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Waldbrandgefahr Experten sehen die Region gut aufgestellt

An vielen Orten der Erde brennen die Wälder. So stellt sich die Frage, wie gefährdet die Bestände in den Kreisen Rotenburg und Osterholz sind. Experten berichten, worauf es ankommt.
27.09.2021, 14:00 Uhr
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Von Judith Tausendfreund

Landkreise Osterholz/Rotenburg. Global betrachtet war der Sommer 2021 geprägt von Hitzewellen und Waldbränden. Lokal gesehen war der Sommer 2021 aber recht nass. Dies bestätigt zum Beispiel Siegfried Rakowitz, Förster der Revierförsterei Bevern und Waldbrandbeauftragter für den Landkreis Rotenburg. „Die Waldbrandgefahr hat in den letzten Jahren definitiv zugenommen, in diesem Jahr war es aber etwas ruhiger“, schildert er. Mit Blick auf die Sommer der vergangenen Jahre weiß er aber, dass der Boden immer stärker ausgetrocknet sei und auch die Phasen, in denen es trocken war, immer länger wurden. Und auch wenn es in diesem Jahr mehr geregnet habe, „der Grundwasserspeicher ist noch lange nicht aufgefüllt“, so Rakowitz.

„In den Jahren 2018, 2019 und 2020 hatten wir häufiger die Warnstufe 4 oder 5“, erklärt er weiter zum Thema Waldbrandgefahr - dennoch sei die Region zum Glück vor großen Waldbränden verschont geblieben. Die Warnstufe 5 ist die höchste Stufe, die ausgerufen wird. „Wir haben ein sehr gutes Frühwarnsystem für die Lüneburger Heide, dort werden Gebiete überflogen, es gibt auch Überwachungstürme“, beschreibt Rakowitz. Die Böden im Landkreis Rotenburg seien tendenziell nasser, das Grundwasser höher. „Wir haben mehr Mischwälder und auch feuchtes Laub. Gefährdet sind die Übergänge zu den Mooren hin und die reinen Nadelholzgebiete“, beschreibt er mit Blick auf den Landkreis Rotenburg. „Aber auch wenn es in diesem Jahr entspannt war, sind wir darauf eingestellt, dass das Risiko eines Waldbrandes in den kommenden Jahren steigt“, betont er. Neue Maßnahmen müsse man deshalb aber nicht initiieren, “wir haben ein System mit den Feuerwehren erarbeitet, welches sehr gut ist“, berichtet er.

Osterholz: Drei gefährdete Areale

Sein Kollege Heiko Ehing von der Revierförsterei Heidhof ist ebenfalls Experte in Sachen Waldbrandgefahr und schätzt die Lage ähnlich ein. Mit Blick auf den Klimawandel sieht er die Region verhältnismäßig gut aufgestellt: „In den letzten Jahren war es hier noch grün, wenn es woanders schon trocken war“. Im Landkreis Osterholz benennt er dennoch drei besonders gefährdete Areale: das Waldgebiet Schmidts Kiefern und Heidhof und den dortigen Standortübungsplatz, der zwischen den Ortschaften Heilshorn, Brundorf, Meyenburg, Garlstedt und Hülseberg liegt. Auch das Waldgebiet Wallhöfen, westlich B74, sowie das Waldgebiet Stedener Forst bis zur alten und jungen Els einschließlich des Seemoors und des Naturschutzgebiets Springmoor nennt er - überall dort sei die Waldbrandgefahr höher. Eher weniger gefährdet seien die Mischbestände, die mit den dazugehörigen Sträuchern einen gewissen Schutz darstellen. „Es werden auch bewusst Korridore mit Roteichen als Schutzstreifen gepflanzt. Diese sind sehr brandhemmend“, weiß Ehing.

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Die Moore hingegen seien gefährdeter. Im Frühjahr gebe es dort viel trockenes Gras. Und im Falle eines Brandes können etwaige Löschfahrzeuge dort nicht so schnell hinfahren. Dies könne gefährlich werden, bisher habe man aber immer Glück gehabt. Insgesamt gibt es im Landkreis Osterholz nur etwa zwölf Prozent Wald, sagt Fachmann Ehing. „Durch die vielen Mischbestände mit Laubholz im Unterstand und ohne großflächige Kiefern-Dickungen ist die Waldbrandgefahr nicht so hoch“, schildert er. 

