Landkreis Osterholz. Der angekündigte Starkregen sorgte in der Nacht zum Freitag für massive Feuerwehreinsätze im Stadtgebiet von Osterholz-Scharmbeck. Der erste Alarm lief um 23.08 ein: Am Garteler Weg lief das Wasser über Lichtschächte in die Gebäude, drei Keller waren unmittelbar betroffen. Da absehbar war, dass die Pumpen der Feuerwehr hier nicht ausreichen würden, wurde zur Unterstützung das Technische Hilfswerk hinzugerufen.
Zu diesem Zeitpunkt gingen in kurzer Reihenfolge eine Vielzahl von Schadensmeldungen ein. Quer durch das Gebiet waren diverse Straßen betroffen, die Einsatzkräfte zählten in kurzer Zeit mehr als 20 Einsatzstellen, fast ausnahmslos vollgelaufene Keller, Überschwemmungen oder sonstige Wasserschäden. Extrem war laut Feuerwehrsprecher Chris Hartmann die Situation an der Poststraße, wo das Wasser in Geschäfte drang, sowie an der Unterführung an der Osterholzer Straße, die zeitweise selbst für Lastwagen nicht mehr passierbar war.
Alarmierung auf Umwegen
Zur Unterstützung wurde die Ortsfeuerwehr Pennigbüttel hinzualarmiert, wie auch die Ortsfeuerwehr Scharmbeckstotel, die zuvor noch zwei lokale Einsatzstellen Am Brockenacker und an der Kreisstraße abzuarbeiten hatte. Erschwert wurde die Gesamteinsatzlage dadurch, dass einige betroffene Bürger nicht den Notruf wählten, sondern direkt im Feuerwehrhaus anriefen. „Dieser Weg sollte nicht genutzt werden – wir sind eine freiwillige Feuerwehr, normalerweise ist das Feuerwehrhaus im Alltag nicht regulär mit Personal besetzt“, sagt Ortsbrandmeister Tilmann Behrens, der mit weiteren Kräften die einlaufenden Einsatzmeldungen sichtete, priorisierte und an die eingesetzten Einheiten weitergab.
Gegen 2 Uhr morgens beruhigte sich die Lage, die Einsatzkräfte konnten nach und nach abrücken. Die Pause währte aber nur kurz: Um 6 Uhr versperrte ein umgestürzter Baum am Hesterberg die Zufahrt zur B74 und um 7.33 Uhr wurde in der Bördestraße der nächste vollgelaufene Keller gemeldet. An der Wattloge lagen Gullydeckel auf der Straße und mussten beseitigt werden, und auch an der Mozartstraße waren erneut Keller leer zu pumpen. Zwischen 6 Uhr und 12 Uhr kamen insgesamt weitere sieben Einsätze hinzu.
Gerade als die Einsatzkräfte ihre Pumpen an einer Einsatzstelle an An der Hören in Stellung gebracht hatten, wurden zudem eine unklare Rauchentwicklung in der Kirchenstrasse gemeldet. Die Pumpen verblieben vor Ort, und die Einsatzkräfte fuhren den Innenstadtbereich an, ergänzt um Drehleiter und weitere Fahrzeuge. Trupps unter Atemschutz erkundeten das Gebäude. Als Ursache wurde ein verschmortes Kabel identifiziert. Das Gebäude wurde stromlos geschaltet und die Einsatzkräfte konnten wieder zu den Pumparbeiten zurückkehren.
Hambergen bleibt verschont
Deutlich ruhiger verlief die Nacht und der Freitagmorgen in den Nachbargemeinden. In der Samtgemeinde Hambergen sei es zu keinem Einsatz gekommen, berichtet Gemeindebrandmeister Jens Bullwinkel, obwohl auch im Ortskern von Hambergen rund 30 Liter Regenwasser pro Quadratmeter zwischen Donnerstag 22 Uhr und Freitagmorgen 6 Uhr niedergingen. Gerade dort hatte es in der Vergangenheit immer wieder massive Überflutungen bei Starkregen gegeben.
Schon in der Nacht zu Mittwoch, als mit 42 Liter Wasser pro Quadratmeter der Regen noch einmal deutlich heftiger ausgefallen war, gab es für die Ortswehren Hambergen und Vollersode jeweils lediglich einen Einsatz. Bullwinkel sagte am Freitagmorgen: "Aus meiner Sicht kann ich feststellen, dass die zum Schutz vor Starkregen getroffenen Maßnahmen in der Gemeinde Hambergen schon erste Erfolge aufweisen."
Wasser in der Klinik Lilienthal
Auch der Sprecher der Ritterhuder Feuerwehr, Michael Lieckfeldt, sprach von einer eher entspannten Einsatzlage. Lediglich zweimal seien die Kameraden in der Nacht zu Freitag ausgerückt. Anders in Lilienthal, wo das Wasser ins Medizinische Versorgungszentrum der Klinik vorgedrungen war. Mehrere Zentimeter hoch stand das Wasser laut Feuerwehr in den Räumen. Mit einem Sauger wurde das Erdgeschoss nach und nach trocken gelegt. In der Straße Auf dem Kamp standen zudem die Keller zweier Einfamilienhäuser unter Wasser. Geflutet wurde außerdem der Keller eines Mehrfamilienhauses an der Hauptstraße.