Abschalten, rauskommen und die Natur genießen – viele Menschen hegen eine Leidenschaft für das Angeln. Infolge wegfallender Hobbys und Reisen durch die Corona-Pandemie steigen auch die Mitgliederzahlen in den Angelvereinen an. Jens Reese aus Eystrup angelt schon, seitdem er 15 Jahre alt ist. Mit seiner Frau gemeinsam entschloss er sich 2018 dazu, einen Dauercamping-Stellplatz am Stedeberger See in Dörverden anzumieten. "So konnte ich mein Hobby mit meiner Familie vereinen." Jeden Freitag kommt der 36-Jährige nun zum Campingplatz.
Das Gelände befindet sich direkt an dem Badesee, der mit bester Wasserqualität vor allem für Angler, Badende und Taucher interessant ist. „Wir haben viele Muscheln im See und sind auch sehr bemüht, dass das Wasser auch seine Qualität behält.“ Früher faszinierte ihn vor allem die Ruhe, heute ist er Raubfischangler. „Hecht, Barsch, Zander und Wels – das ist mein Fachgebiet", erzählt der Hobby-Angler, der vor allem an der Weser und am Stedeberger See seiner Passion nachgeht.
Gastangler können gegen einen geringen Betrag Angelkarten beim örtlichen Gewässerwart, Hartwig Reineke, erwerben. „Wir vermitteln das ansonsten auch vom Platz aus“, erklärt Monika Brügge, die seit über 30 Jahren Dauercamperin auf dem Campingplatz am Badesee ist. Seit rund einem Jahr kümmert sich die 56-Jährige um die Verwaltung und seit kurzem auch um die kleine Gastronomie des Campingplatzes. Sieben Euro kostet die Angel-Tageskarte, 35 Euro die Erlaubnis für das ganze Jahr. "Der Angelschein ist dafür die Voraussetzung", sagt Brügge.

Anglerin Monika Brügge ist schon seit über 30 Jahren Dauercamperin am Stedeberger See. Seit Kurzem hat sie auch die Verwaltung und Gastronomie des Campingplatzes übernommen.
Schonzeit beachten
Wer hier angelt, hat die Chance auf Fischarten wie Zander, Karpfen, Hechte, Welse, Rotaugen, Barsche und Aale. "Ich angle eigentlich das ganze Jahr, außer in der Schonzeit", berichtet Reese. Die Schonzeit bezeichnet den Zeitraum, in dem der Fang von Fischen durch das Fischereirecht gesetzlich verboten ist, da dann die jeweiligen Fischarten laichen. "So soll die Population erhalten werden", erklärt der 36-Jährige. Da die Laichzeit bei allen Arten unterschiedlich sei, variierten auch die Schonzeiten.
Auf dem rund 14 Hektar großen Gewässer sind nur hand- und elektrogetriebene Boote erlaubt. „Die meisten Angler fischen hier vom Wasser aus“, erzählt Monika Brügge. Jens Reese hat ein Schlauchboot mit Elektromotor, mit dem er auf den See rausfährt. „Unser See ist immer noch ein kleiner Geheimtipp“, betont er. Dabei hat er einen großen Kescher, Kunstköder, ein Maßband und Abhackmaterial. "Zu meiner Ausrüstung gehört auch eine Matte, die ich zur Unterlage nutze, damit ich den Fisch nicht in den Dreck legen muss.“ Bei der Raubfisch-Jagd komme er um Köderfische nicht herum, erzählt Reese. Da das Angeln mit lebendem Köderfisch in Deutschland allerdings verboten ist, verwendet der Hobby-Angler tote Köderfische, die er im Internet bestellt. "Da machst du dann nur noch den Haken rein – zack, fertig." Als Alternative gebe es noch künstliche Köderfische, die einen Fisch imitierten.
Mond und Wetterlage entscheidend
Zum Angeln braucht es also nicht nur Glück, sondern auch Können. "Angeln ist eine Wissenschaft für sich", betont Brügge. Früher war sie selbst auch öfter mal angeln am Badesee. „Momentan fehlt mir allerdings die Zeit“, erklärt die 56-Jährige. Je nach Fischart lohne es sich, an verschiedenen Tageszeiten und teilweise sogar Jahreszeiten aktiv zu werden. „Bei Karpfen ist die beste Zeit im Sommer, beim Raubfisch ist es der Herbst“, erklärt Reese. Zudem seien auch der Mond und die Wetterlage entscheidend. „Wechselhaft mögen die Fische nicht“, betont der Hobby-Angler.

Der Stedeberger See ist für seine hervorragende Wasserqualität im Landkreis Verden bekannt.
„Bei mir zu Hause angle ich, so oft es mir neben Arbeit und Familie möglich ist“, sagt Reese, der auch Mitglied im Nienburger Fischereiverein ist. Jeden Freitag kommt Familie Reese zum Campingplatz. Oftmals nimmt der Familienvater auch seine sechsjährige Tochter mit, die auch schon mit einer pinkfarbenen Angel ausgestattet sei. „In ihrer Gegenwart töte ich dann aber keine Fische – das ist zu brutal.“ Laut Brügge werden viele Kinder am Stedeberger See von ihren Eltern ans Angeln herangeführt. „Auch meine Jungs sind so zu dem Hobby gekommen.“
Der Verkauf vom privaten Fang ist in Deutschland verboten. Doch für Jens Reese käme das eh nicht in Frage. "Es gibt hier einige Personen auf dem Platz, die dir den Fisch nach dem Fangen fertig machen. Selbstgefangene sind immer am leckersten." Gerade gebraten schmecken Hechte und Barsche gut, erzählt der Hobby-Angler. Doch erst einmal muss er heute einen fangen.