Einen 68 Hektar großen Solarpark möchte der Projektierer ON-Energy zwischen Breddorf und Hepstedt errichten und betreiben. Zu dem Projekt gab es jetzt eine erste öffentliche Informationsveranstaltung, zu der sich mehr als 50 Interessierte im Breddorfer Heimathaus eingefunden haben. Es gab etliche Nachfragen, auch Kritiker meldeten sich zu Wort.
Was ist geplant?
Wie Projektleiter Jörn Schaube von ON-Energy mit Sitz in Dortmund erklärte, soll sich der geplante Solarpark auf vier zusammenhängenden Baufeldern auf insgesamt 68 Hektar erstrecken – zwischen dem Breddorfer Friedhof und der Gemeindegrenze zu Hepstedt. Die Module sollen eine Gesamtleistung von 99,9 Megawatt haben. Würde das Projekt genau so realisiert, wäre es der größte Solarpark in der Samtgemeinde Tarmstedt. Erwartet wird ein Stromertrag von etwa 97,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, die den Bedarf von 21.700 Vier-Personen-Haushalten decken könnten – oder 5,4 Prozent des jährlichen Strombedarfs des Hamburger Kupferherstellers Aurubis, so Schaube auf Nachfrage. Die Modulreihen sollen einen Abstand von 1,50 Meter haben, die Unterkante der Solarplatten ist laut Zeichnung 80 Zentimeter hoch, damit Schafbeweidung möglich ist, die Oberkante liegt bei 3,50 Metern. Pro Megawatt Leistung würden etwa 500.000 Euro investiert, die Stromleitung und das erforderliche Umspannwerk inklusive.
Wie sieht die Gemeinde das Projekt?
Grundsätzlich positiv, sagte Bürgermeisterin Susanne Schmiedel zu Beginn der Veranstaltung, es gebe "viele positive Aspekte". Gleichwohl betonte sie, dass "noch nichts entscheiden" sei. Der Gemeinderat habe bestimmte Vorgaben beschlossen, die eingehalten werden müssten. Beispielsweise müsse der Abstand zum Friedhof und zur Wohnbebauung, wozu auch der ehemalige Bahnhof zählt, 200 Meter betragen. Zudem müsse ein Blendschutz gewährleistet sein.
Außer der Größe – was unterscheidet den Breddorfer Solarpark von anderen?
In Breddorf soll es möglich sein, dass sich beispielsweise eine Energiegenossenschaft mit bis zu 20 Prozent direkt an dem Solarpark beteiligt, erklärte Projektleiter Schaube. Mitglieder dieser noch zu gründenden Genossenschaft könnten Privatpersonen, aber auch die Gemeinde sein. Über ihre Anteile wären sie dann Teilhaber des Solarparks. Gerade dieser Aspekt – die Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung – sei den Grundstückseigentümern wichtig gewesen, sagt Bürgermeisterin Schmiedel. Weil Projektierer dies meist nicht wollten, hätten die Grundstücksbesitzer das Projekt zunächst auf eigene Faust umsetzen wollen. Sie seien aber daran gescheitert, dass Privatleute keinen Netzanschluss bekämen. "Und ohne Netzanschluss kein Solarpark", sagte ON-Energy-Mann-Schaube.
Was hätte die Gemeinde davon?
Auch ohne direkte finanzielle Beteiligung hätte die Gemeinde allein durch die gesetzlich vorgeschriebene Akzeptanzabgabe von insgesamt 0,3 Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom etwa 300.000 Euro pro Jahr zu erwarten. Da die finanzstarke Gemeinde das Geld derzeit nicht unbedingt brauche, so Bürgermeisterin Schmiedel, sei denkbar, dass die Grundsteuer gesenkt werde, um die Bevölkerung an den zusätzlichen Einnahmen teilhaben zu lassen. Nach einigen Jahren, wenn der Solarpark abbezahlt ist, kämen noch weitere Einnahmen aus der Gewerbesteuer hinzu.

Geplanter Solarpark in Breddorf (Stand Mai 2025)
Wie ist der Stand?
ON-Energy hat mit elf Grundstückseigentümern Vorverträge geschlossen, um deren Flächen für 20 Jahre einschließlich einer Verlängerungsoption von zweimal fünf Jahren zu pachten. Die Verträge werden nur wirksam, wenn der Solarpark kommt. Voraussetzung ist ein Bebauungsplan, der aus den landwirtschaftlichen Flächen ein "Sondergebiet Solar" macht, dieses Verfahren könne 12 bis 18 Monate dauern und beinhalte mehrere Gelegenheiten zu Stellungnahmen, Anregungen und Widerspruch. Herrin des Verfahrens ist die Gemeinde, die zunächst die Aufstellung und am Ende die Satzung beschließen müsste. "Der Gemeinderat kann das Verfahren jederzeit stoppen", erklärte Schaube, "das ist unser Risiko." Das betrifft auch die Baugenehmigung, die danach beim Landkreis beantragt würde. An diesem Sonnabend berät erst einmal der Breddorfer Bau- und Wegeausschuss in einer nicht öffentlichen Sitzung über das Vorhaben.
Was sagen die Bürger?
Eine Frau befürchtete eine Wertminderung der Grundstücke durch den Solarpark. Antwort Schaube: Es fehle ein objektiver Bewertungsmaßstab, über das Thema müsse gesprochen werden. Ein Mann sprach angesichts des erwarteten großen Windparks zwischen Breddorf und Tarmstedt von "einer technischen Überprägung der Kulturlandschaft", ein anderer befürchtete, dass zu viele Flächen für den Maisanbau für Biogasanlagen verloren gingen. Dazu Schaube: Die Landschaft verändere sich ständig, ebenso die Landnutzung. Der Maisanbau habe andere Kulturen verdrängt, die zuvor angebaut wurden. Zudem seien Maisäcker "das ökologisch Schlechteste, was es gibt". Mit dem Solarpark würden sie durch extensives Grünland ersetzt, das ohne Gülle und Pestizide auskomme. Auch verbessere sich die Flächeneffizienz: Für den gleichen Stromertrag brauche ein Solarpark im Vergleich zu einer Biogasanlage nur ein Zwanzigstel bis ein Dreißigstel der Fläche. Ein Jäger forderte Schneisen fürs Wild, ansonsten könne der Solarpark zu einer "Falle" werden, in der der Wolf dann leichtes Spiel habe. Auch solche Fragen würden geklärt, so Schaube. Und zur befürchteten optischen Beeinträchtigung der Landschaft sagte Schaube: "Im täglichen Leben der Menschen ist der Solarpark praktisch gar nicht da. Wir sitzen den Leuten damit ja nicht im Wohnzimmer." Auch die Größe sei kein Kriterium für die Akzeptanz.