Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Lanzendörfer bei "Hart aber fair" "Der gute Arzt" greift an

Gewohnt angriffslustig gab sich der Bassumer Mediziner und Politiker Christoph Lanzendörfer am Montag bei "Hart aber fair". Mit dem WESER-KURIER ließ er die Sendung Revue passieren.
20.03.2018, 18:02 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sebastian Kelm

Landkreis Diepholz. Nicht zuletzt durch seine Auftritte auf der lokalpolitischen Bühne ist Christoph Lanzendörfer bekannt für seine bissigen Worte, seine provokante Art, seine Streitbarkeit. Da überraschte es nicht, dass sich der praktizierende Hausarzt und Psychotherapeut aus Bassum am Montagabend in Frank Plasbergs TV-Talkrunde bei „Hart aber fair“ ähnlich angriffslustig gab. Bevorzugtes Ziel seiner Attacken: der neue CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn. Wie sollte es auch anders sein, schließlich ist Lanzendörfer mehr als nur nebenbei auch überzeugter Sozialdemokrat. Und immerhin gab der Titel der Sendung „Warten zweiter Klasse – was bessert sich für Kassenpatienten, Herr Spahn?“ schon die Stoßrichtung vor.

Für die Rollenverteilung hatte derweil der Moderator gesorgt. Frank Plasberg stellte Lanzendörfer als „der gute Arzt“ vor und dar – in Abgrenzung zu Andreas Gassen, Orthopäde, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und einer der übrigen vier Gäste. Dafür teilten beide wenigstens den Grundsatz „Wir behandeln alle gleich gut“. Wobei der Bassumer diesen Wahlspruch – oder besser: Anspruch – wohl wörtlicher nahm. Zumindest betonte er, auch Privatpatienten müssten bei ihm auf die Warteliste. Unterschiede mache er nicht, weder nach Art der Versicherung noch nach sonstiger Herkunft. Er fände dies „unethisch“ – und erntete Applaus aus dem Publikum.

Die Gesten, mit denen der 63-Jährige selbst auf seine Gesprächspartner in Berlin reagierte, zeugten da weniger von Zustimmung. Lanzendörfer schüttelte oft den Kopf, spitzte skeptisch die Lippen. Und widersprach. Etwa dann, als Jens Spahn das private System als „Solidarversicherung“ bezeichnete. Es handele sich doch vielmehr um eine „Riskoversicherung“, belehrte der frühere Bundestagskandidat aus dem Landkreis Diepholz den Bundestagsabgeordneten entschieden. Und auch am Tag nach „Hart aber fair“ haderte er gegenüber unserer Zeitung noch immer mit der Position des Profi-Politikers: „Es wundert mich, dass jemand partout nicht verstehen will, dass es einen Unterschied zwischen einer gesetzlichen Krankenkasse und einem gewinnorientierten, börsennotierten Unternehmen gibt.“

Wie hat er die Sendung grundsätzlich erlebt? Lanzendörfer teilt einige Kritiken: „Eine richtige Diskussion mit offenem Ausgang ist das nicht gewesen, eher ein Austausch von Argumenten.“ Seine sonstigen Eindrücke: Das Studio sei kleiner gewesen, als es im Fernsehen wirkt, der Ablauf dafür sehr professionell. Auf Lanzendörfer als Experte gekommen war die Redaktion übrigens nach einem Beitrag über ihn im Politikmagazin „Monitor“. Frank Plasberg habe er nun als „sehr sympathisch“ erlebt: „Er mag kurze, klare Statements, kein Geschwafel.“

Pointiert antwortete Lanzendörfer durchaus. Auf Überstunden für den Patienten angesprochen, sagte er nur: „Das ist doch mein Beruf.“ Er berichtete zudem von einem Rüffel der Kassenärztlichen Vereinigung, weil er laut Zeitbudgetierung zu lange gearbeitet hat. Und er erzählte, wie er mal drei Jahre später das Verschreiben eines Medikamentes rechtfertigen musste. Dann der hohe Verwaltungsaufwand. „Ich arbeite viel für den Papierkorb“, haderte er mit dem Papierkram. Ihn stören auch die „elenden“ individuellen Gesundheitsleistungen, die „erkauft“ werden können. Warum einige Vertreter seine Zunft diese überhaupt anbieten, wollte Plasberg von ihm wissen. Lanzendörfer zynisch: „Die hungern wahrscheinlich.“ Nachdem er so gegen einige Kollegen ausgeteilt hatte, fragte ihn der Moderator nach der Zahl seiner Bodyguards. „Zwei“, entgegnete der hiesige Mediziner lachend.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)