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Bürger können noch Einwände äußern Alles für Amazon: Verkehrsentwicklung Achim-Ost

So sieht die angestrebte Lösung der zu erwartenden Verkehrsprobleme aus, wenn es tatsächlich zu einer Amazon-Ansiedlung in Achim kommen sollte. Einwände der Bürger sind bis zum 27. Dezember möglich.
15.12.2017, 08:30 Uhr
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Alles für Amazon: Verkehrsentwicklung Achim-Ost
Von Kai Purschke

Noch laufen die Planungen für die Verkehrsentwicklung in Achim-Ost unter Vorbehalt. Denn noch hat das Unternehmen Amazon laut Achims Erstem Stadtrat Bernd Kettenburg keinen Vertrag unterschrieben. Und sollte es, ähnlich wie damals in der Nachbarstadt Bremen, letztlich zu keiner Zusammenarbeit zwischen der Stadt Achim und dem Onlinehändler kommen, sind die Umbau- und Erweiterungspläne für die Landesstraße 156 und die dazugehörigen Kreuzungen hinfällig. Denn, auch das sagte Kettenburg deutlich, natürlich sei der Bebauungsplan für die Verkehrsentwicklung angeschoben worden, weil es den Ansiedlungswunsch von Amazon gibt. In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses sagte Kettenburg auch, dass die Chancen einer Ansiedlung derzeit „bei 60 zu 40“ stünden.

Voraussetzungen für eine mögliche Ansiedlung sind, dass sowohl das angestrebte Verkehrskonzept aufgeht als auch die Verkehrs- und Lärmgutachten eine Ansiedlung in dieser Größenordnung im Gewerbegebiet Uesener Feld möglich machen.

So können die Achimer Bürger und andere Stellen mit ihren Einwänden letztlich keine Gewerbeansiedlung im Uesener Feld verhindern oder der Stadt Achim dabei reinreden, da es für das Areal bereits einen gültigen Bebauungsplan gibt, an den sich Amazon oder ein anderes Unternehmen halten muss. Auf die Veränderungen des Verkehrs allerdings und den angedachten Straßenausbau in dem Bereich können Bürger noch bis zum 27. Dezember Einfluss nehmen.

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Wie berichtet, plant Amazon im Uesener Feld ein hochmodernes Logistiklager, das zum einen den Transportverkehr nach Achim-Ost deutlich erhöhen wird und zum anderen bei 2000 – und in Spitzenzeiten bis zu 3600 – Arbeitsplätzen auch enorm viele Mitarbeiterfahrzeuge nach sich zieht. Läuft von nun an alles planmäßig und führen die Stellungnahmen und Einsprüche der Bürger sowie der „Träger öffentlicher Belange“ nicht zu der Erkenntnis, dass der Verkehr in Achim-Ost noch mal völlig neu gedacht werden muss, dann könnte die Ansiedlung im Herbst des Jahres 2019 abgeschlossen sein.

Amazon hatte den Achimer Politikern bereits hinter verschlossenen Türen erklärt, dass das Unternehmen gerne das Weihnachtsgeschäft 2019 auch über Achim abwickeln würde. Dazu müssten die Bauarbeiten aber im Frühjahr nächsten Jahres beginnen.

Kreisel soll saniert werden

Das bedeutet auch: Die Achimer Anwohner, Betriebe und Autofahrer müssen sich auf etwa anderthalbjährige Beeinträchtigungen im Bereich Achim-Ost einstellen. Denn sowohl die Baufahrzeuge, die aufs Amazon-Grundstück fahren, als auch die Bauarbeiten an der L 156 und den jeweiligen Kreuzungen dürften parallel laufen und diese lange Zeit in Anspruch nehmen. Dazu kommt, dass laut Achims Verkehrsplaner Stefan Schuster der Landkreis Verden eigentlich fürs kommende Jahr eine Sanierung des Kreisverkehrs bei McDonalds in Achim-Ost vorgesehen habe. „Das ist dann abzustimmen und diese Maßnahme eventuell auf 2019 zu schieben“, überlegt der städtische Verkehrsplaner.

