Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Vizeralchirurgie (DGAV) hat die Verdener Aller-Weser-Klinik (AWK) erneut ausgezeichnet. Bereits 2018 wurde das Hernienzentrum der Klinik zertifiziert. Nach drei Jahren stand im Sommer nun eine Rezertifizierung an. Dafür wurden Strukturen und Qualität einer externen Qualitätskontrolle unterzogen, heißt es in einer Mitteilung der AWK.
Unter dem Fachbegriff Hernien verstehen Mediziner „verschiedenartige Brüche in der Bauchwandmuskulatur, durch die sich das Bauchfell nach außen vorwölben kann“, erklärte der damalige Chefarzt Fabio Crescenti bei der Zertifizierung vor drei Jahren. In diese Ausstülpung könnten Teile des Dünn- oder Dickdarms rutschen und einklemmen. „Dieser Zustand ist in der Regel sehr schmerzhaft und kann im Einzelfall auch lebensbedrohend sein“, sagte Crescenti. Besonders verbreitet seien Leistenbrüche, aber auch Brüche von Schenkel, Nabel, Bauchwand sowie Narben und Zwerchfellbrüche seien in der medizinischen Praxis nicht selten. Statistisch würden 15 Prozent aller Narben am Bauch Hernien ausbilden. „Jede Blinddarmnarbe kann reißen“, warnte Crescenti. Die Ursache für die Erkrankung sei in den meisten Fällen eine Bindegewebsschwäche, die vielfach angeboren sei.
Gutachter sind überzeugt
Im Januar 2020 übernahm Friedrich Wenner den Chefarztposten in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie. Gemeinsam mit seinem Team gelang es ihm, die Gutachter der DGAV erneut von der Arbeit im Hernienzentrum zu überzeugen. "Auf dem rund siebenstündigen Auditplan standen die Überprüfung aller an der Behandlung von Hernien beteiligten Bereiche und Prozesse sowie der Operationsergebnisse", schildert Sarah von Larcher, die für die Pressearbeit der AWK zuständig ist, das Vorgehen der Gutachter. Im Fokus standen die entsprechend des aktuellen wissenschaftlichen Standards angewendeten Operationstechniken, die vom Auditor durch Beobachtung der Operateure im Operationssaal überprüft und bestätigt wurden. Für die Rezertifizierung musste die Klinik zudem ihre Operationszahlen vorweisen. Im Jahr 2020 wurden 230 Hernienoperationen von den Chirurgen Wenner, Oberarzt Mouhannad Ahmad, Miriam Philipp und Yousef Soleiman vorgenommen.
"Die hohe Expertise und Qualität lässt sich auch anhand der niedrigen Komplikationsraten ablesen", betont von Larcher. Durch die Bereitstellung von Qualitätsdaten aller Hernienzentren sei es möglich, sich als einzelne Klinik mit dem Durchschnitt der anderen Zentren zu vergleichen. Der Vergleich habe gezeigt, dass die Komplikationsraten in Verden deutlich unter dem Durchschnitt aller mitwirkenden Kliniken liegen.
„Qualitätssicherung spielt für uns eine große Rolle“, sagt Oberarzt Mouhannad Ahmad, der die Zentrumsleitung seit 2019 innehat. „Wir freuen uns, im Rahmen der Nachuntersuchungen der Patienten fast ausschließlich positives Feedback auf unsere Arbeit zu erhalten. Die operierten Patienten geben ihre gute Erfahrung gerne weiter und sorgen damit für eine gute Resonanz, die auch für eine Fallzahlsteigerung immens wichtig ist.“
Neben der Hernienchirurgie ist in der AWK auch die operative Behandlung von Darmerkrankungen gefragt, heißt es aus der Klinik. Das zeige sich an steigenden Fallzahlen. Mit der Eröffnung des Bettenhausneubaus im Sommer kommenden Jahres soll die Arbeit ausgebaut werden. „Der Erweiterungsbau der Klinik schafft neue Möglichkeiten, auch im Bereich der ganzheitlichen Behandlung von Magen- und Darmerkrankungen“, gibt Wenner einen Ausblick auf potenzielle Weiterentwicklungen, die der Versorgung in der Region zu Gute kämen.