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Gebiet soll attraktiver werden Kompromisslösung für den Oyter See

Die Politik in Oyten hat den Weg dafür freigemacht, damit das Gebiet am Oyter See dank eines Investors noch attraktiver werden kann. Dieser möchte die Wasserski-Anlage und das Gastronomieangebot ausweiten.
21.09.2023, 16:00 Uhr
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Kompromisslösung für den Oyter See
Von Marius Merle

Nicht oft kommt es in Oyten vor, dass bei einer politischen Sitzung nach Wortbeiträgen wiederholt Applaus aus dem Zuschauerbereich kommt. Das liegt einerseits daran, dass sich zumeist ohnehin nur wenige interessierte Bürger zu diesem Anlass in den Rathaussaal begeben, und zum anderen daran, dass die Themen den Anwesenden selten so wichtig sind, dass sie ihrem Unmut oder ihrer Zustimmung lautstark Ausdruck verleihen wollen. Doch am Mittwochabend war das anders. Der zuständige Fachausschuss setzte sich einmal mehr mit der Zukunft des Gebietes Oyter See auseinander. Und es war klar: An diesem Abend wird es eine Grundsatzentscheidung darüber geben, ob das Areal dank des Interesses eines Investors attraktiver werden soll, oder eben nicht. Rund 70 interessierte Bürger waren gekommen – und der Großteil zeigte sich am Ende über das politische Votum sehr erfreut.

Worüber genau befand die Politik?

Einerseits ging es darum, die Ergebnisse des Runden Tisches zur Zukunft des Oyter Sees (wir berichteten) als Grundlage für die weitere politische Diskussion rund um das Nutzungskonzept des Areals anzuerkennen und entsprechend die Verwaltung zu beauftragen, den Aufstellungsbeschluss zur Änderung des dort gültigen Bebauungsplanes vorzubereiten. An diesem Abend wurde also vordergründig eigentlich nicht über ein konkretes Projekt abgestimmt – andererseits aber schon irgendwie. Denn schließlich drehte sich die Diskussion am Runden Tisch hauptsächlich um die Pläne der WakeMan Event GmbH, das Gelände für Freizeitangebote zu nutzen. Das Unternehmen betreibt aktuell schon die Wakeboard-Anlage auf dem See, die in dieser Form aber nicht länger genehmigungsfähig ist. Für einen zukünftigen Betrieb muss entsprechendes Planungsrecht geschaffen werden, dafür ist die besagte Bebauungsplanänderung nötig. Am Mittwoch also ging es um die Fragen, ob die Gemeinde diese Änderung möchte, welche zur Folge haben wird, dass der dortige Landschaftsschutz-Status teilweise aufgehoben werden muss, und für welche Flächen eine Nutzung von Freizeitangeboten zulässig sein soll.

Grundlage der Diskussion im Ausschuss war ein Kompromissvorschlag der WakeMan Event GmbH, nachdem ein erster Entwurf über eine neue, deutlich größere Wasserski- und Wakeboardanlage bei der ersten Sitzung des Runden Tisches überwiegend auf Ablehnung gestoßen war. Zur zweiten Sitzung hatte das Unternehmen eine etwas kleinere Variante für einen Rundkurs herausgearbeitet, mit dem sich die meisten Teilnehmer des Runden Tisches zumindest weitestgehend arrangieren konnten. Diese wurde in den Entwurf des zu überarbeiteten Bebauungsplanes aufgenommen, der am Mittwoch zur Abstimmung kam. Außerdem Teil der Planungen sind die Ausweitung der Badebucht sowie die Erweiterung des gastronomischen Angebotes am See ebenfalls durch die WakeMan Event GmbH.

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Wie beurteilte die Politik die Pläne?

