Die Alte Aller wieder mit ihrem Hauptstrom verbinden und die Flussufer renaturieren – das sind nur einige der Ziele, die mit dem Projekt Aller-Vielfalt einhergehen. Von dem Vorhaben, das auf den Naturschutzbund (Nabu) zurückgeht, soll allerdings nicht nur die Natur profitieren, auch Anwohner, Landwirtschaft und Tourismus sollen künftig die Vorzüge eines natürlicheren Flusslaufs genießen können. Denn durch das Projekt, das über das Bundesprogramm Blaues Band finanziert werden soll, sollen unter anderem auch Naherholungsgebiete entstehen.
Den Grundstein für das Vorhaben, das als Generationenprojekt gilt, legten bereits im vergangenen Jahr drei Unterschriften. Mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung haben die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Landkreis Verden sowie der Nabu im Herbst ihre Kooperation besiegelt. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht sicher. Der Förderantrag soll in Kürze beim Bundesamt für Naturschutz gestellt werden, kündigte der Kreistagsabgeordnete Erich von Hofe (Die Grünen) an, der bei einem Termin an der Aller Einblick in den aktuellen Planungsstand gab. Mit einer Zusage rechne er noch in diesem Sommer.
Die Idee, die Alte Aller wieder mit dem Hauptstrom zu verbinden, ist bereits einige Jahre alt. Bereits vor 15 Jahren sei er das Thema gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Sylke Bischoff angegangen, erzählte Rolf Göbbert vom Nabu. Denn die Alte Aller würde zunehmend verlanden, was auch die Verdener Sportfischer monierten.
Vorbild für das Projekt Aller-Vielfalt ist ein vergleichbares Unterfangen an der Havel. Mit finanzieller Unterstützung des Bundes sowie der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt werden dort auf einer Fläche von circa 19.000 Hektar und rund 90 Flusskilometern wieder natürliche Überflutungsgebiete geschaffen, Auwald entwickelt und Ufersicherungen entfernt.
Während vorherige Generationen von Landwirten darum bemüht waren, mit Gräben und Drainagen ihre Flächen trockenzulegen, verfolgen sie nun das Ziel, das Wasser stärker in der Landschaft zu halten. "Wir gehen in das vierte Dürrejahr", beschreibt Elisabeth Fresen die Herausforderung. Die Biobäuerin aus Eitze ist auch als Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und als Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung aktiv. Ein besseres Wassermanagement sei gefragt und auch das soll die Renaturierung mit ihren Überschwemmungsgebieten ermöglichen.
"Unser Wunsch ist es, dass wir eine ebenso schöne Modellregion werden", sagt Lena Gumnior, Bundestagskandidatin der Grünen für den Wahlkreis Verden/Osterholz, mit Blick auf die Havel. Denn dann würden sich vielleicht auch die Benachbarten Landkreise, durch die die Aller fließt, an deren Renaturierung beteiligen. Der Heidekreis sowie der Landkreis Celle waren ursprünglich ebenfalls an dem Projekt Aller-Vielfalt interessiert, dann allerdings abgesprungen.
Wichtiger Bestandteil des nun auf den Landkreis Verden begrenzten Vorhabens sei die Freiwilligkeit, betont Christian Meyer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Niedersächsischen Landtag. Auch Erich von Hofe betont: "Es wird keine Enteignung geben."
Zehn Jahre soll das Projekt zunächst andauern. Mit der Umsetzung wird sich in der kommenden Woche auch der Kreisausschuss sowie am 16. Juli der Verdener Kreistag befassen. Denn im Zuge des Projekts ist auch der Ankauf beziehungsweise der Tausch von Flächen geplant, heißt es in einer Beschlussvorlage des Fachdienstes Wasser, Abfall und Naturschutz. Demnach wurden dem Landkreis bereits vereinzelt Flächen angeboten, die mangels Bewilligung noch nicht aus dem Projekt finanziert werden konnten. Bis die Zusage vom Bund erfolgt, sollen die Flächen von Dritten, wie der Niedersächsischen Landgesellschaft oder dem Amt für regionale Landesentwicklung, angekauft und zwischenfinanziert werden, heißt es in der Vorlage. Sind die Fördergelder bewilligt, sollen die Flächen dem Landkreis Verden übertragen und aus den Projektmitteln finanziert werden.