Eine eigene Facebook-Seite gehört für die meisten Betriebe mittlerweile zum Standard. Auch immer mehr Landwirte nutzen das Internet, um sich und ihren Hof zu präsentieren. Ihr Ziel ist es, den Verbrauchern einen Einblick in ihre Arbeit zu ermöglichen. Denn die werden immer kritischer.
Ein Blogeintrag aus dem Kuhstall, ein paar Fotos von der Schweineaufzucht oder ein Video vom Melken: Deutschlandweit präsentieren immer mehr Landwirte ihre Arbeit öffentlich im Internet. Auch im Landkreis Verden gibt es einige wenige Landwirte, die verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit setzen. Einer von ihnen ist Johannes Ritz aus Klein Sehlingen in der Gemeinde Kirchlinteln. Bereits seit zwei Jahren ist er, gemeinsam mit einigen Studienkollegen von der Hochschule Osnabrück, auf Facebook aktiv und hat im Mai vergangenen Jahres den Verein „Tierhaltung modern und transparent“ mit ins Leben gerufen.
„Wir wollen auf unserer Internetseite erklären, warum wir Landwirte so produzieren, wie wir es tun“, sagt der 23-Jährige. Fotos inklusive. „Mit Bildern kann man meist mehr erreichen als nur mit Worten.“ Mehr als 8300 Likes hat die Facebook-Seite mittlerweile, allein in den ersten drei Tagen seien es 3000 Gefällt-mir-Angaben gewesen. „Die Verbraucher sind mittlerweile kritischer und wollen informiert werden“, so Ritz. Dennoch sagt auch er: „Was wir machen, ist im Moment in der Region noch die Ausnahme.“ Mittlerweile gebe es jedoch gerade auch was die Technik betrifft viele neue Möglichkeiten, dem wachsenden Informationsbedürfnis der Verbraucher nachzukommen.
Neue Generation der Landwirte
Das bestätigt auch Kreislandwirt Jörn Ehlers. „Durch die heutige Technik kann man beispielsweise die Fotos auch nebenher machen.“ Mit relativ einfachen Mitteln könne man die Verbraucher am Alltag des Landwirts beteiligen. So gebe es in Rotenburg beispielsweise einen Landwirt, der sich an dem Projekt „My KuhTube“ beteiligt. Hier können Interessierte anhand von Videos niedersächsische Milchbauern bei ihrer Arbeit begleiten.
„Ich glaube, dass diese Art der Öffentlichkeitsarbeit durch die neue Generation der Landwirte in Zukunft noch zunehmen wird“, sagt Ehlers. Denn die eigene Präsentation im Internet könne nicht nur der Information der Verbraucher dienen. „Es ist auch eine Plattform, auf der die Landwirte selbst Stellung nehmen können zu aktuellen Entwicklungen und möglichen negativen Berichten.“
Vereinsseite für aktuelle Themen
So machen es auch Johannes Ritz und seine Studienkollegen. „Wir nutzen unsere Vereinsseite auch, um aktuelle Themen zu besprechen“, sagt er. Es gehe darum, zu kritischen Punkten Stellung zu nehmen. „Die Anregungen, über welche Aspekte wir genauer informieren, haben wir auch von den Kommentaren auf unserer Facebook-Seite bekommen.“ Momentan konzentriere sich die Seite noch auf die Schweinemast. „Unser Ziel ist es aber, die Informationen auch für Geflügel und Rinder aufzubereiten.“
Wichtig sei es, den Verbrauchern ein realistisches Bild zu vermitteln. „Es geht auch darum zu zeigen, dass die Schweine heutzutage eben nicht mehr auf der grünen Wiese gehalten werden“, sagt Ritz. „Wir haben aber gute Argumente, warum wir so produzieren, wie wir es machen.“ Gerade in der Anfangszeit habe es aber auch viele kritische Stimmen gegeben. „Wer sich so öffentlich präsentiert, macht sich in gewisser Weise natürlich immer auch angreifbar“, weiß auch Ritz. Trotzdem halte er die Information nach wie vor für notwendig.
"Man kann leichter in Dialog treten"
„Wenn man sich präsentiert, muss man sich auch auf eine mögliche Diskussion einlassen“, sagt Jörn Ehlers. „Man kann so aber ja auch viel leichter mit den Menschen in einen Dialog treten.“ Daher würde er sich wünschen, dass noch mehr Landwirte diese Chance wahrnehmen würden. „Wenn dahinter eine einzige Person und damit eine Persönlichkeit und nicht ein ganzer Verband steht, wirkt es häufig noch viel glaubwürdiger.“
Johannes Ritz und seine Freunde wollen ihre Arbeit in nächster Zeit in jedem Fall noch ausweiten. „Wir könnten uns beispielsweise auch vorstellen, eine Webcam in einem der Ställe zu installieren“, sagt er.