Der Brückenschlag über die Aller, der die Gemeinde Dörverden mit der Stadt Verden verbindet, ist eine Erfolgsgeschichte. Manch ein Hönischer plant abends nach der Arbeit sogar noch einen kleinen Umweg ein und nimmt den Fahrradweg entlang der Eisenbahnbrücke. Warum? Ganz einfach – weil er den Panoramablick auf die Allerniederung genießen will. Die gute Nachricht für alle, die aus Richtung Dörverden kommen: Die Einmündung des Radweges in die Kreisstraße (K) 14 Verden-Wahnebergen wurde in den vergangenen Wochen optimiert. Fortan brauchen die Pedalritter also keine "spitze Kurve" mehr fahren, sondern können auf einen mit Betonsteinpflaster befestigten Weg abbiegen. Viele Fahrradfahrer hatten sich in der Vergangenheit eine Verbesserung der bis dato komplizierten Einmündungssituation gewünscht.
Neue Beschilderung
"Der Landkreis Verden hat die Arbeiten von einer Firma ausführen lassen, und die Gemeinde Dörverden übernimmt die Kosten", erklärt Dörverdens Bürgermeister Alexander von Seggern. Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch eine neue Beschilderung angebracht. Das weiße Schild mit dem Fahrradsymbol weist an der Einmündung des Radweges in die K 14 auf den verkürzten Weg über Wätern und Aller in die benachbarte Stadt Verden hin. Auch im Verlauf des Deichverteidigungsweges wurde ein weiteres Schild installiert, sodass künftig kein Radler den Brückenschlag über die Aller mehr verfehlen kann. Das Vorhaben schlägt von Seggern zufolge mit rund 9000 Euro zu Buche.
In dem zweistufigen Bundeswettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“ wurde damals aus 183 Projektskizzen unter anderem der Verdener Projektvorschlag über Dörverdener Gemeindegebiet ausgewählt. Für die "Hinterlandverbindung", die Nutzung von Deichverteidigungsweg und Deichkrone, hatte wiederum der Stedorfer Deichverband gesorgt. Zum Tag der Deutschen Einheit 2019 wurde die neue Radwegeverbindung zwischen Dörverden und Verden offiziell freigegeben. Dank dem Lärmschutz entlang der Bahntrasse brauchen radelnde Pendler und naherholungssuchende Radwanderer bei der Passage über das Wasser keine Ohrenstöpsel verwenden – Stichwort Unterschotterungsmatte.
Der insgesamt rund 1,4 Kilometer lange Brückenschlag führt auf 380 Metern über die Aller und auf 100 Metern über die Wätern. Insgesamt mussten dafür 38 Konsolen an der Eisenbahnbrücke befestigt werden, auf denen dann anschließend 18 Stahlbetonplatten montiert wurden. Bereits vor der Montage des Radwegs ist die neue Eisenbahnbrücke zu einem weiteren Wahrzeichen für die Dom- und Reiterstadt geworden, hat 2017 sogar den Deutschen Stahlbaupreis eingeheimst.
Die Zufahrt aus Verden erfolgt aus der Straße Im Burgfeld und führt über die Allerbrücke auf den alten Bahndamm sowie die Wäternbrücke und von dort aus über den Deich auf den Deichverteidigungsweg bis nach Wahnebergen. Nach Auffassung der Verdener Stadtverwaltung trägt die Rad- und Gehwegverbindung entlang der Eisenbahnbrücke dazu bei, die Verkehrsbelastung auf der Nord- und Südbrücke zu reduzieren, sodass das Vorhaben unter anderem zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses am Nordertor-Kreisel beitrage.
Dörverden übernimmt Unterhaltung
Für den Brückenschlag sind Bundesmittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro aus dem Programm „Klimaschutz durch Radverkehr“ geflossen. Der Landkreis Verden hatte sich hingegen mit 300.000 Euro an dem klimaschonenden Leuchtturmprojekt beteiligt. Finanziell unterstützt hat Dörverden den Brückenschlag zwar nicht, kümmert sich jedoch um die Unterhaltung.
Antje Radecke vom Projektträger Jülich, die den Brückenschlag im Auftrag des Bundesumweltministeriums betreut hatte, schrieb der gemeindeübergreifenden Verbindung bei der Eröffnung vor fast zwei Jahren „Modellcharakter“ und einen „substanziellen Beitrag zum Klimaschutz“ zu. Ihre Hoffnung, dass viele Menschen vom Auto auf das Fahrrad umsteigen, hat sich jedenfalls bewahrheitet – die Nutzerzahlen steigen.
Ein Monitoring an der Wegestrecke gibt nämlich genau Aufschluss darüber, wie der Brückenschlag über die Aller angenommen wird. Der Ort der Erfassung befindet sich auf Verdener Seite, zwischen der Straße Alte Burg und der Allerbrücke. Laut Torsten Fiebig aus dem Fachbereich Straßen und Stadtgrün im Verdener Rathaus haben im Mai insgesamt 13.512 Fahrradfahrer den Brückenschlag genutzt. Davon seien 7361 in Richtung Dörverden und 6151 in Richtung Verden unterwegs gewesen. Täglich wurde der Radweg entlang der Eisenbahnbrücke im Mai demnach von durchschnittlich 436 Radlern frequentiert. Die Zahlen für die Monate Juni und Juli veröffentlicht die Stadtverwaltung in Kürze.