Tarmstedt. Wie Hepstedt hat nun auch die Gemeinde Tarmstedt eine Bürgermeisterin – ebenfalls die erste in ihrer Geschichte: Hella Rosenbrock wurde in der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats einstimmig in dieses Amt gewählt. Sie folgt auf Wolf Vogel (75), der nach 15 Jahren als Bürgermeister und 35 Jahren im Gemeinderat nicht mehr kandidiert hatte. Vogel war auch der erste, der ihr nach der Wahl mit einem Blumenstrauß und einer herzlichen Umarmung gratulierte. An die Ratsmitglieder richtete er später augenzwinkernd die Bitte: "Behandelt mir Hella als Bürgermeisterin anständig, so wie ihr mich behandelt habt."
Offene Abstimmung
Vorangegangen war der offizielle Wahlvorschlag des CDU-Fraktionsvorsitzenden Joachim Müller: "Es wird Zeit, dass wir von den Männern mal zu einer Frau wechseln", sagte er und schlug Hella Rosenbrock vor. Ihre Wahl erfolgte in offener Abstimmung, sie selbst enthielt sich der Stimme. "Ich gebe zu, dass ich großen Respekt vor dieser Aufgabe habe", sagte die neue Bürgermeisterin. Und ja, sie sei "ganz schön aufgeregt", fügte sie hinzu, bevor sie vom Ratsältesten Henry Michaelis die Sitzungsleitung übernahm.
Ebenfalls von Joachim Müller kam der Vorschlag, den SPD-Fraktionschef Bernd Sievert zum ersten stellvertretenden Bürgermeister zu wählen, was dann auch einstimmig erfolgte. Sievert wiederum schlug vor, dass der FDP-Fraktionsvorsitzende Henry Michaelis der zweite Vertreter der Bürgermeisterin werden solle, was mit einer ebenso einstimmigen Wahl sogleich besiegelt wurde. Das Bürgermeistertrio wurde auch in den Verwaltungsausschuss gewählt, das stets vertraulich tagende, nach dem Rat zweitwichtigste Beschlussgremium der Gemeinde. Weitere Mitglieder sind Bernd Willenbrock (CDU) und Wilfried Kösters (Grüne). Auf die Auslosung des fünften Sitzes wurde verzichtet, weil sich alle Fraktionen im Vorfeld abgestimmt hatten.
Oliver Moje ist Gemeindedirektor
Mit den Verwaltungsaufgaben der Gemeinde Tarmstedt betraut ist traditionell der Samtgemeindebürgermeister, der in Personalunion als Gemeindedirektor agiert. "Das ist gute Sitte bei uns", so Joachim Müller, so solle es auch weiterhin sein. Er schlug daher den neuen Samtgemeindebürgermeister Oliver Moje vor, der ebenfalls einstimmig gewählt wurde. Als stellvertretender Gemeindedirektor wiedergewählt wurde danach Jörg Wagner aus dem Bauamt. Sein Kommentar: "Es ist mir weiterhin eine Freude."
Emotionale Momente gab es bei der Verabschiedung der Frauen und Männer, die aus dem Tarmstedter Gemeinderat ausgeschieden sind. 1981, ein Jahr nachdem sie nach Tarmstedt gezogen war, wurde Hannelie Aßmann in den Gemeinderat gewählt. Und seitdem, also 40 Jahre lang, war sie auch Vorsitzende des Finanzausschusses. Seit 1986 war sie zudem stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde. Für ihren Einsatz bekam sie einen Inselflug geschenkt - Ziel bislang unbekannt. Pilot wird Mario Poschmann sein, der wie sie in der SPD-Fraktion saß (seit 2016), ebenfalls verabschiedet wurde und einen Flugschein hat.
Vogel hatte 1981 Lospech
Hannelie Aßmann hatte bei ihrer ersten Wahl genau so viel Stimmen bekommen wie Wolf Vogel, weswegen damals das Los entscheiden musste, zitierte Bernd Sievert aus einem Artikel der Wümme-Zeitung. Vogel hatte Lospech, rückte aber 1985 nach, wurde 2006 Bürgermeister und noch zweimal wiedergewählt. "Als Ratsmitglied und als Bürgermeister war es für Dich eine Berufung, die du gelebt hast. Tag für Tag, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr", so Hella Rosenbrock, "diese großen Schuhe passen keinem anderen." Ausführlich gewürdigt werde Vogel bei seiner Verabschiedungsfeier am 19. November.
Verabschiedet wurden zudem noch Christina Bruns (seit 2016 im Rat), Gertrud Kruse (seit 2001 im Gemeinderat und seitdem Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Jugend und Senioren), Bastian Pommert (2011 bis 2021) und Klaus Rücker (2016 bis 2021).