Das Thema Trinkwasserschutz wird den Verdener Kreistag in seiner nächsten Sitzung am Freitag beschäftigen. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat beantragt, die Schutzverordnung insbesondere für das Gebiet Panzenberg zu überarbeiten und schärfere Reglungen einzuführen, damit eine Verschmutzung durch die Erdgasindustrie ausgeschlossen werden könne. Bohrungen wären dann nur noch mit einer Ausnahmegenehmigung zulässig. Darüber soll im Kreistag entschieden werden. Der Antrag ist nach Einschätzung des Fachausschusses für Wasser, Energie und Abfallwirtschaft nach einem Gespräch mit der Deutschen Erdoel AG (Dea) aber hinfällig.
Die Dea will in Verden-Scharnhorst im Wasserschutzgebiet bohren. Vorgesehen ist dies im Panzenberg – der Wasserschutzzone drei. In einer Besprechung mit Vertretern des Landkreises und des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hatte das Unternehmen zugesagt, bei einem Antragsverfahren vom höchsten Schutzstatus (Zone eins) auszugehen. Das bedeutet, dass ein Gutachten mögliche Folgeschäden für die Trinkwassergewinnung ausschließen soll, auch wenn das Unternehmen dazu in dieser Zone nicht verpflichtet ist. Die Dea versicherte, in Wasserschutzgebieten die strengsten vorhandenen Regelungen zu beachten und unabhängige Prüforganisationen einzusetzen.
Verpressgenehmigung zurückgeben
Diese Einschätzung teilt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ulla Schobert nicht. „Dea besitzt noch immer eine Verpressgenehmigung im Wasserschutzgebiet – warum wollen sie diese nicht zurückgeben?“, fragt sie sich. Auf Versprechen könne man aus ihrer Sicht nicht bauen, solange es darüber keinen Vertrag gebe.
Fest steht zwar, dass die Verordnung über Wasserschutzgebiete ohnehin überholt ist und demnächst überarbeitet werden muss. Doch so lange wollen die Grünen nicht warten, schließlich könne das noch Jahre dauern, meint Schobert. Sie verweist auch auf den Landkreis Rotenburg, wo die Schutzverordnung bereits verschärft wurde.
Eine ähnliche Meinung vertrat offenbar auch der Kreisausschuss, der in seiner Sitzung am 29. Mai nicht dem ablehnenden Beschlussvorschlag des Fachausschusses Wasser, Abfall und Naturschutz folgte. Mit knapper Mehrheit beschloss er, die Verwaltung zu beauftragen, die Schutzgebietsverordnung zu überarbeiten, an die neuesten Erkenntnisse anzupassen und Anlagen des Bergbaus mit Eingriffen in die Grundwasserüberdeckung zu verbieten. Sollte der Kreistag die Verordnung vorzeitig ändern lassen, müssten die erforderlichen Gutachten voraussichtlich aus Kreismitteln finanziert werden. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich nach Angaben des Fachausschusses auf 175 000 Euro, für die derzeit keine Haushaltsmittel zur Verfügung stünden.
Silke Brünn ist beim Landkreis unter anderem für Wasserschutzgebiete zuständig, zusammen mit Landrat Peter Bohlmann nahm auch sie an dem Treffen mit der Dea im April teil. „Erdgasbohrungen sind grundsätzlich in der Schutzzone drei beschränkt zulässig, während sie in Zone eins verboten sind“, erklärt sie. Je näher man an einen Trinkwasserbrunnen kommt, desto strenger die Regelungen. Eine Bohrung in Scharnhorst an der Förderstelle Z4 sei durch die Versprechen der Dea ihrer Ansicht nach nicht weniger wahrscheinlicher geworden. Laut Dea ist die Bohrung noch nicht beantragt worden. „Wir haben aber die mündliche Zusage, dass ein externer Gutachter beauftragt wird“, berichtet Brünn. Des Weiteren hielt die Dea bei dem Treffen fest, dass es sich bei Ablenkungsbohrungen – wie es nach Angaben des Unternehmens beispielsweise an der Förderstelle Völkersen Z6 und Z4a in der Nähe von Grasdorf geplant ist – nicht um neue Bohrungen im Sinne des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung handele.
Laut Protokoll des Termins soll der Landkreis Verden bei neuen Verfahren „engmaschig“ beteiligt werden. Zudem sagte Armin Wicker von der Dea, dass der Einsatz der Fracking-Technologie im Wasserschutzgebiet nicht vorgesehen sei.
Die Entscheidung über eine Verschärfung der Schutzgebietsverordnung fällt voraussichtlich in der öffentlichen Kreistagssitzung am Freitag, 9. Juni, um 15 Uhr im Kreishaus an der Lindhooper Straße.