Ab dem Schuljahr 2026/2027 soll er gelten, der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Niedersachsens Grundschulen. In vielen Städten und Gemeinden laufen dafür die Planungen auf Hochtouren. In Platjenwerbe und Ihlpohl wird es deshalb wohl auf eine Zusammenlegung der beiden Grundschulen hinauslaufen (wir berichteten). So sieht es in der Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck aus.
Wie ist der Stand der Ganztagsplanungen?
"Die Planung des Ganztages ist bei uns noch nicht abgeschlossen", erklärt Linda Gehrmann, Leiterin des Fachbereiches Bildung und Erziehung in der Stadtverwaltung von Osterholz-Scharmbeck. Die Stadt lasse sich extern begleiten und beraten. "Insbesondere auch mit Hinblick darauf, ob jede Schule eine Ganztagsschule wird und in welcher Reihenfolge." Die nötigen Umstrukturierungen, erklärt Gehrmann, würden eng mit der jeweiligen Schule abgestimmt.
Gibt es Fusionspläne wie in Platjenwerbe und Ihlpohl?
Diese Frage beantwortet Gehrmann knapp mit "Nein."
Wie "fit" sind die städtischen Grundschulen für den Ganztag?
Ob die Räumlichkeiten in den Schulen ausreichten, werde im laufenden Prozess erarbeitet. "Das Thema Doppelnutzung wird hier sicherlich ein Punkt sein, der beleuchtet werden muss", sagt Linda Gehrmann. Auch der Blick auf passende Mensen, damit die Kinder ihr Mittagessen in der Schule einnehmen können, werde eine Rolle spielen.
Wie wird die Umstrukturierung in Osterholz-Scharmbeck finanziert?
Im Entwurf für den Doppelhaushalt 2025/2026 hat Gehrmann jeweils sechsstellige Beträge für den Ganztagsausbau veranschlagt. Für 2025 rechnet sie mit 800.000 Euro, für das Folgejahr mit 500.000 Euro. "Die genauen Kosten stehen noch nicht fest", sagt die Fachbereichsleiterin. Die im Haushaltsentwurf genannten Summen würden aber zu Beginn der Umstrukturierungen benötigt. Welche Maßnahmen mit den insgesamt 1,3 Millionen Euro abgedeckt sind, werde laut Gehrmann ebenfalls im laufenden Prozess erarbeitet.
Wie viele Grundschulen gibt es in Osterholz-Scharmbeck?
Die Stadt Osterholz-Scharmbeck ist Trägerin von acht Grundschulen: die Beethovenschule, die Grundschulen in den Ortschaften Buschhausen, Scharmbeckstotel, Pennigbüttel, Heilshorn und Sandhausen sowie die Mencke-Schule an der Teichstraße.
Warum sollen die Grundschulen in Niedersachsen den Ganztag anbieten?
Laut niedersächsischem Kultusministerium soll mit der Schaffung von Ganztagsschulen im Grundschulbereich eine Betreuungslücke geschlossen werden, die nach der Kita-Zeit für viele Familien entstehe. Ab dem 1. August 2026 haben demnach zunächst alle Erstklässler einen Anspruch auf täglich acht Stunden Unterricht und Betreuung in der Schule. Der bundesweite Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung wird "entsprechend der bundesgesetzlichen Regelungen" schrittweise eingeführt. In den nachfolgenden Jahren soll jeweils eine Klassenstufe mehr unter die Ganztagsregelungen fallen. Mit Schuljahresbeginn 2029 soll der Prozess abgeschlossen sein.
Wie soll der Ganztag finanziert werden?
Laut Kultusministerium wird das Land die Personalkosten finanzieren. Das Land übernehme künftig die Hälfte der 30-prozentigen Investitionskosten und teilt sich diesen Kofinanzierungsanteil mit den Kommunen. Dafür sind im niedersächsischen Haushalt von 2024 bis 2027 insgesamt 55 Millionen Euro eingeplant. Vom Bund kommen noch einmal etwa 278 Millionen Euro hinzu. Bund und Länder klärten momentan noch die "letzten Feinheiten" für die Förderrichtlinie, heißt es aus Hannover. Auch bei den Betriebskosten wird das Land neben der Finanzierung des Personals im Ganztag zehn Prozent der seitens des Bundes ab dem Jahr 2026 zur Verfügung stehenden Mittel zum Ausgleich der laufenden Belastungen an die Kommunen weiterreichen.
Wie weit ist die landesweite Planung?
Aus Hannover heißt es, dass der Ganztagsausbau im Land weit fortgeschritten sei. Demnach liege die Quote bei rund 69 Prozent aller Grundschulen. In welchen Schulen und in welcher Form – offen, teil- oder vollgebunden – der Ganztag letztendlich umgesetzt wird, sei Sache der Schulen und Schulträger. Das Land werde hier keine Vorgaben machen, so Kultusministerin Julia Willie Hamburg: „Die Schulen und Schulträger vor Ort wissen am besten, was passt. Wir wollen ihnen bei dieser großen Herausforderung größtmöglichen Handlungsspielraum und Flexibilität geben.“
Gibt es genug Personal für die Ganztagsbetreuung?
Die Anzahl der mehr benötigten Lehrkräfte hängt nach Angaben des Ministeriums von der Zahl der Kinder ab, die den Ganztag in Anspruch nehmen. Von diesem Zusatzbedarf könnten in der Regel bis zu 40 Prozent der Stunden kapitalisiert werden. Aus diesem Budget können Schulen weiteres pädagogisches Personal einstellen oder Kooperationsverträge mit externen Partnern abschließen. Externe Kooperationspartner würden in Zukunft verstärkt bei der Ausgestaltung eines guten Ganztages eingebunden, heißt es aus dem Ministerium. Für Schülerinnen und Schüler ergäben sich dadurch wichtige Teilhabemöglichkeiten. Durch den Fachkräftemangel und die ambitionierte Zeitschiene wird das Land in Absprache mit den Kommunen Übergangsregelungen treffen, die eine Umsetzung in 2026 ermöglichen.