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Pläne für Osterholz-Scharmbeck Aus für Begegnungszentrum: „Der Funke ist nicht übergesprungen“

Seit 2016 haben die Beteiligten am Bau des kirchlichen Begegnungszentrums gearbeitet. Das Ende im Dezember 2023 kam für viele überraschend. Im Rückblick betrachtet, gab es längst Hinweise auf das Scheitern.
28.12.2023, 05:00 Uhr
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Aus für Begegnungszentrum: „Der Funke ist nicht übergesprungen“
Von Christian Valek

Das geplante Begegnungszentrum in Osterholz-Scharmbeck bleibt ein Traum. Wie berichtet, kann das ehrgeizige Projekt der evangelischen Kirche aus Finanzierungsgründen nicht umgesetzt werden. Für die Öffentlichkeit kam die Nachricht überraschend, Projektbeteiligte haben das Ende geahnt. Bereits vor einem Jahr habe man sich gedanklich mit dem möglichen Abbruch auseinandergesetzt, dann aber wieder Hoffnung geschöpft, erläuterte Pastor Henning Mahnken, Kirchenvorstandsvorsitzender von St. Willehadi, im Gespräch mit der Redaktion. Der Rückblick zeigt die Dimension des Projekts.

Die Kirche habe aufgrund der Rahmenbedingungen die Notbremse ziehen müssen, gibt Superintendentin Jutta Rühlemann zu verstehen. Alles andere als ein Stopp des Projekts wäre in Anbetracht des neu veranschlagten Investitionsvolumens von 13 Millionen Euro unverantwortlich gewesen. Der Verzicht auf das Bauvorhaben falle dennoch schwer, betont sie. „Der Funke, den wir zu entfachen versuchten, ist nicht übergesprungen“, so ihr Fazit.

Start im Jahr 2016

Begonnen hatte das Vorhaben 2016 mit einer gegenseitigen Absichtserklärung. Die Stadt Osterholz-Scharmbeck und die evangelisch-lutherische Kirche mit dem Kirchenkreis und der St.-Willehadi-Kirchengemeinde hatten in einem „Letter of Intent“ die Zusammenarbeit beschlossen. Gemeinsam wollte man „zentrale Entwicklungsbereiche in der Innenstadt rund um die Kirche“ schaffen, wie die Verwaltung erläutert. Grundlage dafür bildete der ebenfalls 2016 beschlossene „Rahmenplan Innenstadt“.

Dem Neubau an der Straße Hinter der Kirche sollte eine Schlüsselrolle bei der Neugliederung der Innenstadt zukommen. Das Gebäude sollte Platz bieten für Einrichtungen von Kirchenkreis, Kirchengemeinde, Diakonie sowie städtischer Senioren- und Mehrgenerationenarbeit und überdies eine Kita beherbergen. Für die Umsetzung war ein Flächentausch zwischen Kirche und Stadt angedacht. Anfangs waren die Verantwortlichen von Baukosten in einer Höhe etwa sechs Millionen Euro ausgegangen.

Ende 2020/Anfang 2021 sorgte ein sogenannter städtebaulicher Realisierungswettbewerb unter dem Oberbegriff „Rund um die Kirche“ für Aufmerksamkeit. Das prämierte Ergebnis wurde vom Rat der Stadt letztlich als „Städtebaulicher Entwurf“ beschlossen. Daran schloss sich Ende 2021 ein Architekturwettbewerb an, aus dem ein umsetzbarer Entwurf für das Begegnungszentrum herauskam.

Finanzierung geprüft

Zur Finanzierung wurden verschiedene Möglichkeiten geprüft. Geplant war, dass die Stadt nach Fertigstellung diverse Räume von der Kirche anmietet. Die Realisierung des Baus sollte mit Eigenkapital, Krediten und Fördergeldern erfolgen. Auch ein Investorenmodell war in der Diskussion. Die Arbeiten sollten zudem "ohne enorme Tiefbauarbeiten“ über die Bühne gehen, wie Osterholz-Scharmbecks Baudezernent Manuel Reichel einst im Frühjahr 2021 in einer Sitzung des Innenstadtbeirats betont hatte.

Um Platz zu schaffen, sollten mehrere Gebäude auf der östlichen und auch der westlichen Seite der Kirchenstraße abgerissen werden. Der Parkraum geriet dabei zum Streitthema: Rund das Begegnungszentrum waren maßvoll Abstellflächen vorgesehen. Ein Parkhaus im Bereich Marktweide war zwar im Gespräch, aber ein „Parkhaus Mitte“ wurde mehrheitlich abgelehnt. Weitere Ideen wurden gesammelt und in Ausschüssen öffentlich diskutiert. Die Planungen zogen sich hin, Fortschritte waren für Außenstehende nicht mehr erkennbar. Allen war zugleich klar: Ein „Schnellschuss“ sollte es nicht werden, wie es damals mehrfach hieß.

Schnellschuss ausgeschlossen

Aufgrund der Menge der eingebundenen Planungspartner schien ein solcher "Schnellschuss" ohnehin unmöglich zu sein. Jeder machte Ansprüche an das neue Gebäude geltend. Das Begegnungszentrum sollte Veranstaltungsort und Arbeitsplatz zugleich sein. Neben Vertretern von Kirchenkreisamt und der Kirchengemeinde St. Willehadi feilten auch Mitarbeiter von Diakonie, Mehrgenerationenhaus, Seniorenbegegnungsstätte und dem Kreisjugenddienst des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck. Außerdem hatte das Landeskirchenamt ein entscheidendes Wort mitzureden. Die Kirche war schließlich Bauherrin des Projekts. Und natürlich stellten die Stadtplaner ebenfalls Anforderungen an das neue Gebäude.

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Sieben Jahre nach dem „Letter of Intent“ wurde nun erklärt, dass das Gebäude für die Kirche nicht leistbar sei, wie Jutta Rühlemann erläutert. Gründe sind ungünstige gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die Stadtverwaltung verweist auf gestiegene Bau- und Planungskosten und ein hohes Zinsniveau. Aufgrund der Großwetterlage sei eine gesicherte Umsetzung des Vorhabens nicht mehr möglich.

Neue Planungen in 2024

Rühlemann betont, dass man sich der Verantwortung stelle, an der Entwicklung der Innenstadt mitzuwirken. Dies werde „in den uns gegebenen Möglichkeiten“ stattfinden, sichert die Superintendentin zu. „Kirchenkreis und Kirchengemeinde werden unter ein Dach gehen, die Planungen für ein neues Konzept werden im Januar 2024 beginnen.“

„Dieses Ergebnis hat Auswirkungen auf den künftigen Sanierungsprozess der Innenstadt und die Inhalte und die Umsetzung der in Vorbereitung befindlichen Teilprojekte", teilt die Stadtverwaltung über ihre Homepage dazu mit. Wie genau es weitergeht, ist unklar. Fest steht, dass die Abrissbagger trotzdem vorfahren: Alte Gebäude müssen wegen der "Verkehrssicherungspflicht" abgerissen werden, führt Bürgermeister Torsten Rohde an.

Alle gesammelten Ideen aus dem Planungsprozess und von Bürgern seien nicht verloren, betonen die Beteiligten außerdem. Zwar müsse man sich von der einen oder anderen Maßnahme gedanklich trennen; dafür könnten andere umgesetzt werden, hebt der Bürgermeister im Gespräch mit der Redaktion hervor. Die Stadtverwaltung will jetzt Vorschläge erarbeiten. Über diese soll im ersten Quartal 2024 in den Ratsgremien beraten und anschließend im Rat entschieden werden.

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