördermitteln. Nach Einschätzung von Landrat Bernd Lütjen bedeutet das Projekt eine gemeinsame Chance für die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft der Region. Er sehe Bildung und Regionalentwicklung als gleichberechtigte Säulen neben Erholung und Tourismus sowie Naturschutz und Landschaftspflege. Das Positionspapier ist auf der Webseite des Landkreises Osterholz als Anlage zur Drucksache 2024/17 auffindbar.