Nachdem sich der Flecken Ottersberg entschieden hat, den Bau von Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen (FF-PV-Anlagen) auf seinen Gemeindeflächen zu ermöglichen, soll nun in Posthausen ein Solarpark entstehen. Während das Einkaufszentrum Dodenhof einen Bereich mit einer Größe von rund zehn Hektar südwestlich des Bremer Dammes im Visier hat, um dort eine Anlage für den Eigenverbrauch zu errichten, sind die Pläne des Projektierers Kronos Solar Projekts GmbH aus Leipzig deutlich größer dimensioniert.
Für die 45 Hektar große Wunschfläche in Allerdorf hatte das Unternehmen im Mai dieses Jahres einen entsprechenden Antrag für eine Bauleitplanung gestellt. Für beide Vorhaben hat der Ortsrat Posthausen derweil in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend die planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Errichtung von Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen geschaffen. Dafür notwendig waren die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die beiden Standorte in der Ortschaft Posthausen.
Auf welcher Grundlage kann der Solarpark verwirklicht werden?
Die Gemeinde hatte beschlossen, rund 50 Hektar – also 0,5 Prozent seiner Gemeindeflächen – für Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen anzubieten. Im Rathaus sind daraufhin mehrere Anträge zur Ausweisung von Flächen eingegangen. Zur Ermittlung, welche Flächen im Gemeindegebiet infrage kämen, war eine Potenzialstudie in Auftrag gegeben worden. Nach Prüfung der Anträge in Verbindung mit der Potenzialstudie schlug die Verwaltung vor, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Projekte in Posthausen zu schaffen.
Was spricht für Kronos Solar als Projektierer?
Die Vorhabenträgerin gilt als erfahren bei Fotovoltaik-Projekten im Hochspannungsbau. Eine Bilanz von rund 20 Milliarden Euro sichert die Umsetzung kommerziell ab, eine Bankenfinanzierung wäre nicht nötig. Der Rückbau der Anlage nach 30 Jahren werde laut Unternehmen vertraglich mit den Flächeneigentümern mittels einer Bankbürgschaft abgesichert.
Welche Kriterien müssen beim Bau des Freiflächensolarparks in Allerdorf auf einer Größe von 45 Hektar berücksichtigt werden?
Aufgrund der hohen Netzanbindungskosten, die laut Kronos Solar bei der Einspeisung des öffentlichen Stroms ins öffentliche Netz entstehen, würden großflächige und zusammenhängende Teilflächen nahe der Hochspannungsleitung in dieser Größenordnung benötigt, um ein wirtschaftlich darstellbares Projekt umsetzen zu können.
Wie sieht die technische Umsetzung aus?
Die Flächen sollen mittels einer unterirdischen Kabeltrasse zusammengeschlossen werden, um den erzeugten Strom gebündelt an einem Netzanschlusspunkt in der 110-kV-Leitung einspeisen zu können. Der nächstmögliche Netzeinspeisungspunkt liege nach Angaben des Unternehmens derzeit rund vier Kilometer von der Projektfläche entfernt. Die Gründung der Solarpaneele erfolge derweil durch die Rammung von Metallprofilen.
Ist der Landkreis Verden in die Planungen zum Solarpark eingebunden?
Ja. Eine Vorabeinschätzung der Regionalplanung des Landkreises Verden sei positiv verlaufen, heißt es von Kronos Solar. Zielkonflikte durch das Projekt mit der Regionalplanung seien demnach voraussichtlich nicht zu erwarten.
Was spricht noch für die Umsetzung des Projekts auf den Flächen in Allerdorf?
Die Inanspruchnahme der Flächen für den Solarpark würden keine Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiete tangieren oder in dessen Nähe liegen, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Bodenqualität der Flurstücke im Plangebiet sei derweil für die landwirtschaftliche Produktion "wenig geeignet" und somit "prädestiniert für die Energiegewinnung durch Fotovoltaik". Es sei also eine ökologische Aufwertung bestehender Ackerflächen zu erwarten.
Inwiefern kann die Gemeinde von diesem Projekt profitieren?
Da die neu gegründete Gesellschaft des Solarparks ihren Sitz im Flecken Ottersberg haben wird, kann die Kommune mit Gewerbesteuereinnahmen rechnen. In vergleichbaren Projekten seien dies laut Kronos rund 4,8 Millionen Euro über die Laufzeit des Parks. Das Unternehmen sieht den Solarpark demnach als attraktives Einnahme-Potenzial für die Gemeinde. Ein weiterer lokaler Mehrwert sei die finanzielle Beteiligung der Gemeinde am Stromertrag in Form einer Solarabgabe in Höhe von 0,2 Cent pro KWh. Zudem sollen Unternehmen aus der Region für den Bau und die Grünpflege des Solarparks beauftragt werden. Ein Teil der Wertschöpfung soll auf diesem Weg im Ort bleiben. Und der Bau eines zusätzlichen Umspannwerks soll zusätzlich zu einer Verbesserung der regionalen Netz-Infrastruktur führen, von der andere Vorhaben und Unternehmen in der Gemeinde profitieren könnten.
Wie bewertet die Politik den geplanten Solarpark?
Der Ortsrat votierte vor mehr als 30 interessierten Gästen einstimmig für die beiden Vorhaben. "Die Verwaltung begrüßt eine Entwicklung von Flächenvoltaikanlagen. 0,5 bis zwei Prozent der Gesamtfläche halten wir für vertretbar, das entspricht 50 bis 200 Hektar. Wir wollen zunächst Flächen in Posthausen entwickeln. Danach werden die Gremien beraten, ob weitere Flächen hinzukommen sollen", erklärte Bürgermeister Tim Willy Weber. Posthausens Ortsbürgermeister Reiner Sterna konstatierte: "Es war eine sehr angenehme Beratung und abschließende Entscheidung für die Ortschaft Posthausen, diesen ersten Schritt in Richtung Freiflächen-Fotovoltaikanlagen zu gehen."