Am 24. Februar marschierten die ersten russischen Truppen in der Ukraine ein, und ihr Präsident Wladimir Putin begann damit einen Krieg mitten in Europa, den nur wenige für möglich gehalten hätten. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Betroffenheit machen sich seitdem bei vielen breit, aber eben auch der Wunsch, nicht nur zuzugucken, sondern aktiv zu werden und den betroffenen Menschen in der Ukraine zu helfen. Und so dauerte es nicht einmal fünf Tage, bis bei Frank Bergs, Vizepräsident der Achimer Lions, eine E-Mail eintrudelte. Die war von Anke Hornemann, Präsidentin des Verdener Lions Clubs Kristina Regina, die wiederum einen Hilferuf von einem Lions-Freund aus Polen erhalten hatte. "Uns war ganz schnell klar, dass wir uns zusammentun wollen, um gemeinsam Hilfsangebote in Polen und der Ukraine zu organisieren", erinnert sich Bergs.
Am 1. März gab es dann die erste Zoom-Konferenz, um organisatorische Dinge zu klären. Danach noch einige Telefonate. Mit dabei waren auch Vertreter der Lions Clubs aus Ottersberg und Verden. Und bereits zwei Tage später entstand eine Online-Plattform, auf der die gemeinsamen Hilfsangebote gesammelt und die Spendenzwecke aufgeführt werden. Seitdem werden dort fast täglich Infos über neue Hilfsaktionen veröffentlicht. "Bei humanitären Katastrophen wie dieser schließen wir uns meistens zusammen", begründet Bergs die Zusammenarbeit der vier Lions Clubs aus dem Landkreis Verden. "Auf diese Weise können wir mehr erreichen und natürlich auch mehr finanzielle Mittel generieren."
Drei Schwerpunkte
Als erstes galt es zu besprechen, was schwerpunktmäßig gemacht werden soll. "Wir haben uns dazu entschieden, dreispurig zu fahren", erklärt Bergs. "Das Allerwichtigste ist zunächst, solange wir noch in die Ukraine reinkommen, dort alle Hilfsgüter reinzubringen, die benötigt werden." Derzeit leiste man die Nothilfe in den Städten Lviv und Chmelnyzkyj. Man habe sich dafür entschieden, weil man dort über andere Lions Clubs direkte Kontakte habe. "Wir erhalten also immer Rückmeldungen, was aktuell gerade gebraucht wird."
Als zweiter Schwerpunkt habe sich die Unterstützung der Flüchtlingsbewältigung in Polen herauskristallisiert. "Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge gehen über Polen. Das kann das Land nicht alleine bewältigen", sagt Bergs. "Dort ist aktuell Land unter." Es sei wichtig, dass sowohl die Menschen in der Ukraine als auch die in Polen die Hilfe erhielten, die sie wirklich benötigten und nicht die, von denen Spender meinten, sie könnte gebraucht werden. Mittlerweile würden laut Bergs hauptsächlich Geldspenden benötigt.
Als dritten Fokus haben sich die Lions Clubs die Unterstützung der Flüchtlingsbewältigung im Landkreis Verden auf die Fahnen geschrieben. "Dazu arbeiten wir natürlich auch mit den Behörden vor Ort zusammen", kündigt Bergs an.
Erster Transport bereits erfolgt
Der erste Transport mit Hilfsgütern ist bereits Ende vergangener Woche von Ottersberg nach Chmelnyzkyj gefahren. Diesen hatte der Club zusammen mit der Firma Düvelsdorf organisiert. Ein weiterer Transport mit Lebensmitteln im Wert von rund 50.000 Euro und medizinischen Hilfsgütern soll Ende der Woche folgen. Bereits am Freitag hat sich darüber hinaus ein Lkw mit Sachspenden von Verden aus auf den Weg zu polnischen Lions-Freunden aus Kozim Wielkopolski gemacht.
"Das sind bisher nur ein paar unserer Aktionen", sagt Bergs. Darüber hinaus unterstütze man in Achim die katholische St.-Matthias-Gemeinde, die zusammen mit Achimer Schulen derzeit Sachspende sammele, dabei, die Spenden kostenlos nach Polen zu bringen und ein Bremer Reisebüro versteigere eine Kreuzfahrt, deren Erlös zu 50 Prozent an die Achimer Lions gehe. "Außerdem haben wir eine Aktion mit dem Rewe-Markt in Uesen, wo beim Bezahlen des Einkaufs auch Spenden abgegeben werden können", berichtet Bergs.
Für die Lions-Mitglieder bedeutet das alles natürlich einiges an Arbeit. Denn die Spendenbereitschaft der Menschen im Landkreis Verden sei gigantisch. "Aktuell können wir das Pensum aber noch gut stemmen", sagt Bergs. „Unser Ziel ist es, Hilfesuchende und Hilfsangebote zusammenzubringen. Wir sehen das als
eine langfristige Aufgabe." Derzeit gebe es auch viele Privatinitiativen, die Hilfsangebote aus dem Boden stampfen. "Das hat in den ersten Tagen des Krieges sicherlich auch gut funktioniert. Mittlerweile kommen sie aber gar nicht mehr rein in die betroffenen Gebiete, weil dort nur noch Chaos herrscht", bedauert Bergs. Hier versuchen die Lions, Mittler zu sein. "Wir können durch unser Netzwerk einerseits mit den großen Organisationen vor Ort zusammenarbeiten, aber auch hier vor Ort im Kleinen unterstützen." Und das Netzwerk vor Ort im Landkreis sei in den vergangenen Wochen immer größer geworden. "Das ist für uns ganz wichtig", sagt Bergs. Denn die Arbeit ist noch lange nicht getan.
Die Online-Plattform der Lions ist unter www.lions-lkverden-ukrainehilfe.org erreichbar. Dort gibt es auch Informationen zu den entsprechenden Spendenkonten.