„Menschen inspirierend, lebensbejahend und alltagsbezogen an den christlichen Glauben heranzuführen, das ist unser Ziel“, beschreibt Matthias Wiebe die Aufgabe, die sich die beiden in der Achimer Reset Church tätigen Pastoren auf die Fahne geschrieben haben. Dass sie damit auf dem richtigen Weg seien, belege das stetig wachsende Interesse an ihrer Arbeit, freut sich der Theologe. Mehr als 300 Besucher habe man vor Corona oftmals zum sonntäglichen Gottesdienst in der freikirchlichen Pfingstgemeinde begrüßen dürfen; gefeiert wurde aus Platzmangel jeweils in zwei „Schichten“.
Dass die räumlichen Gegebenheiten dem Besucheraufkommen schon lange nicht mehr gerecht werden konnten, hat sich bereits vor längerer Zeit gezeigt und seinerzeit zum Grundstückserwerb an der Steuben-Allee in Uesen geführt. Möglich wurde das ehrgeizige und mit rund zwei Millionen Euro auch kostspielige Projekt durch das Aufkommen großzügiger Spenden und in Aussicht gestellte praktische Unterstützung der Mitglieder bei der Bewältigung zahlreicher Gewerke.
Da die Erteilung der Baugenehmigung ziemlich lange auf sich warten ließ, verzögerte sich auch der erste Spatenstich, mittlerweile ist der Rohbau jedoch fast fertiggestellt. Die Gestaltung der Innenräume indes wird nach Aussage der Verantwortlichen noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. „Es wäre schön, zum Osterfest des kommenden Jahres am neuen Standort zu sein“, blickt Matthias Wiebe optimistisch in die Zukunft und freut sich schon jetzt auf Projekte, die bereits in der Planung sind.
Keine Beiträge, keine Verpflichtungen
Nach den Unterschieden zur Arbeit im Rahmen der evangelisch-lutherischen Religion befragt, sieht der Geistliche nur wenige Gegensätze, bezeichnet die Reset Church jedoch als Freiwilligkeitskirche. Es würden keinerlei Beiträge erhoben, kein Mitglied des als Verein tätigen Zusammenschlusses bekomme irgendwelche Verpflichtungen auferlegt. Auch bei Taufen werde auf das Prinzip der Religionsmündigkeit gesetzt, die Weihe also erst dann vollzogen, wenn das Kind deren Sinn versteht.
Gerade die Zwanglosigkeit, die Abkehr von starren Riten führe dazu, dass der Zulauf neuer Mitglieder ungebremst sei, erklärt Matthias Wiebe. Gemeinsam mit Benjamin Sawadsky betreut der 34-Jährige derzeit etwa 220 Mitglieder. Unter ihnen zahlreiche handwerklich Geschickte, die sich demnächst – natürlich ebenfalls freiwillig – an die Arbeit machen werden, um ihren Beitrag zur Fertigstellung des Gebäudes zu leisten. „Viele Pläne warten auf ihre Umsetzung, etliche Projekte bedürfen noch der Realisierung“, informiert der Theologe. Gleichzeitig berichtet er von einer Fusion mit der inhaltlich ähnlich gelagerten „hoop Kirche“, die in Bremen-Arsten, Bremerhaven und Verden etwa 800 Mitglieder zählt. Dadurch vereinfache sich unter anderem die Verwaltungsarbeit, die zukünftig zentral erledigt werde.
Ein besonderes Augenmerk legen die Pastoren der Pfingstgemeinde und ihre freiwilligen Helfer auf junge Familien mit Kindern, die in den Regelkirchen häufig unterrepräsentiert sind. „Wir planen zum Beispiel eine Hausaufgaben-Betreuung und Aktivitäten, die den Kids auch unter der Woche Abwechslung und Freude bringen“, erklärt Matthias Wiebe. Die Predigten, denen natürlich eine Liturgie zugrunde liege, würden zudem alltagsrelevant aufgezogen und seien durch das Einspielen poppiger Musik durchaus auch für Jugendliche interessant. Ein Café, das in den Planungen ebenfalls eine Rolle spielt, soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und dadurch als Begegnungsstätte fungieren.
Einen Turm wird das neue Gebäude nicht erhalten und damit auch keinen sakralen Anstrich, es werde jedoch Raum geschaffen für ein zugewandtes und christliches Miteinander. Neben Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen bilde darüber hinaus die Unterstützung bei der Bewältigung persönlicher Krisen einen Schwerpunkt in der Gemeindearbeit der Reset Church.