- Was ist passiert?
- Was ist dran an den Vorwürfen?
- Wie der Caterer reagiert
- "Keine glaubwürdigen Beschwerden bekannt"
- Wie sieht es Samtgemeindebürgermeister Brauns?
- Wie kam die Sache auf?
- Wie es weitergehen soll
- Was könnten die Gründe sein?
Es brodelt in Hambergen – wieder mal. Ratsherr Hermann Wieters wittert ein Versagen bei Schulen, der Verwaltung und einem Unternehmen, das Essen an die Schulen der Samtgemeinde liefert. Seine vermeintlichen Erkenntnisse veröffentlicht er vornehmlich über Facebook. Aber auch dem OSTERHOLZER KREISBLATT hat er Mails dazu geschickt. Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen er dadurch erreicht. Der Samtgemeindebürgermeister Gerd Brauns ist trotzdem alarmiert, wie er sagt. Er macht sich Sorgen um die aus seiner Sicht unschuldig angegriffenen Akteure. In einer öffentlichen Sitzung schilderte er deshalb seine Sicht. Dabei fiel auch das Wort Verleumdungsklage. Wie ernst seine Absicht ist, führte er nicht aus. Aber die Andeutung allein kann als Zeichen gewertet werden, dass ihn die "Auseinandersetzungen" mit Hermann Wieters langsam nerven. Der Caterer forderte Hermann Wieters auf, die Behauptungen zurückzunehmen. Ansonsten werde er einen Rechtsanwalt beauftragen.
Was ist passiert?
Hermann Wieters erhebt schwere Vorwürfe. Die Qualität des Essens, das die Teufelsmoor Gastronomie und Service gGmbH liefert, sei "oft unterirdisch, das Angebot zu vegetarisch". Zudem werde noch teilgefrorenes Essen herausgegeben oder angeliefert. Weiter schreibt Wieters: "Kindern wird sogar schlecht nach dem Verzehr von einigen Mahlzeiten." Er bringt auch die Einschaltung des Gesundheitsamtes ins Spiel.
Was ist dran an den Vorwürfen?
Mehrere Tage bringe die Verwaltung damit zu, die Vorwürfe zu prüfen, berichtet Gerd Brauns. Viele Beteiligte hätten in jüngster Zeit schlecht geschlafen, die Vorwürfe belasteten sie. Gefunden hätten sie indes nichts. Von erheblichen Beschwerden ist nichts bekannt. Berichte über krank gewordene Schülerinnen oder Schüler konnten laut Brauns von keiner Schule bestätigt werden. Weder in der Verwaltung noch in den Schulen. "Wir haben das bei allen Schulen abgefragt", erklärt der Verwaltungschef.
Wie der Caterer reagiert
Erwin Bienewald, Geschäftsführer der Teufelsmoor Gastronomie und Service gGmbH, führt an, dass das Essen kontrolliert werde. Beispielsweise würde die Temperatur bei der Auslieferung gemessen und protokolliert. Etwa 90 Grad Celsius habe es zu diesem Zeitpunkt. Zudem werden Proben eingelagert und einige Zeit aufbewahrt. Sie könnten bei einem möglichen Zwischenfall analysiert werden. Für Erwin Bienewald grenzen die Anschuldigungen durch Hermann Wieters an Ehrverletzung und Beleidigung.

Die Kooperative Gesamtschule in Hambergen steht im Blickpunkt einer Diskussion.
Seine Köche hätten gerade erst von den Grundschulen Axstedt und Wallhöfen Dankschreiben erhalten, in denen die gute Zusammenarbeit und die Qualität des Essens positiv hervorgehoben worden sei. Das sei das gleiche Essen, das nach "Auffassung des Herrn Wieters gesundheitsgefährdend und von unterirdischer Qualität sein soll".
