Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Zahl der Ladesäulen nimmt zu Wie Elektroautos im Landkreis Osterholz genügend Saft bekommen

Die Zahl der Ladesäulen nimmt zu – auch im Landkreis Osterholz. Einfach ist das Laden des Elektroautos aber nicht immer.
06.05.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie Elektroautos im Landkreis Osterholz genügend Saft bekommen
Von Peter von Döllen

Elektroautos haben in Deutschland immer noch einen schweren Stand. Die Gründe für die Vorbehalte sind zahlreich. Einer davon ist die Sorge um ausreichende Ladesäulen, an denen der Akku für weitere Fahrten aufgefüllt werden kann. Der Ausbau geht allerdings voran, wie Statistiken zeigen. Doch wie sieht es in der Praxis aus?

Wo liegt die Problematik?

In der Öffentlichkeit steht die Reichweite häufig an erster Stelle, wenn es um Elektroautos geht. Obwohl sie stetig zunimmt, ist die Sorge, bei längeren Fahrten mit leerem Akku liegen zu bleiben, offenbar immer noch groß. Die Zahl der Säulen an Autobahnen und Fernstraßen ist allerdings inzwischen so hoch, dass Reisen mit etwas Vorbereitung kein Problem darstellen sollten. Hier finden sich inzwischen schnelle Lader, die eine Aufladung des Akkus innerhalb von 20 bis 30 Minuten ermöglichen. In dieser Zeitspanne können die meisten Fahrzeuge von 20 auf 80 Prozent geladen werden.

Wie viele Ladestationen gibt es im Landkreis?

Laut der Bundesnetzagentur gibt es aktuell im Landkreis Osterholz 94 öffentliche Ladestationen, an denen theoretisch 183 Autos gleichzeitig geladen werden können. Sie unterscheiden sich durch die Ladegeschwindigkeit: 47 Schnellladepunkte mit mehr als 22 kW und 136 Normallladepunkte mit bis zu 22-KW-Ladekapazität. Auch im Landkreis Rotenburg nahm die Zahl der Stromzapfstellen zu: von 224 im September 2023 auf jetzt 315.

Wie viele E-Autos gibt es im Landkreis?

Im Landkreis Osterholz sind 75.293 Autos zugelassen, wie die Verwaltung auf Nachfrage mitteilt. Davon haben 2615 einen reinen elektrischen Antrieb. Das entspricht einem Anteil von 3,5 Prozent. 1189 Autos im Landkreis sind Plug-in-Hybride (1,6 Prozent). Die Quote der elektrisch angetriebenen und aufladbaren Pkw im Landkreis Osterholz ist laut Verwaltung im vergangenen halben Jahr um 0,5 Prozentpunkte angestiegen.

Wie sieht es im Alltag aus?

Die meisten Besitzer von E-Autos dürften nicht regelmäßig auf langen Strecken unterwegs sein und haben ganz andere Routinen. Sie nutzen das Fahrzeug, um zur Arbeit zu kommen, zum Einkaufen, für Arztbesuche und andere Besorgungen oder Besuche. Das sind überschaubare Strecken und dafür reicht es oft, den Akku ein, zwei oder dreimal die Woche zu laden.

Laut einer Umfrage des Unternehmens Gridx, das Energiemanagementsysteme entwickelt und vermarktet, laden etwa 53 Prozent der Besitzer von E-Autos zu Hause, 15 Prozent am Arbeitsplatz. Zwar wurden lediglich 200 Nutzer befragt, ein gewisser Trend kann aber abgelesen werden. Theoretisch können die Autos mit entsprechenden Kabeln auch an einer normalen Netzsteckdose geladen werden. Das dauert allerdings sehr lange. Deshalb werden meist sogenannte Wallboxen verwendet. Sie müssen von einem Elektriker angeschlossen werden und müssen je nach Geschwindigkeit beim Netzbetreiber angemeldet oder genehmigt werden.

Wie viele Wallboxen gibt es im Landkreis?

Im Netz der Osterholzer Stadtwerke sind aktuell 1103 Wallboxen im Betrieb, wie der Versorger mitteilt. Im Netz des zweiten Betreibers, der oldenburgischen EWE, sind 32.375 Wallboxen registriert. Wie ein Pressesprecher sagt, geht man in Oldenburg aber von einer Dunkelziffer aus, weil sich nicht alle an die Meldepflicht halten. Zudem kann die Zahl nicht so einfach auf das Gebiet des Landkreises heruntergebrochen werden. Geht man von einer ähnlichen Zahl beider Netzbetreiber aus, wären etwa 2200 Wallboxen in Betrieb. Bei 2600 reinen elektrisch angetriebenen Autos würden rund 85 Prozent davon an einer privaten Wallbox geladen.

