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Achimer Tafel Weniger Lebensmittel, mehr Kunden

Die Achimer Tafel steckt in einem Dilemma. Aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise bekommen sie immer weniger Obst und Gemüse von den Supermärkten. Gleichzeitig steigt die Zahl der Kunden.
22.03.2022, 16:39 Uhr
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Weniger Lebensmittel, mehr Kunden
Von Elina Hoepken

Steigende Lebensmittelpreise, hohe Sprit- und Energiekosten und nicht zuletzt die Aussicht auf zahlreiche ukrainische Flüchtlinge. All das sind Herausforderungen, vor denen die Achimer Tafel aktuell steht. Während in einigen Bereichen die Auswirkungen schon ganz konkret spürbar sind, kann Rainer Kunze, Vorsitzender der Tafel, mit Blick auf die Ukraine-Flüchtlinge nur mutmaßen, was in den kommenden Wochen auf ihn und sein Team zukommen wird. "Bisher sind alle Ukrainer, die in Achim gelandet sind, noch bei Privatfamilien untergebracht und werden dort dann auch mit Lebensmitteln versorgt." Es habe in den vergangenen Tagen von Seiten dieser Familien aber schon einzelne Anfragen an die Tafel gegeben – bisher allerdings in sehr kleinem Rahmen. "Wir hatten vielleicht zwei oder drei ukrainische Flüchtlinge bei unseren Ausgaben", berichtet Kunze. Doch er rechnet damit, dass diese Zahl in den kommenden Wochen noch deutlich steigen wird. "Wir wissen aktuell noch nicht, was da auf uns zukommt, aber wir sind vorbereitet", sagt er.

Steigende Lebensmittelpreise

Das Problem ist nur, dass die Flüchtlingssituation eben nicht die einzige Unbekannte ist, mit der die Tafel aktuell umgehen muss. Dazu zählen beispielsweise auch die steigenden Lebensmittelkosten. Die haben für die Einrichtung schon jetzt zu einem erheblichen Einbruch geführt. "Die Zahl der Lebensmittel, die wir vom Handel bekommen, ist um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen", erläutert Kunze. Besonders auffällig sei das bei den frischen Produkten wie Obst und Gemüse. "Schon seit einigen Monaten gibt es hier massive Preiserhöhungen – ganz unabhängig von dem Kriegsgeschehen in der Ukraine." Das habe dazu geführt, dass das Interesse der Kunden in den Supermärkten deutlich zurückgegangen sei und diese hätten darauf reagiert und das Angebot reduziert. "Aber, wo weniger geordert wird, bleibt auch weniger für uns übrig", bedauert Kunze.

Größere Nachfrage

Ein Rückgang der gespendeten Lebensmittel ist insbesondere deshalb problematisch, weil die Anzahl der Kunden der Achimer Tafel kontinuierlich steigt. Auch bei denen würden sich die steigenden Lebenshaltungskosten natürlich bemerkbar machen, sagt Kunze. "Seit Anfang des Jahres ist die Zahl unserer Neukunden überproportional gestiegen." Der Tafel-Vorsitzende schätzt, dass es etwa 30 Prozent mehr sind als sonst. "Und da sind die Ukraine-Flüchtlinge ja noch gar nicht mit eingerechnet." Rund 130 Kunden werden aktuell an den drei Ausgabestellen in Bassen, Thedinghausen und Achim versorgt. "Hinter jedem Kunden steht in der Regel eine Familie mit drei bis vier Personen", rechnet Kunze vor. "Insgesamt werden von uns also knapp 400 bis 500 Personen versorgt."

Höhere Energie- und Spritkosten

Aber nicht nur die bedürftigen Menschen spüren die Belastungen. Auch die Tafel selbst hat mit den gestiegenen Energiepreisen und deren Auswirkungen zu kämpfen. "Auch für uns sind die hohen Energie- und Spritkosten natürlich ein Problem", gibt Kunze zu. Zum jetzigen Zeitpunkt allerdings zum Glück noch ein Problem, das ihm und seinem Team nicht allzu große Bauchschmerzen bereitet. "Wir haben mit unserem Fahrzeug, mit dem wir die Lebensmittel bei den Supermärkten abholen, zum Glück nur ein relativ kleines Einzugsgebiet", sagt Kunze. Daher hätten die Spritpreise aktuell noch nicht allzu große Auswirkungen.

"Andere Tafeln müssen wesentlich mehr fahren als wir", weiß Kunze. "In Bremen zum Beispiel haben sie allein acht Fahrzeuge." Ganz sorgenfrei blickt Kunze aber dennoch nicht auf die aktuelle Preisentwicklung. Schließlich steigen auch die Energiekosten für die Ausgabestellen. "Das macht uns Sorge, aber die Lage ist nicht so dramatisch, dass wir in ein paar Monaten schließen müssen." Zuversichtlich stimmt ihn der Rückhalt, den die Einrichtung bei den Bürgern in der Stadt Achim genießt. "Der zahlt sich auch jetzt wieder durch viele Geldspenden aus", sagt er. "Momentan sind wir also zum Glück noch auf der sicheren Seite."

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