Aufforstung gilt als die effektivste Möglichkeit, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Auch in Verden soll es daher künftig mehr Bäume geben. Dafür hat sich die Stadt im vergangenen Jahr der weltweiten Aktion „Plant for the Planet“ angeschlossen. Das Ziel: Bis 2050 soll für jeden Einwohner Verdens ein neuer Baum im Stadtgebiet gepflanzt werden. Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht wird, hatte die Stadt eine Projektgruppe mit Ehrenamtlichen initiiert, die schließlich einen Verein gründeten. Unter dem Titel „Verden pflanzt – aktiv für den Umweltschutz“ wirbt dieser um Mitglieder, Spenden und Ehrenamtliche, die sich an Pflanzaktionen beteiligen.
28 000 neue Bäume sind das Ziel. Knapp 2000 konnten bereits bei Aktionen in den vergangenen beiden Jahren gepflanzt werden. 2018 hatten junge Baumbotschaftler von „Plant for the Planet“ an der Oberschule Verdener Campus für die Aktion geworben und mit ihrem Auftritt überzeugt, erzählt Jürgen Menzel. Damals war er Vorsitzender des Rotary-Clubs, der die Pflanzungen finanziell unterstützte. Heute hat er einen neuen Posten und sitzt dem Verein „Verden pflanzt“ vor.
Bereits kurz nach dessen Gründung im Frühjahr wollte der junge Verein seine Mission in Angriff nehmen. Doch das Corona-Virus und der Lockdown machten der engagierten Gruppe einen Strich durch die Rechnung. Ein erster Baum konnte nur in kleiner Runde hinter dem neuen Rathausgebäude gepflanzt werden. Die Manna-Esche hat ihre ersten Monate trotz Trockenheit gut überstanden. Die Sorte, die eigentlich im Süden Europas heimisch ist, werde auch Blumen- oder Schmuck-Esche genannt, erklärt Diana Rodekohr-Grimmig, die sich ebenfalls im Verein engagiert. Womit die Esche diesen Namen verdient, werden Passanten spätestens in den kommenden Jahren zur Blütezeit erfahren.
Mit Blick auf die zunehmende Trockenheit stelle sich generell die Frage, welche Bäume künftig erfolgreich in Norddeutschland angepflanzt werden könnten, erklärt Lutz Brockmann. Auch der Bürgermeister zählt zu den ersten Mitgliedern des Vereins. Gewächse aus Südeuropa, die anhaltende Hitze, aber auch Trockenheit gewohnt sind, seien gut geeignet. Die ersten Monate nach der Pflanzung seien dennoch der kritischste Punkt. Alte Bäume hingegen verfügen oft über besonders tiefe Wurzeln, die auch bei Trockenheit noch an Wasser gelangen können. Doch auch sie müssen in den Sommermonaten verstärkt gegossen werden. Bis zu 150 Liter Wasser benötigt ein ausgewachsenes Exemplar bei Hitze pro Tag, erzählt Rodekohr-Grimmig.
Die erste große Pflanzaktion des Vereins ist für den 14. November geplant. Dann soll in der Dauelser Marsch ein Wäldchen entstehen. 3000 Quadratmeter groß ist das Gelände, das in Zukunft bepflanzt werden soll. Wie viele Bäume dort im November eine neue Heimat finden, ist noch unklar, denn momentan ist das Konto des Vereins noch leer. Bereits zwei Euro reichen für einen Waldbaum, Obst- und Stadtbäume sind hingegen teurer, erklärt Bernd Kiefer, der städtische Umwelt- und Naturschutzbeauftragte. „Wir freuen uns über jeden Baum“, ergänzt Rodekohr-Grimmig. Sie hat auch gleich ein paar Vorschläge, zu welchem Anlass Bäume gepflanzt werden könnten. Taufen, Geburtstage oder Hochzeitsfeiern seien bestens geeignet.
Das gespendete Geld soll allerdings nicht nur zum Ankauf von Bäumen genutzt werden. Kommt genug Geld zusammen, soll es auch für den Erwerb von Grundstücken verwendet werden, die bepflanzt werden können. Neben Freiwilligen, die sich aktiv an Pflanzaktionen beteiligen wollen, sucht der Verein daher auch nach Flächeneigentümern.
„Die Erde kann ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte und Agrarflächen beeinträchtigt werden“, sagt Jürgen Menzel. Bis zu zwei Drittel der bislang von Menschen verursachen klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen könnten durch Bäume kompensiert werden. Der Stadtrat hat im vergangenen Jahr entschieden, bis 2050 jährlich ein Budget von einem Euro pro Einwohner für den Erwerb geeigneter Flächen bereitzustellen. Zusätzlich zu den Bäumen, die auf Verdener Stadtgebiet angesiedelt werden, sollen ebenso viele Pflanzungen außerhalb des Landes ermöglicht werden.
Weitere Informationen zum Verein gibt es unter www.verden-pflanzt.de. Dort gibt eine interaktive Karte auch Überblick über bisherige Pflanzaktionen.