Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Therapiehund in Osterholz Timmy, der Eisbrecher

Timmy hat schon in jungen Jahren einen Job mit Verantwortung: Der Mischling arbeitet als Therapiehund im Lernhaus im Campus in Osterholz-Scharmbeck.
15.01.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Christa Neckermann

Osterholz-Scharmbeck. Eigentlich ist Timmy noch ein Teenager, gerade mal im besten Butscher-Alter. Aber Timmy hat auch einen Job, den er sehr ernst nimmt: Timmy ist ein ausgebildeter Therapiebegleithund. Gemeinsam mit seiner Führerin Martina de Wolf versieht er seit den Herbstferien seinen Dienst im Lernhaus im Campus in Osterholz-Scharmbeck.

„Wenn er im Dienst ist, trägt Timmy dieses Halstuch und die Leine“, erklärt Hundeführerin de Wolff die Arbeitsausrüstung ihres Hundes. Und richtig: Sprang Timmy eben noch durch das Zimmer, mit dem Kommando „Sitz!“ und dem Anlegen des grünen Halstuches, das leicht nach Vanille duftet, und auf dem der Name „Timmy“ aufgestickt ist, verwandelt sich das schwarze Fellknäuel mit dem weißen „Natur-Lätzchen“ in einen aufmerksamen und konzentrierten Mitarbeiter.

Ein bisschen Pudel hilft mit

„Timmy hat sich uns ausgesucht“, ist Martina de Wolff überzeugt. Als viertes Hundebaby von sechs Geschwistern blieb Timmy als einziger übrig, als seine vier Schwestern und sein Bruder schon vermittelt waren. „Das könnte daran liegen, dass er ein sehr kurzes Schwänzchen hat. Vielleicht wollten das die anderen Interessenten nicht“, vermutet de Wolff.

Lesen Sie auch

Das allerdings war für Familie de Wolff nicht ausschlaggebend. Ihr kam es mehr auf den freundlichen Charakter des Hundes, seine Aufmerksamkeit und seine Intelligenz – und vor allen Dingen sein Pudel-Anteil in den Genen an. „Ich hatte mir schon lange überlegt, einen Hund anzuschaffen, und ihn dann im Schuldienst einzusetzen“, verrät Martina de Wolff lachend. Dazu sollte der Hund allerdings möglichst keine Allergien auslösen, das ist besonders bei Pudeln und ihren Mischlingen der Fall: Timmys Mutter ist eine Pudel-Collie-Mischlingshündin und sein Vater ist ein reinrassiger Australian Shepherd.

Timmy schien von Anfang an Interesse an seiner zukünftigen Tätigkeit zu heben, jedenfalls wackelte sein kleines Hunde-Hinterteil enthusiastisch, als er die Familie kennenlernte. „Er war ständig in unserer Nähe, beschnupperte alle und wollte sich kaum von uns trennen“, so de Wolff. Timmy sei immer gut gelaunt und habe einen tollen Charakter. Er sei sehr kontaktfreudig und freundlich zu Menschen und anderen Tieren, beschreibt de Wolff ihr neues Familienmitglied.

Praktikum vor erstem Jobeinsatz

Zunächst musste der junge Hund erst einmal eine Wesensprüfung durchlaufen und ein paar wichtige Prüfungen bestehen. Dann ging es in die Hundeschule, wo Timmy und Frauchen Martina de Wolff an einer 50-stündigen Ausbildung zum Therapiebegleithund-Team teilnahmen. „Timmy durfte damals schon hin und wieder mit in die Schule kommen, außerdem war in der Ausbildung auch ein ,Praktikum' in einem Seniorenheim und einem Kindergarten enthalten“, erzählt de Wolff. Überall habe Timmy für Sonnenschein gesorgt. Besonders die Schulkinder hätten mitgefiebert und die Fortschritte des neuen „Schulkameraden“ aufmerksam verfolgt. „Ich bekam Lerntipps von den Kindern – das reichte vom Lernen mit Hilfe von Karteikarten bis hin zum Vorschlag, nachts mit dem Lehrbuch unter dem Kopfkissen zu schlafen“, erzählt de Wolff amüsiert.

Lesen Sie auch

Anfang Dezember bestand Timmy nun die Prüfung zum Therapiebegleithund und ist nun offiziell Teil des Schulalltags. Viele Kinder hätten sich zunächst in der Nähe des Hundes unwohl gefühlt, daher machte sich de Wolff die Mühe, mit Timmy jede Klasse in den Jahrgängen acht und zehn zu besuchen und den Hund dort vorzustellen. „Es ging darum, den Kindern zu erklären, wie sie richtig mit einem Hund wie Timmy umgehen“. Dass die Kinder nicht rennen sollten, sondern langsam gehen oder sogar stehen bleiben, wenn der Hund kommt, der allerdings „im Dienst“ nie ohne Leine, und schon gar nicht ohne Hundeführerin Martina de Wolff anzutreffen ist. Besonders die unsicheren Kinder durften lernen, wie sie Timmy streicheln konnten. „Er ist ein echter Eisbrecher!“, sagt de Wolff lachend. Es gebe da ein kleines Mädchen, dass in diesem Sommer auf die Schule gekommen war. Sie war schüchtern und es fiel ihr nicht leicht, Kontakt aufzubauen. Doch dank Timmy sie sie jetzt viel lockerer geworden, konnte de Wolff beobachten.

Wohlfühl-Experte auf vier Pfoten

Als Schulhund soll Timmy bei den Schülerinnen und Schülern für mehr psychische Ausgeglichenheit sorgen. Er kennt keine sozialen Unterschiede, sodass sich alle Kinder gleich angenommen und bestärkt fühlen können. „Timmy ist auch ein besonders guter Tröster, wenn Kinder sich kleinere Verletzungen zuziehen oder nach Streitigkeiten, die Kinder traurig machen“, lobt de Wolff.

Teamführerin de Wolff ist überzeugt, dass sich die Anwesenheit eines Schulhundes positiv auf das Klassenklima, die Lernleistung und die Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen auswirken wird. „Die Aufmerksamkeit und Konzentration wird deutlich durch die Anwesenheit eines Hundes in der Schule verbessert. Das Tier beeinflusst die Erinnerungsfähigkeit und die Fokussierung der Sinne. Und Timmy entstresst sogar die Lehrkräfte und Mitarbeiter im Lernhaus – egal, wie anstrengend es war, einmal Timmy ausgiebig streicheln und tief in die sanften braunen Augen unseres ,Feel-good-Managers' blicken, und die Welt ist wieder in Ordnung!“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)