So sind aktuell noch einige Fragen offen und das unterstreicht abermals die Vorläufigkeit des gesamten Vorhabens, die Schuster betont haben möchte. So habe er kurzfristig Hinweise bekommen, dass die geplante Verbreiterung der L 156 in Höhe der Firma Dräxelmaier dazu führt, dass die Landesstraße sehr nah ans Regenrückhaltebecken komme. „Offenbar würde dann ein vom städtischen Eigenbetrieb benötigter Unterhaltungsweg wegfallen“, sagt Schuster, der sich die Situation vor Ort aber noch genau anschauen wollte. Natürlich seien der Landkreis Verden und die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit Sitz in Verden bereits in die Pläne eingebunden und abgestimmt wurden sie auch.

Diese Pläne beinhalten unter anderem, dass der Mitfahrerparkplatz, der sich an der L 156 kurz vor der Auffahrt zur A 27 befindet, der breiteren Straße weichen müsste. „Ich habe aber schon ein, zwei Ersatzflächen im Auge“, erzählt Schuster. Dort könne der Parkplatz in gleicher Größe oder sogar größer entstehen. „Beobachtet habe ich, dass täglich kaum mehr als zehn Autos dort stehen“, schätzt Schuster den Bedarf an diesen Parkplätzen dennoch als eher gering ein.

Was auch verschwinden soll, ist die Mittelinsel, die es auf der Landesstraße kurz vor der Kreuzung mit den Straßen Im Finigen und Max-Naumann-Straße gibt. „Sie sorgt für Staus“, weiß Schuster. Und außerdem ist die L 156 zwischen Mittelinsel und Mitfahrerparkplatz bislang zweispurig, was ebenfalls geändert würde. „Dort käme ein dritter Fahrstreifen hinzu“, erklärt Schuster. Für einen zusätzlichen Fahrstreifen müsste die Straße rund 3,50 Meter breiter werden.

Uesener Kreuzung: Gutachten in Arbeit

Generell hat die Stadt Achim vor, jeden Knotenpunkt außer der Uesener Kreuzung im Bereich Achim-Ost anzufassen und zu verändern, indem neue Abbiegespuren hinzukommen. Als Reaktion auf die Planauslegung hat die Stadt Achim aber nun laut Kettenburg von einer Behörde den Auftrag bekommen, auch ein Gutachten über die Auswirkungen des für Amazon beabsichtigten Aus- und Umbaus auf die Uesener Kreuzung zu erstellen. Das war ursprünglich nicht geplant (wir berichteten), passiere nun aber. Allerdings: Dieses Gutachten ist noch nicht Bestandteil der nun ausliegenden Pläne, sodass die Bürger es erst nach Ablauf der Einspruchsfrist zu sehen bekommen.

Vorerst soll es beispielsweise für Autofahrer, die von der Uesener Kreuzung in Richtung Autobahnauffahrten die L 156 entlang fahren, eine verlängerte Linksabbiegerspur auf die Max-Naumann-Straße geben, ebenso eine verlängerte Linksabbiegerspur für Autofahrer, die aus der entgegengesetzten Richtung auf die Straße Im Finigen fahren möchten. Und auch an den anderen Kreuzungen – etwa mit den Autobahnzufahrten oder der Kreisstraße 23, die zum McDonalds-Kreisel führt – sollen neue Spuren hinzukommen, durch die laut Planung der Verkehr besser abgewickelt werden kann.

Denn das bleibt, bei aller öffentlichen Kritik, die laut Schuster bisher „angenehm sachlich“ vorgetragen wurde, das Ziel. „Es muss am Ende funktionieren“, weiß der Fachmann und bezieht seine Aussage sowohl auf die Sicht der Stadt als auch auf die Notwendigkeit für Amazon. Denn auch das Unternehmen sei darauf angewiesen, dass der Plan aufgeht.

Die für eine Amazon-Ansiedlung notwendigen Pläne mit Umbau- und Erweiterungsbauten der Straßen im Bereich Achim-Ost liegen noch bis Mittwoch, 27. Dezember, für alle Bürger einsehbar im Rathaus aus. Sie können innerhalb dieser Frist Stellungnahmen und Einwände abgeben. Möglich ist dies zu den Besuchszeiten im Rathaus (Raum 323). Auch gibt es die Pläne auf der Internetseite www.achim.de. Für Mitte Februar ist eine Infoveranstaltung für Bürger angedacht, auf der auch Amazon-Vertreter sprechen sollen, wenn der Deal zustande kommt.

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