Beim Wort "Denkmal" zieht es die Gedanken der meisten Menschen wahrscheinlich in Richtung Statuen oder Sakralgebäude. Doch vier Bürger aus Neddenaverbergen möchten zum Tag des offenen Denkmals – an diesem Sonntag, 14. September – ihre ganz privaten Denkmäler mit der Öffentlichkeit teilen: ihre Höfe.
Kurz hinter dem Ortseingangsschild von Nedden steht das Haus der Familie Cordes – und das bereits seit 1859, berichtet Holger Cordes. Er kennt die umliegenden Höfe aus dem Effeff. Die Geschichte seiner Nachbarschaft bezeichnet er als sein Hobby. Es wirkt so, als könnte er das Baujahr jeder Scheune und jedes Speichers im Schlaf herunterbeten. "Dörfer sollen wie Dörfer aussehen", schildert er sowohl seine als auch die Motivation seiner Mitstreiter, sich am Tag des offenen Denkmals zu beteiligen. "Wir haben eine Zeit, da wird flächendeckend abgerissen. Überall werden alte Häuser abgerissen oder sie verfallen einfach", kritisiert der Hobby-Historiker. Denn damit verfalle auch das, was einem Dorf seinen Charakter verleihe.
Versteckte Schätze
"Viele, die in alten Häusern wohnen, oder sich ein Bauernhaus kaufen, wissen gar nicht, was für Schätze sie da eigentlich haben", erklärt der Neddener. Da pflichtet ihm Christiane Bötjer bei. Als sie ihr Haus renovierte, sei unter einem festgeklebten Teppich ein wunderschöner Terrazzoboden erschienen. "Hinter einer Fototapete war so ein schönes Fachwerk versteckt", schwärmt sie weiter. Beim Tag des offenen Denkmals möchte sie den Besuchern zeigen, dass die aufwendigen Renovierungen und Umbauten auf alten Höfen all die Mühen durchaus wert sein können. Bötjers ehemaliger Viehstall glänzt nämlich seit einiger Zeit als moderne Seniorenwohnung.
Die Arbeit an den alten Häusern sei keine einfache, weiß Heinz Riepshoff von der Interessengemeinschaft (IG) Bauernhaus. "Es gibt nur wenige Architekten in der Region, die Deine Scheune umbauen könnten", erklärt er Rathje Clasen. Clasen und seine Frau Martina haben auf ihrem Grundstück eine Scheune, über deren Umbau zu einem Wohnhaus die Familie schon seit längerer Zeit nachdenkt. "Mein Vater hat darüber auch schon nachgedacht. Da hat sich aber noch keiner von uns rangetraut", lacht er. Denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz – und das bringt einige Auflagen mit sich.
Autarkes Heizen im Speicher
Erfolgreich umfunktioniert hat die Familie Clasen allerdings schon ihren Speicher. In dem über 200 Jahre alten Gebäude befindet sich seit einigen Jahren eine moderne Hackschnitzelheizung, mit der die Familie sowohl ihr eigenes als auch das Nachbarhaus, in dem Rathje Clasens Onkel wohnt, heizen kann. So habe die Familie das alte Gebäude retten können. "Dadurch bleibt es hier auch idyllischer und ländlicher", lobt Riepshoff begeistert. Stünde dieser Speicher unter Denkmalschutz, würde der Einbau der Heizung vermutlich sogar genehmigt, mutmaßt der Experte von der IG Bauernhaus. "Jede Nutzung ist recht, auch nicht-ursprüngliche, um das Gebäude weiter zu nutzen", zitiert er das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz.

Der Kleinbahnexpress bringt alle, die nicht mit dem Auto kommen möchten, auf sehr traditionelle Art nach Neddenaverbergen.
In Nedden ist der Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, als ein "netter Dorfspaziergang" zu verstehen, erklärt Bötjer. Alle Gebäude sind fußläufig zu erreichen. Auf den Höfen stehen die Bewohner gern für die eine oder andere kleine Führung bereit und im Backhaus gibt es frischen Butterkuchen. Parken können die Besucher entlang der Neddener Dorfstraße.
Die Kleinbahn zwischen Verden und Walsrode hält an diesem Tag auch in Neddenaverbergen. Abfahrt ist in Verden um 11, 14.30 und 16.30 Uhr, jeweils von Gleis 5. Zurück fährt die Bahn von Nedden um 12, 15.30 und 17.30 Uhr. Die Fahrradmitnahme ist kostenlos. Reservierungen und Preise sind auf der Internetseite www.kleinbahnexpress.de zu finden.