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Anruf von "DerEchteCharly" Telefonstreich von Influencer rückt Oytener Betrieb in den Fokus

Daniel Koebe sucht für seine Elektrotechnik-Firma nach Fachkräften – eine Stellenausschreibung brachte ihm nun einen ungewöhnlichen Anruf. Einen, den inzwischen mehrere Hunderttausend Menschen gehört haben.
21.07.2025, 15:18 Uhr
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Telefonstreich von Influencer rückt Oytener Betrieb in den Fokus
Von Marius Merle

Diesen Telefonanruf wird Daniel Koebe wohl nie vergessen. Der Geschäftsführer von Koebe Elektrotechnik in Oyten hatte Anfang des Monats eigentlich gehofft, dass am anderen Ende der Leitung eine Person ist, die sein Fachkräfteproblem löst. Doch recht schnell sah er sich mit einer sehr ungewöhnlichen Gesprächssituation konfrontiert. Denn die Person, die sich als "Cinderella" vorstellte, schien von Elektrotechnik nicht wirklich Ahnung zu haben.

Im Gegenteil: Sie erhoffte sich Hilfe bei der Benutzung ihrer defekten Heißluftfritteuse. Ratschläge wollte sie dabei jedoch keine annehmen und so kam es zu einem Kurzschluss, durch den sie eine gewischt bekam. Soweit die Handlung des recht absurden Telefonats, das inzwischen sehr viele Menschen angehört haben. Denn es handelte sich um einen Telefonstreich des Influencers "DerEchteCharly" beziehungsweise "charly.voice", der auf TikTok und Instagram aktiv ist und dort zusammengerechnet 480.000 Follower vorweisen kann. Rund 330.000 Mal wurde sein Video mit dem Geschäftsführer des Oytener Unternehmens inzwischen im Internet aufgerufen.

Chance für Werbung genutzt

Aufmerksam geworden war der Comedy-Influencer, der mit verstellter Stimme Telefonanrufe macht, auf Koebe Elektrotechnik durch eine Stellenausschreibung auf einem Online-Portal. Als die Situation am Telefon schließlich aufgelöst wurde, nutzte Koebe sodann auch noch die Chance, um kurz etwas Werbung in eigener Sache zu machen. Denn so witzig der 35-Jährige die Aktion des bekannten Influencers auch fand, der Hintergrund bereitet ihm schon seit längerer Zeit Kopfschmerzen. Denn Koebe sucht Personal – genauer gesagt einen "Super-Monteur" oder noch lieber gleich zwei. Das heißt, der Elektriker sollte selbstständig arbeiten und eine Baustelle leiten können. "Das würde uns viel bringen", betont der Geschäftsführer.

Denn an Aufträgen mangelt es ganz und gar nicht. "Wir könnten so viel mehr machen, Arbeit gibt es ohne Ende", erzählt Koebe. Durch die angespannte Personalsituation müsse er aber auch potenziellen Kunden absagen. "Ich will mein Stammpersonal auch nicht verheizen", erklärt der Oytener. Überwiegend kümmert sich der Handwerksbetrieb um Aufträge in der Region, klassische Elektroinstallationen sowie Reparaturen und Sanierungen gehören ebenso zum Portfolio wie Installationen in den Bereichen Fotovoltaik, Elektromobilität oder Smart Home. Auch große Unternehmen wie Combi, McDonalds oder Tank & Rast zählen zu den Kunden, lässt Koebe wissen. Gerne würde er mit seinem Unternehmen weiter wachsen, ob und in welcher Form das möglich ist, hängt aber schlichtweg vom Personal ab.

Anfänge in einer Garage

Vor sieben Jahren hatte er Koebe Elektrotechnik in einer Garage in Bassen gegründet. Bei seinem früheren Arbeitgeber habe es einfach nicht mehr so gepasst. Seine Motivation war geweckt, es besser machen zu wollen. Und Schritt für Schritt fasste der neue Handwerksbetrieb Fuß. Von der Garage ging es zunächst in einen umgebauten früheren Schweinestall in Schaphusen und vor drei Jahren dann in einen Standort im neuen Oytener Gewerbepark an der Autobahn.

Fast ein Jahr läuft nun schon die Suche nach zusätzlichem Personal. Das komplette Job-Recruiting über die Arbeitsagentur oder Stellanzeigen habe Koebe bereits durch, ein passender Bewerber oder eine passende Bewerberin war bisher leider nicht dabei. Dabei sieht er sich als attraktiven und zeitgemäßen Arbeitgeber. "Die Leute dürfen viel mitbestimmen, und wir sehen den Menschen hinter der Arbeitskraft", sagt Koebe, der aber auch seinerseits genaue Vorstellungen hat. Er suche keine "Jobhopper", die es nach kurzer Zeit schon wieder weiterzieht. "Ich will mich mit Menschen umgeben, die gerne hierher kommen und Lust auf eine langfristige Bindung haben."

Handwerk hat sich verändert

Koebe weiß, dass bei vielen Menschen von Handwerksberufen noch immer das seit Jahrzehnten gängige Bild herrscht. "Dabei ist das heutige Handwerk nicht mehr das, was es einmal war", will der Fachmann betont haben. Die Arbeit sei deutlich facettenreicher, moderner und auch lukrativer geworden. Damit sie noch lukrativer wird, würde sich der 35-Jährige mehr Unterstützung von der Politik wünschen, beispielsweise im Bezug auf steuerliche Vorteile bei Überstunden.

Zur Personalgewinnung setzt Koebe nun auch auf Azubis. So lasse sich die benötigte Fachkraft von morgen im besten Falle im eigenen Unternehmen finden. Bis es so weit ist, gibt er die Hoffnung nicht auf, dass sich doch noch ein geeigneter Bewerber findet. An der fehlenden Reichweite kann es dank der Telefonaktion des Influencers zumindest nicht liegen.

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