Fünf Jahre nach dem Beginn der Planungen im Detail und der anschließenden Arbeiten ist die Umgestaltung des ehemaligen Schießstandes in Borstel abgeschlossen. Als letzter Akt wurde kürzlich auf dem freien Platz an der Borsteler Dorfstraße ein neuer Pavillon aufgestellt (wir berichteten). "Wir würden uns freuen, wenn hier ein Dorfplatz entstehen würde, auf dem sich die Bürger treffen", sagt Ortsbürgermeister Jürgen Weidemann. Das ganze Gelände, etwa 2,5 Hektar groß, gliedert sich in drei Bereiche: vorne der Dorf- und Spielplatz, in den Randbereichen kommt die Stadt Verden ihrer Verkehrssicherheitspflicht nach, und das Waldgebiet im hinteren Bereich liegt in der Verantwortung des Naturschutzbundes (Nabu). "Diese urwüchsige Fläche wollen wir als Biotop für die Nachwelt bewahren", erklärt Ulrich Hinze, der sich seit zehn Jahren im Verdener Nabu engagiert.
Eigentümerin der gesamten Fläche ist die Stadt Verden, die das Gelände vor Jahren vom Bundesvermögensamt, das Liegenschaften des Bundes verwaltet, unter finanzieller Beteiligung des Ortsamts Borstel kaufen konnte. Über die Nutzung konnten Naturschützer und Ortsamt daraufhin mit der Stadt Verden unbefristete Verträge abschließen. "Die gelten, bis eine Seite kündigt", erzählt Hinze. Das Waldgebiet macht etwa 85 Prozent der Gesamtfläche aus. Der Nabu will es als Biotop Alter Schießstand erhalten, worauf mittlerweile auch ein Schild beim Eingang des Waldes hinweist.
Bereits im Kaiserreich genutzt
Zur Historie der Fläche erinnert Hinze daran, dass der Schießstand bereits während des Kaiserreichs, also im 19. Jahrhundert, im Betrieb gewesen sei. Soldaten hätten dort ebenso geübt wie das britische Militär nach dem Zweiten Weltkrieg, außerdem die Polizei und andere Einsatzkräfte. Erst in den 1970er-Jahren wurde der Betrieb eingestellt. "Daraus folgt, dass der Schießstand kontaminiert ist", erklärt Hinze. Zwar seien seit 2016 Sanierungen erfolgt und die Munitionsrückstände entfernt worden, eine leichte Belastung des Waldbodens sei aber weiterhin nicht auszuschließen. "Teilweise hat die Stadt auch Folien im Boden verlegt, damit Reststoffe nicht in das Grundwasser sickern können", betont Hinze. Die eigentlichen Schießstände seien jedenfalls zur Sicherheit abgesperrt und nicht zugänglich. "Es könnte auch sein, dass sich dort von oben ein Stein löst", warnt Weidemann.

Seit 1970 ist das Waldgebiet sich selbst überlassen, Ziel des Nabu ist der Erhalt als Biotop für Flora und Fauna.
Wenn Ulrich Hinze von dem Biotop Alter Schießstand erzählt, ist ihm die Begeisterung anzumerken. Dann schwärmt er von Totholz, von dem der Nabu im Wald gleich mehrere Stapel angelegt hat, und von der Bedeutung des verwitternden Holzes im biologischen Kreislauf. "Unser Ziel ist, dass sich der Wald eigendynamisch entwickelt, deshalb bleibt das abgestorbene Holz in jedem Fall drin", so der Naturschützer. Seit 1970 sei der Wald bereits sich selbst überlassen. Das Areal solle der heimischen Tierwelt als Rückzugsort erhalten bleiben. "Das Besondere ist ja, dass dieses Biotop mitten in der Stadt liegt", sagt Weidemann.
Gelände für die Natur erhalten
Das Gelände für die Natur zu erhalten, sei nicht nur politischer Wille, sondern auch viel Arbeit. Anfangs, vor etwa acht Jahren, als die Diskussionen über eine Nutzung des Geländes begannen, gab es im Ortsrat Borstel durchaus unterschiedliche Ansichten. "Glücklicherweise hat sich der naturbelassene Ansatz durchgesetzt", erinnert sich der Nabu-Vertreter. Seit 2016 wurde dieses Konzept geplant und umgesetzt. Wie Hinze berichtet, hatten sich im hinteren Teil des Spielplatzes zahlreiche Schösslinge der Traubenkirsche ausgebreitet. "Das haben wir alles entkusselt und, die Stadt hat dort eine Blühwiese angesät."
Der Nabu sorgte selbst hinter dem Spielplatz für eine Bepflanzung mit mehr als 100 zusätzlichen heimischen Gehölzen, etwa Vogelkirsche, Buche, Eberesche. Auch zwei junge Walnussbäumchen kamen hinzu. "Damit wollten wir zum einen verhindern, dass sich wieder unerwünschter Bewuchs breitmacht. Zum anderen bieten heimische Sträucher und Bäume der heimischen Tierwelt Nahrung und Schutz", erklärt der Experte. Außerdem habe der Nabu mehr als 40 Nistkästen in den Bäumen aufgehängt, die fast alle besetzt seien.
Die Bemühungen um das Biotop haben jedenfalls Früchte getragen. Eine Wildkamera dokumentiert seit einiger Zeit, wie und wann sich Rehwild, Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Bevölkert ist der Wald ebenfalls von Eichhörnchen, zahlreichen Spechtarten, Rabenkrähen, Kleibern sowie allen gängigen Kleinvögeln. Sogar der scheue Dachs hat sich bereits blicken lassen. Dazu kommen unzählige Pilze, Flechten, Moose, Käfer und andere Insekten, die das Totholz besiedeln. Überlegungen, einen Lehrpfad für Kinder einzurichten, sind noch nicht weiter gediehen, eine Infotafel gibt es im hinteren Teil des Waldes aber bereits. "Der Ortsrat ist sehr froh, dass sich der Nabu um alles kümmert", lobt Weidemann.
Dritter im Bunde ist der Heimatverein, der vor allem den Dorfplatz für Veranstaltungen wie Feste, Gottesdienste und Konzerte nutzen will. Aber auch der Verein macht sich für Bienen stark: Ein großes Insektenhotel haben die Mitglieder bereits aufgestellt.