Wer sein Gemüse künftig nicht mehr im Supermarkt, sondern quasi direkt nach der Ernte vom Feld beim Erzeuger kaufen möchte, der hat dazu in Quelkhorn ab diesem Frühjahr die Gelegenheit. Und dabei stehen die Interessierten sogar noch vor der Qual der Wahl: Denn am Mühlenberg in Quelkhorn starten gleich zwei Solidarische Landwirtschaften (Solawis). Die Bohnenbande mit einem breit gefächerten Angebot an Gemüse aus ökologischen Anbau und Brümmanns Hof mit biologisch-dynamischen Milchprodukten, Gemüse und Schnittblumen. Beide Betriebe sind freundschaftlich miteinander verbunden und unterstützen sich gegenseitig.
Die Idee hinter einer Solidarischen Landwirtschaft ist leicht erklärt. Das Jahresbudget etwa eines Hofes, eines landwirtschaftlichen Betriebes oder einer Gärtnerei wird durch die Mitglieder geteilt. So wird das Anbaurisiko auf viele Schultern verteilt und die Mitglieder werden Teil einer regionalen und ökologischen Landwirtschaft, erklärt Tobias Bertzbach von Brümmanns Hof. Die Mitglieder sorgen mit ihren Beiträgen dafür, "die Tätigkeit des Landwirtes zu finanzieren", fasst Bastian Hebert von der Bohnenbande zusammen. Aber für ihren monatlichen Beitrag bekommen die Mitglieder natürlich auch einiges: Sie dürfen sich jede Woche an dem je nach Jahreszeit verfügbaren, frischen Angebot bedienen.
Hofeigene Molkerei
Auf dem Demeter-Betrieb Brümmanns Hof werden nach eigenen Angaben ab diesen Sommer etwa fünf Kühe der aussterbenden Nutztierrasse „Angler Rotvieh alte Zuchtrichtung“ gemolken. Die Milch wird in der hofeigenen Molkerei zu pasteurisierter Frischmilch verarbeitet und abgefüllt. Außerdem wird Naturjoghurt produziert. Weitere Produkte wie Quark und Frischkäse sind in Planung. Auf dem Gemüseacker wird saisonal biologisch-dynamisches Freilandgemüse angebaut. Zudem können selbst bunte Sommersträuße gepflückt werden. 95 Euro beträgt der monatliche Beitrag für einen Erwachsenen, insgesamt vergibt der Brümmanns Hof 24 Anteile. Zweimal wöchentlich können sich die Mitglieder im hofeigenen Abholraum bedienen und frisches Gemüse und Milchprodukte mitnehmen. "Das ist doch die schönste Art, seine Lebensmittel zu bekommen", ist Laura Bertzbach, auf die der Betrieb offiziell läuft, überzeugt.
Dass es eine entspreche Nachfrage geben wird, davon ist sowohl sie wie auch Hebert überzeugt. "Das Potenzial ist unglaublich groß", findet der 32-Jährige, der zum dreiköpfigen Team von der Bohnenbande gehört. Daher mache man sich auch keine Sorgen, in direkter Nachbarschaft eine Konkurrenzsituation mit einem vergleichbaren Angebot zu schaffen. Im Mai will man bei der Bohnenbande bereits das erste Gemüse wie Salate, Radieschen und Spinat an die Mitglieder verteilen. Übers ganze Jahr werden mehr als 40 verschiedene Gemüse- und Kräuterkulturen in Bio-Qualität angebaut. Hinzu kommen durch die Zusammenarbeit mit dem ansässigen Demeter-Bauer Christian Wiencke Kartoffeln, Möhren und Porree. "Wir werden also das ganze Jahr über etwas anbieten", verspricht Hebert.
Premierensaison steht an
Wie ertragsreich am Ende alle Ernten der beiden Solawi-Anbieter in Quelkhorn seien werden, könne natürlich nicht verlässlich prognostiziert werden. "Wir fangen ja dieses Jahr erst an zu produzieren", weist Laura Bertzbach darauf hin, dass die erste Saison auch im Zeichen des Sammelns von Erfahrungen stehen wird. Die 37-Jährige ist in jedem Fall voller Tatendrang und kann sich vorstellen, das Angebot auch Schritt für Schritt auszubauen, um auch noch mehr Anteile anbieten zu können. Bei der Bohnenband hofft man für die erste Saison auf 40 Mitglieder – erworben werden können dort große (monatlich 120 Euro) oder kleine Anteile (75 Euro). Besonders wichtig seien dem Team die kleinbäuerliche und ökologische Wirtschaftsweise, "mit der regional möglichst viele Menschen versorgt und glücklich gemacht werden sollen".