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Corona Ziel sind weitere Öffnungen

Die beiden Städte Verden und Achim bewerben sich beim Land Niedersachsen darum, Corona-Modellstadt zu werden. Damit könnten sie im Erfolgsfall weitere Öffnungen möglich machen.
01.04.2021, 17:00 Uhr
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Ziel sind weitere Öffnungen
Von Andreas Becker

Tübingen hat es vorgemacht, Verden und Achim wollen folgen. Die beiden Mittelzentren aus dem Landkreis wollen Modellstadt für Corona-Lockerungen werden und haben sich am Mittwoch beim Land Niedersachsen für die Teilnahme an diesem Projekt beworben. Insgesamt können landesweit 25 Städte teilnehmen. „Der Landkreis Verden hat dazu sein Einverständnis erklärt und wird die beiden Städte bei dem Modellversuch unterstützen“, sagt Landrat Peter Bohlmann (SPD). An diesem Sonnabend will das Land Niedersachsen über die Teilnehmer entscheiden. Für den Bezirk des Amtes für regionale Landesentwicklung Lüneburg, zu dem auch Verden und Achim zählen, sollen zwei Oberzentren, drei Mittelzentren und ein Grundzentrum ausgesucht werden.

Ziel des Modellprojekts ist, dass Außengastronomie, Geschäfte, Kinos und Fitnessstudios wieder für Kunden und Gäste öffnen können. Allerdings unterliegt die Öffnung bestimmten Voraussetzungen. So gilt der Modellversuch nur für einen klar abgrenzbaren Bereich, also nicht für die ganze Stadt. Außerdem muss es regelmäßige Testmöglichkeiten geben, und die Stadt muss mit den Betreibern, Einzelhändlern und Gastronomen eine Vereinbarung schließen, dass diese die technische Möglichkeit schaffen, damit eine elektronische Datenerfassung, hier die Luca-App, eingesetzt werden kann. „Wir haben die gesamte Innenstadt als Gebiet eingereicht, weil dort die meisten Geschäfte und Gastronomie liegen“, sagt Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann (SPD). Mit den Einzelhändlern und Wirten habe die Stadt noch nicht gesprochen. „Das wäre zu früh, weil wir unsere Chancen schlecht einschätzen können.“ Angesichts der technischen Voraussetzungen rechne er nicht mit einem Start des Projekts vor der zweiten Aprilhälfte.

„Die technische Umsetzung ist ein entscheidender Punkt, denn die Software-Unterstützung für die Datenerfassung liegt nicht im Kreishaus“, betont Bohlmann. Die Gastronomen und der Handel müsse mitspielen. Durch die Luca-App erfolgt nach Angaben des Herstellers „eine schnelle und lückenlose Kontaktrückverfolgung im Austausch mit den Gesundheitsämtern, direkte Benachrichtigung bei Risikobewertung durch die Gesundheitsämter, verschlüsselte, sichere und verantwortungsvolle Datenübermittlung sowie eine automatisch erstellte und persönliche Kontakt- und Besuchshistorie“. Das Land Niedersachsen hat am 26. März einen Vertrag zur Nutzung der Luca-App für zwölf Monate abgeschlossen. Es plant den Start zunächst mit 25 Modellkommunen nach Ostern. In spätestens einem Monat sollen sämtliche 43 Gesundheitsämter in Niedersachsen an das Luca-System angeschlossen sein.

Aus Sicht des Landkreises würde der Einsatz einer entsprechenden App für das Gesundheitsamt zwar weniger Papier bedeuten, die Kontaktnachverfolgung werde aber nicht automatisch einfacher. „Wird mehr geöffnet, gibt es möglicherweise auch mehr positive Fälle und in jedem Fall mehr Kontakte. In einem großen Einkaufszentrum gibt es bei einem Infektionsfall beispielsweise 200 Kunden, von denen 30 aus ganz Norddeutschland kommen. Dann wird es schon schwierig“, gibt der Landrat ein Beispiel. Es sei keine Lösung, nur Teilbereiche zu betrachten, die Umstände der Pandemie seien deutlich komplexer.

So sei bei allem auch die Inzidenz entscheidend. Denn bei einer 7-Tage-Inzidenz über 200 soll die Öffnung sofort abgebrochen werden. Das hatte die Vizeleiterin des Corona-Krisenstabes im Sozialministerium, Claudia Schröder, am Dienstag in Hannover erklärt. Und auch bei Inzidenzwerten über 100 soll es Einschränkungen geben, wie Landrat Peter Bohlmann erklärt. „Dann würde Click and Eat, also das Essen im Restaurant nach einer Online-Reservierung, wieder gestoppt. Ab 200 geht dann nichts mehr.“

Insofern liege das Hauptaugenmerk des Landkreises darauf, den Inzidenzwert unter 100 zu halten. Der aktuelle Wert lag am Donnerstag bei 80,9. „Das ist noch deutlich unter 100, aber wir haben in der Vergangenheit gesehen, wie schnell das gehen kann. Schließlich lag der Landkreis Verden vor nicht allzu langer Zeit bei unter 20“, betont Bohlmann. Jeder sei aufgerufen, sich entsprechend zu verhalten und vorsichtig zu sein. Der Landkreis betrachte das Modellprojekt „ergebnisoffen“. „Wir hätten das jetzt nicht forciert, aber die Bürgermeister stehen unter Druck, weil die Innenstädte sowieso Probleme haben“, sagt Bohlmann. Außerdem könnte die Teilnahme neue Erkenntnisse bringen.

„Wir versprechen uns sehr viel von der Teilnahme an diesem Modellprojekt“, sagt der Achimer Bürgermeister Rainer Ditzfeld. „Es wäre schön, wenn wir es so schaffen, wieder ein Stückchen mehr Normalität zu erreichen und unsere Unternehmen und die Kultur vor Ort zu unterstützen.“ Um überhaupt in den Kreis der Bewerber aufgenommen werden zu können, musste die Stadt einige Voraussetzungen erfüllen. „Wir konnten bisher nur ein erstes Stimmungsbild einholen“, sagt Wirtschaftsförderer Martin Balkausky. Das sei allerdings sehr positiv gewesen. Immerhin stehe der Handel wegen der aktuellen Schließungen sehr unter Druck.

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