Durch alle Fraktionen hinweg gab es nur Lob – sowohl für das erfolgte Beteiligungsverfahren in Form des Runden Tisches wie auch für den Kompromissvorschlag des Investors zur Attraktivierung des Seegebietes. Andreas Dotzauer (FDP) sprach von einer "guten Lösung, die für alle akzeptabel ist", Ingo Köhn (AfD) von einem "tollen Konzept". Jannik Woelki (SPD) betonte besonders, dass dadurch endlich auch für die Jugend in Oyten ein Angebot geschaffen werde, Michael Bohlmann (CDU) nannte die Bedeutung eines attraktiven Oyter Sees, um auch Leute von außerhalb nach Oyten locken zu können. Björn Meyer (Grüne) befand, dass die Umsetzung des neuen Investorenentwurfes "in Einklang mit einem Landschaftsschutzgebiet" gebracht werden könne. Zumal es aus seiner Sicht aus Klimaschutzgründen auch wichtig sei, den Menschen in der Region hochwertige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung zu bieten, damit der ein oder andere vielleicht nicht mehr die Notwendigkeit sieht, in den Urlaub fliegen zu müssen. Wenig überraschend also stimmte der Ausschuss (bei einer Enthaltung) geschlossen für den Beschlussvorschlag der Verwaltung.

Gab es auch kritische Töne?

Ja, einige Anwohner zeigten sich weniger begeistert von der Aussicht, dass die Besucherzahlen zunehmen und Teile des Sees und Uferbereiches weiter zugebaut werden. Auch die Folgen für den Landschafts- und Artenschutz wurden kritisch angemerkt, etwa von Oytens Landschaftswart Hans-Heinrich Grahl.

Was hat der Investor geplant?

Den Wasserski- und Wakeboard-Rundkurs aus dem überarbeiteten Entwurf könnten maximal acht Personen gleichzeitig nutzen. Die Kapazitäten im Vergleich zur aktuellen Anlage würden also deutlich erhöht, was den Vorteil hätte, dass dann auch ohne vorige Buchung die Chance besteht, das Angebot nutzen zu können, erläuterte Adrian Abeck von der WakeMan Event GmbH. Denn im Sommer sei man aktuell meist fünf bis sechs Tage im Voraus ausgebucht, sodass für Kurzentschlossene kaum eine Möglichkeit besteht. Auch ein Vereinsbetrieb sei mit der größeren Anlage möglich. Diese würde aber eine etwa dreimal so große Fläche auf dem See einnehmen, wie es derzeit der Fall ist. Für die Ausweitung des gastronomischen Angebotes schwebt dem Investor eine "barrierefreie See-Terrasse" mit Innen- und Außengastronomie vor. Dadurch wäre ein ganzjähriger Betrieb möglich, das Speisen- und Getränkeangebot im Vergleich zur aktuellen Lokalität soll ausgebaut werden. Alle anderen Ideen, die die WakeMan Event GmbH bei einem ersten Entwurf für die Gestaltung des Oyter Sees im vergangenen Jahr ins Spiel gebracht hatte, sind nicht Teil der bisherigen Diskussion gewesen. Vom Tisch sind vom Investor angedachte Projekte wie ein Minigolfplatz, eine Van-Wiese oder ein Beachcamp aber damit noch nicht. Wie Bürgermeisterin Sandra Röse erklärte, werden diese Dinge im weiteren Verfahren behandelt.

Wie geht es nun weiter?

Zunächst einmal muss der Verwaltungsausschuss am 9. Oktober in nicht-öffentlicher Sitzung die Abstimmung des Fachausschusses bestätigen. Angesichts des klaren Meinungsbildes dürfte das aber nur eine Formalie sein. Bis irgendwelche Pläne des Investors umgesetzt werden, wird aber noch eine Weile dauern. "Wir stehen ganz am Anfang, der Weg ist noch lang", machte Susanne Laubner von der Gemeindeverwaltung deutlich. Schließlich muss die Gemeinde nun erst einmal das Planverfahren entsprechend vorantreiben. In diesem Zusammenhang wird auch die Politik immer wieder mit einbezogen. Ein wichtiger Aspekt bei der weiteren Planung ist etwa die Erstellung eines Verkehrskonzeptes für den Bereich am See. Schließlich ist die Anfahrts- und Parksituation derzeit schon für alle Beteiligten unbefriedigend. Es war also am Mittwoch erst einmal nur ein kleiner Schritt hin zu einem attraktiveren Naherholungs- und Freizeitangebot am Oyter See – dafür aber ein symbolisch sehr wertvoller nach den jahrelangen, teils sehr emotional geführten Diskussionen über ein Nutzungskonzept für die Zukunft.

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