Warum haben nicht alle Nutzer eine Wallbox?

Wallboxen haben Vorteile. Zum einen kann das Auto geladen werden, wenn es gerade passt. Und: Der Strom ist meist günstiger, weil er an öffentlichen Ladestationen meist mehr kostet. Besonders günstig wird es, wenn eine eigene Solaranlage genutzt werden kann. Wer ein eigenes Haus besitzt, kann relativ einfach eine Wallbox realisieren. In ländlichen Gegenden ist das häufig der Fall. In Städten und Orten ist das aber nicht so einfach. Wer zur Miete wohnt, muss sich mit dem Vermieter einigen, obwohl es ein Recht auf eine Wallbox gibt. Und die Wallbox muss in der Nähe des Stellplatzes des Autos platziert werden. Das kann mitunter teuer werden.

Was tun ohne Wallbox?

Wer über keine eigene Wallbox verfügt, ist auf öffentliche Ladesäulen angewiesen. Statistisch steigt deren Anzahl stetig. Doch im Alltag ist es nicht immer einfach, diese zu nutzen. Es gibt mehrere Strategien. Eine Möglichkeit wäre, ein oder zwei Mal wöchentlich eine schnelle Säule mit hoher Ladekapazität anzusteuern. Dort kann das Auto in 20 bis 30 Minuten – je nach Auto und Säule – aufgeladen werden, was im Idealfall die Nutzung des Autos an mehreren Tagen ermöglicht. Schnelle Säulen sind aber nicht immer in der Nähe erreichbar. In kleineren Städten oder Gemeinden gibt es immer noch Ladepunkte, die höchstens 22 kW aufweisen. Dort dauert das Laden mehrere Stunden. Nicht gerade vorteilhaft für Autofahrer, die auf das Laden in den Abend- und Nachtstunden angewiesen sind. Das Auto kann oft nicht einfach über Nacht an der Säule stehen. An den Säulen der Osterholzer Stadtwerke ist das beispielsweise auch nicht gewünscht. "Hier greift bei unseren Tarifen nach vier Stunden Laden ein sogenannter Zeittarif, der dann (nach dem Ablauf von vier Stunden, in denen das Auto vollgetankt sein sollte) noch fünf Cent pro Minute dazu rechnet", teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Wer will schon nach vier Stunden das Auto umparken?

Lesen Sie auch

Eine weitere Möglichkeit wäre, immer beim Einkaufen oder anderer Parkvorgänge das Auto einzustöpseln. Bei einer Ladegeschwindigkeit von 11 kW könnte die Reichweite während eines halbstündigen Einkaufs etwa um 50 Kilometer erhöht werden, was natürlich vom Verbrauch des Autos abhängt. Einige Märkte verfügen inzwischen um schnellere Lader. Lidl bietet im Landkreis beispielsweise die Möglichkeit, mit 50 kW zu laden. Dazu teilt das Unternehmen mit, dass der Ladevorgang nicht auf die Zeit eines Einkaufs begrenzt ist. Die Säulen sind allerdings außerhalb der Öffnungszeiten nicht in Betrieb. Bei Marktkauf sind gerade einige sehr schnelle Säulen entstanden.

Was kostet das Laden an öffentlichen Säulen?

Beim Preis herrscht ein wenig Chaos. Die Preise sind nicht auf den ersten Blick sichtbar. Erst ein Blick auf die Displays offenbart ihn – aber auch nicht sofort. Denn: Es gibt unterschiedliche Preise. Meist muss der Ladevorgang mittels Kundenkarte oder App freigeschaltet werden. Wer die "passende" Karte des jeweiligen Anbieters oder eines Kooperationspartners hat, bezahlt einen Grundpreis. Meist kann mit Karten anderer Anbieter geladen werden, was in der Regel aber mehr kostet. Mit Abos bieten einige Anbieter geringere Preise. Dafür müssen Nutzer aber eine Monatsgebühr zahlen. Mittlerweile muss das Laden auch mit einer Kreditkarte gewährt werden. Das ist auch meist der Fall – dann wird aber allgemein der höchste Preis fällig.

Die Preise variieren ziemlich. Ohne Abo werden pro kWh zwischen 42 und 72 Cent berechnet. Es gibt aber durchaus Ladesäulen, an denen mehr als ein Euro verlangt wird. Zum Vergleich: An einer eigenen Wallbox liegt der Preis etwa bei 25 bis 36 Cent je nach Vertrag. Es gibt verschiedene Apps, die einem zeigen, mit welcher Karte man bei einem bestimmten Anbieter am günstigsten lädt. Klar ist: Wer günstig laden will, braucht mehrere Ladekarten. Bei Youtube gibt es auch viele Beiträge mit Vergleichen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)