Um etwas mehr als zehn Prozent ist die Zahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr im Landkreis Rotenburg gestiegen. 2023 registrierten die Beamten 5981 Unfälle, im Jahr zuvor waren es 5425. Die Polizeiinspektion Rotenburg hat jetzt die Unfallstatistik 2023 vorgestellt.
Wie viele Menschen wurden getötet oder verletzt?
Bei 119 Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden wurden im vergangenen Jahr elf Menschen getötet und 130 schwer verletzt. Im Jahr zuvor waren es elf Getötete und 171 Schwerverletzte. Damit verzeichnet die Polizei bei schweren Verkehrsunfällen einen Rückgang um knapp 24 Prozent. Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich außerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Hauptunfallursache bei den schweren Verkehrsunfällen bleibt unangepasste Geschwindigkeit. "Trotz des deutlichen Gesamtanstiegs der Verkehrsunfälle in unserem Landkreis ist es sehr erfreulich, dass die Anzahl der Unfälle mit schwerem Personenschaden dennoch gesunken ist", sagt Jörg Wesemann, Leiter der Polizeiinspektion Rotenburg.
Wie groß ist die Gefahr von Wildunfällen?
Wildunfälle spielen beim Unfallgeschehen im Landkreis Rotenburg immer noch eine besondere Rolle. Im vergangenen Jahr kam es zu 2190 Kollisionen mit Wildtieren. 2022 wurden 1769 Zusammenstöße gemeldet, 2021 waren es 2035. Etwa jeder dritte Verkehrsunfall (36,6 Prozent) ereignete sich durch eine ungewollte Kollision mit einem Wildtier. Die Polizei mahnt: In wildgefährdeten Bereichen sollten Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen, achtsam fahren und bremsbereit sein.
Wie häufig begehen Verkehrsteilnehmer Unfallflucht?
Gestiegen ist auch die Zahl der Fälle mit Verkehrsflucht, und zwar um acht Prozent. In 1021 Fällen (2022: 944) entfernte sich ein Unfallbeteiligter unerlaubt von der Unfallstelle. Gut die Hälfte der Unfallfluchten ereignete sich auf Parkplätzen oder beim Vorbeifahren an geparkten Fahrzeugen. Die Aufklärungsquote lag bei etwas mehr als 40 Prozent. Trotz der Gefahr, dafür die Fahrerlaubnis zu verlieren, werde Unfallflucht scheinbar immer noch als Kavaliersdelikt angesehen, vermutet die Polizei.
Welche Rollen spielen Drogen und Alkohol?
Fahrten unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss haben auch im vergangenen Jahr zu schweren Verkehrsunfällen geführt. In 71 Fällen war Alkohol und 13 Mal Drogen- oder Medikamentenkonsum die Ursache für einen dieser Unfälle. Dabei wurde ein Mensch getötet. Elf Personen erlitten schwere, 29 Personen leichte Verletzungen. Um diese Zahl zu senken, setzt die Polizei im Kreis Rotenburg gezielt Verkehrskontrollen ein. Im vergangenen Jahr wurden 360 Fahrerinnen und Fahrer unter Drogen- oder Medikamenteneinfluss am Steuer oder Lenker eines Kraftfahrzeuges oder eines Fahrrades erwischt. In 205 Fällen hatten Fahrzeugführer zuvor Alkohol getrunken.

Die Unfallstatistik 2023 für den Landkreis Rotenburg.
Gab es tödliche Fahrradunfälle?
Bei 243 Radfahrerunfällen, an denen auch Fahrerinnen und Fahrer von Pedelecs beteiligt waren, sind 2023 zwei Menschen getötet, 18 schwer und 167 leicht verletzt worden. Im Vergleich dazu verzeichnete die Polizei im Jahr davor 273 Radfahrerunfälle, 2021 waren es 178. Die Polizei bedauert, dass noch immer zu viele Radfahrer keinen Helm tragen.
Wie sieht das Unfallgeschehen auf der A1 aus?
Auf der dreispurigen Hansalinie A1 musste die Autobahnpolizei Sittensen auf den rund 57 Autobahnkilometern zwischen den Anschlussstellen Posthausen und Rade im vergangenen Jahr 649 Unfälle und damit genau 36 mehr als 2022 aufnehmen. Das entspricht einem leichten Anstieg von 5,8 Prozent. Es kamen zwei Menschen ums Leben. 32 Personen erlitten schwere, 146 leichte Verletzungen.
Was ist die Hauptursache für Unfälle?
In den letzten Jahren hat die Ablenkung im Straßenverkehr durch elektronische Medien, vor allem durch Smartphones, deutlich zugenommen. Die Dunkelziffer sei allerdings weit höher als die offiziell festgestellten Verstöße, berichtet die Polizei. Dies sei besonders besorgniserregend, da Ablenkung mittlerweile zu den Hauptunfallursachen gehört. Bei Schwerpunktkontrollen mehrmals im Jahr auf Landstraßen und der Autobahn nimmt die Polizei das Thema besonders in den Fokus. In Kooperation mit dem Landkreis wurden spezielle Kameras angeschafft, um der Ablenkung im Straßenverkehr, besonders im Führerhaus von Schwerlastzügen, beweissicher begegnen zu können. Ein Blick auf das Smartphone von nur einer Sekunde bei 50 Stundenkilometern führe zu einem "Blindflug" von fast 14 Metern für den Fahrer oder die Fahrerin, mahnt die Polizei.
Was passiert mit den erhobenen Daten?
Eine detaillierte Analyse aller Unfallzahlen soll im Rahmen der jährlichen Sitzung der Verkehrsunfallkommission erfolgen, zu der Polizeihauptkommissar Michael Holsten Experten verschiedener Behörden und Institutionen im Mai einlädt. Hier sollen die Situation an den Unfallhäufungsstellen erörtert und Lösungen zu deren Entschärfung erarbeitet werden, kündigt ein Sprecher der Polizei an.