Ein mobiles Wohnheim für Flüchtlinge an der Steuben-Allee in Achim wird vorerst nicht entstehen. Die Kirchengemeinde der Achimer Reset Church hat das Projekt auf Eis gelegt. Das ist ein Rückschlag für die Stadtverwaltung Achim und den Landkreis Verden, die auf der Suche nach Flüchtlingsquartieren sind. Die Behörden haben jedoch Alternativen im Blick.
Wie Bürgermeister Rainer Ditzfeld (parteilos) bestätigte, entsteht derzeit eine neue Unterkunft für bis zu 30 Asylbewerber in einem Haus an der Ecke Feldstraße/Asmusstraße in Achim.Demnach hat der Eigentümer das Gebäude dem Landkreis Verden als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Vorbereitende Arbeiten seien bereits angelaufen, erklärte Ditzfeld. Vertreter von Stadt und Landkreis hätten das Projekt mit Anwohnern in einer „sachlichen Diskussion“ erörtert. Es seien aber auch kritische Stimmen laut geworden.
Ditzfeld: Wollen keine Zelte
Mehr als 200 Flüchtlinge mit Asylbewerberstatus halten sich derzeit in Achim auf. Weitere werden eintreffen. „Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir wissen nicht, wie viele Menschen noch kommen werden“, so Ditzfeld. „Zelte für Flüchtlinge wie in Bremen oder Betten in Turnhallen: Das wollen wir hier in Achim nicht“, sagte der Bürgermeister. Als Standort für ein mobiles Wohnheim rücke deshalb auch wieder die Straße Hainkämpe im Gewerbegebiet Baden/Finien in den Fokus.
Ditzfeld bedauert angesichts der angespannten Lage den Ausstieg der Kirchengemeinde Reset Church aus dem geplanten Flüchtlingsprojekt an der Steuben-Allee. Der verantwortliche Pastor Benjamin Sawadsky begründete in einer schriftlichen Stellungnahme an unsere Zeitung den Schritt damit, dass aus Sicht des Kirchenvorstandes die „Zeit für ein so verantwortungsvolles Projekt noch nicht reif ist“. Die Reset Church wolle zunächst den Bau des auf ihrem Grundstück an der Steuben-Allee geplanten Gemeindezentrums auf den Weg bringen. „Wir können heute nicht genau sagen, wann das Zentrum fertig sein wird. Solange wir aber nicht vor Ort sind, können wir unserem Anspruch, die schutzsuchenden Menschen bestmöglich zu begleiten, nicht gerecht werden“, erklärte Sawadsky.
Die Haltung der freikirchlichen protestantischen Glaubensgemeinschaft trifft bei Achimer Kommunalpolitikern auf Kritik und Unverständnis. So erhebt der Grünen-Ratsherr Joachim Schweers den Vorwurf, die Gemeinde habe dem Druck nachgegeben, den Anwohner in den vergangenen Wochen entwickelt hätten. Schweers spricht von einem „Sieg der Intoleranz“ und beklagt, die Kirchengemeinde habe „auf eine gute Gelegenheit zur Unterbringung von Flüchtlingen verzichtet“.
Druck von Anwohnern?
Der CDU-Ratsherr und Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, Rüdiger Dürr, wundert sich über den Rückzieher und hält die Erklärung des Pastors für nicht plausibel: „Wenn die Zeit noch nicht reif ist, dann hätte das die Reset Church wissen können, bevor sie ihre Pläne für das Flüchtlingsheim öffentlich macht.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Herfried Meyer sagte, er wisse nicht, ob Druck von Anwohnern eine Rolle gespielt habe. Er könne jedoch die Erklärung Sawadskys nicht einordnen, weil der Pastor auf einer Bürgerversammlung offensiv und sehr überzeugt für das Flüchtlingsheim an der Steuben-Allee geworben habe. Meyer setzt darauf, dass die Reset Church irgendwann in der Zukunft die Pläne für ein Wohnheim nochmals aus der Schublade ziehen wird. Das zumindest schließt Pastor Sawadsky in seiner Stellungnahme nicht aus.