"Keine glaubwürdigen Beschwerden bekannt"
Auch Jan Wesseling, Schulleiter der Kooperativen Gesamtschule (KGS), weiß nichts von Beschwerden von Eltern, wie er auf Nachfrage der Redaktion sagt. Die Samtgemeinde hat sich mit Elternvertretern ausgetauscht. Die haben sich umgehört – von Problemen oder Beschwerden sei ihnen aber nichts berichtet worden. Die Vorsitzende des Schulelternrats der KGS, Sandra Richter, sagt auf Nachfrage: "Uns ist keine glaubwürdige Beschwerde zur Kenntnis gekommen." Im Gegenteil: Sie berichtet von einem Gespräch mit der Mutter der Schülerin, der schlecht geworden sei. Diese habe erzählt, der Vorfall liege bereits zwei Jahre zurück - beschwert habe sie sich nicht. Vor zwei Jahren war die Teufelsmoor Gastronomie aber noch kein Lieferant der KGS. Laut Brauns läuft auch der Vorwurf ins Leere, es sei gefrorenes Essen ausgegeben worden. Dabei soll es sich laut der Mutter um Gemüsesticks gehandelt haben. Die würden aber frisch zubereitet und könnten somit nicht gefroren sein.
Wie sieht es Samtgemeindebürgermeister Brauns?
"Hermann Wieters hat für seine Vorwürfe keinerlei Belege", findet Gerd Brauns nach all der zeitaufwendigen Untersuchung. Der Ratsherr führe zahlreiche Eltern an, die sich bei ihm gemeldet haben sollen und die schlechten Zustände beschreiben. Sie hätten auch davon berichtet, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen werden und der Verwaltung lange bekannt seien.

In dieser Küche kann kein Schulessen zubereitet werden.
Einige seien an die Firma Pairsolutions verwiesen worden, die aber die Eltern barsch abgewiesen habe. Für Gerd Brauns ist das eine völlig unverständliche Behauptung. Denn: "Das Unternehmen hat nichts mit der Qualität des Essens zu tun." Es stelle lediglich das Bezahlsystem zur Verfügung.
Wie kam die Sache auf?
Ins Rollen kam die Sache durch einen Antrag von Hermann Wieters, in dem er vorschlug, das Essen für die KGS in Eigenregie der Samtgemeinde zu kochen. Schließlich gebe es in der Schule ja eine Küche, die teuer angeschafft worden sei, aber nie genutzt werde. Es existiert in der Realität allerdings nur ein normaler Herd, der nicht für das Zubereiten einer solchen Menge an Essen geeignet ist. Wieters zog daraufhin den Antrag zurück. Allerdings bemängelte er schon zu diesem Zeitpunkt die Qualität des Essens: Wenn nur zehn Schüler das Angebot in Anspruch nehmen, könne etwas nicht stimmen, so der Tenor. Er führte aus, wie wichtig gute und gesunde Mahlzeiten seien.
Wie es weitergehen soll
Ursprünglich belieferte das Seminarhaus Kramelheide die Samtgemeinde. Als dieses den Vertrag kurzfristig kündigen musste, sprang die Teufelsmoor Gastronomie ein. Auch zu diesem Zeitpunkt hätten nur rund zehn Schüler der KGS täglich gegessen, betont Erwin Bienewald. Die Samtgemeinde prüft aktuell, wie es mit dem Schulessen weiter gehen soll. Der Vertrag mit der Teufelsmoor Gastronomie wurde gerade um ein Jahr verlängert.
Erwin Bienewald macht keinen Hehl daraus, dass er gerne weiter mit der Samtgemeinde zusammenarbeiten würde. Im Februar 2023 wurden im Schnitt in der Grundschule Hambergen 45, in Axstedt 33 und in Wallhöfen 55 Essen täglich ausgegeben. Da erscheint die Ausgabe für die KGS gering.
Was könnten die Gründe sein?
Darüber lässt sich nur spekulieren. Ein Argument dürfte vermutlich beim angebotenen Essen zu suchen sein. Die Lieferanten müssen und wollen ein ausgewogenes und gesundes Essen bieten und das deckt sich nicht unbedingt mit den Vorlieben von Jugendlichen. Das ist ein häufig diskutiertes Problem. Insbesondere ältere Schüler versorgen sich gern selbst im Ort.
Dabei könnte auch Psychologie eine Rolle spielen. Ältere Schüler dürfen ganz offiziell das Schulgelände verlassen, um sich zu verpflegen, jüngere nicht. Erreichen Schüler diese Schwelle, finden sie es möglicherweise "cool", nun ebenfalls diese Möglichkeit zu haben und wollen diese wortwörtlich auskosten. Bienewald will zusammen mit der Schule und der Verwaltung etwas an der geringen Teilnahme ändern. Die Samtgemeindeverwaltung will ihrerseits mit Schülern und Eltern sprechen und das weitere Vorgehen abstimmen.