Zudem sei man gut aufgestellt, auch für die Zukunft: „Von den insgesamt vier Waldbrandbeauftragten ist mindestens einer immer zu erreichen“, erklärt er. „Zudem ist die Bevölkerung aufmerksam, kleine Brände würden schnell gemeldet. Sicher auch, weil die Menschen aus den Medien erfahren, wie gravierend die Folgen eines Waldbrands sind“, vermutet er. Besonders positiv sei die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren. Waldexperten und Feuerwehren arbeiteten Hand in Hand und übten den Ernstfall. „Bei einem Waldbrand bewegt sich das Feuer“, weiß er. „Wenn es brennt, lenken wir die Feuerwehr zum Brand hin. Wir können beraten, wenn es darum geht, welche Wege zu befahren sind. Und das ermöglicht dann ein schnelles Handeln“, so Ehing. Hinzu komme, dass der Wald sich immer verändere. Wege, die man von zwei Jahren gut kannte, sähen schnell ganz anders aus, weil Bäume und Pflanzen wüchsen und sich Orientierungspunkte veränderten.

Höheres Risiko in der Lüneburger Heide

Einen Überblick in Sachen Waldbrand-Prävention hat auch Knut Sierk. Er ist Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten für die Region Nord-Ost-Niedersachsen, Waldbrandbeauftragter im Heidekreis sowie Feuerwehrmann. „Die Landkreise Osterholz und Rotenburg sind keine Landkreise mit höchster Waldbrandgefahr“, bestätigt er. Anders sei es in der Lüneburger Heide. „Das liegt am Standort“, erklärt er - der sandige Heideboden bringe wenig Wasser mit, dort wüchse überwiegend Nadelholz. Alles in allem müsse man aber zu dem Ergebnis kommen, dass es auch 2021 zu trocken war.

„Der Wald hat sich nach den drei Jahren Dürre nicht ausreichend erholt“, erklärt der Sprecher. Zwar seien die jungen Bäume gut mit Wasser versorgt. Aber älteren Bäumen, die tiefer wurzeln, fehle noch Wasser, da die Bodenwasserspeicher nicht ausreichend aufgefüllt sind. Mit Blick auf die Waldbrandgefahr sei der Sommer aber gut verlaufen. Die Vegetation, die direkt auf dem Oberboden zu Hause ist, sei nicht so trocken wie in den Jahren zuvor. Waldbrände benötigten das Feuer von unten - wenn krautige, bodennahe Pflanzen sehr trocken sind, fördere das die Gefahr. Wenn es am Boden kein brennbares Material gebe, falle der Waldbrand aber zusammen. Mit Blick auf die nächsten, möglicherweise auch trockenen Jahre sehen sich alle drei Waldexperten gut aufgestellt. „Die Früherkennung ist unsere große Stärke. Das funktioniert über die zentrale Überwachung in Lüneburg, über die baulichen Maßnahmen, die wir durchführen und auch darüber, dass wir die Bevölkerung mobilisieren können, wachsam zu sein“, so Sierks Fazit.

Zur Sache

Kontrolle auch mit Flugzeugen

Um die Waldbrandgefahr einzudämmen, wird die Forstverwaltung mit waldbaulichen Maßnahmen präventiv aktiv. Mischwälder bieten mehr Schutz als reine Kiefernwälder. Doch brennen kann es überall. Daher gibt es zur Kontrolle auch Feuerwehrflieger. Diese starten von Lüneburg und Hildesheim und überfliegen weit mehr als nur die Lüneburger Heide. „Es gibt keine genauen Flugrouten, sondern es werden Gefährdungsanalysen gemacht. Bei Bedarf werden auch Rotenburg und Osterholz-Scharmbeck überflogen“, erklärt Knut Sierk, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Ein Vorteil sei es, dass man von oben direkt die Löschfahrzeuge an Ort und Stelle lotsen könne, was von unten oft nicht so leicht sei. Das bringe die Helfer schneller voran, je schneller es gehe, desto kleiner bleibe ein Brand. Die Waldbrandzentrale ist in Lüneburg, der Sitz ist im Behördenzentrum in der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg. Dort werden auch Bilder aus den zahlreichen Überwachungskameras gesammelt und permanent ausgewertet. „Je früher ein Brand erkannt wird, um so mehr Möglichkeiten haben die Helfer, Wasser an Ort und Stelle zu bringen“, erklärt der Fachmann. Auch Forstleute vor Ort überwachen bestimmte Areale, und „wir beziehen auch gerne die Bevölkerung mit ein“, schildert Sierk. Da heute im Grunde jeder ein Handy habe und Feuer eine Art Urgefahr sei, die alle in Alarmbereitschaft versetze, funktioniere das sehr gut. Wichtig sei, dass es ausreichend Tanklöschfahrzeuge gebe: „Im Wald gibt es keine Hydranten, es ist wichtig, dass die Politik daher die Wichtigkeit der Tanklöschfahrzeuge akzeptiert, auch mit Blick auf die Finanzierung“, so Sierk.

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