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Domherrenhaus Liverpool lässt grüßen

Die neue Beatles-Ausstellung im Historischen Museum wird von einem Clubkonzert flankiert. Die Hommage an die Pilzköpfe ist noch bis Mitte November zu sehen.
12.10.2021, 16:57 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

John Lennon in Verden – dieses Ereignis zählt zu den geschichtlichen Kuriositäten der Reiterstadt. Harry Schwertner und Davy Brandt waren 14 Jahre alt, als sie sich vor genau 55 Jahren einen exklusiven Blick auf ihr Idol erschlichen. Von dem Kultmusiker und seinem in Verden gedrehten Film "How I Won the War", von den Zaungästen seines Besuches in Verden und von der erfolgreichsten Band der Musikgeschichte handelt eine Sonderausstellung im Domherrenhaus, die nun eröffnet wurde.

Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann dankte Harry Schwertner und den übrigen Ausstellern sowie Museumsassistentin Gabriele Müller und dem Domherrenhaus für das Zustandekommen der bildstarken Lennon-Hommage. Genau 50 Jahre sei es her, dass Lennons Song "Imagine" als Hymne für Frieden und Solidarität um die Welt ging. "Er war Symbol des Aufbruchs und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, und genau das brauchen wir auch heute."

Neben Organisator Harry Schwertner haben vier weitere Rock- und Beat-Enthusiasten ihre raren Sammlerstücke beigesteuert. Das sind Thomas Half­brodt, der mit Fotos und Memorabilien vor allem aus dem Hamburger Star-Club und dem ebenfalls legendären Kaiserkeller dabei ist, der Maler und Fotograf Gerd Coordes, der Syker Hobbymusiker Werner Bolte, der eine imposante historische Gitarrensammlung zeigen kann sowie Wolfgang Bielfeld, dessen spannendste Exponate neueren Datums, aber nicht weniger sehenswert sind.

Denkmal am Mühlentor

Für Harry Schwertner wird es die letzte Ausstellung dieser Art sein. Dass der Stedorfer mit 14 Jahren bei den Dreharbeiten im Verdener Fischerviertel die berühmte Szene mit der Handgranate beobachtet hat, hat ihn sein Leben lang nicht losgelassen. Ausstellungen, Konzerte, ein Beatles-Stammtisch und last, but not least die Mit-Initiative für das John-Lennon-Denkmal am Mühlentor in Verden sind Folge dieser sympathischen Besessenheit. Durch die Corona-bedingten Erschwernisse sei die Vorbereitung für ihn diesmal besonders aufwändig gewesen: "Sie hat genau anderthalb Jahre gedauert, und ich wünsche mir wirklich sehr, dass die Verdener sich das auch anschauen."

Sein kostbarster eigener Beitrag ist sehr persönlich; man erkennt das Kind im Manne, das damals die Schule schwänzte und seinem Idol zwei winzige Pappschilder zur Unterschrift unter die Nase hielt. "Ich hatte einfach nichts anderes dabei", erklärte Schwertner, der die Schilder damals gemeinsam mit seinen Fußball-Idolen und anderen Trophäen der Kindheit auf ein großes Papp-Poster klebte.  

Genau wie er hatte sein Freund Davy Brandt damals einen Blick auf Lennon erhaschen können, allerdings beim Dreh in den Brunnenweg-Kaser­nen. "Als Verdener Kind wusste ich, wie man da reinkommt", erzählte der Musiker, der ebenfalls schon damals glühender Beatles-Fan war.   

Thomas Halfbrodt, Insider der Szene, stand seit den späten 1970er-Jahren als Mitglied verschiedener Beat- und Rockbands mit all der Musik auf der Bühne, die damals im Hamburger Starclub die Massen begeisterte. Dabei traf er alles, was in der Beat- und Rockszene Rang und Namen hatte. "Man hebt das auf, was man selbst so erlebt", erzählte der Wetschener Hobby-Musiker mit dem Profi-Sound, "und weil mein Schwerpunktthema der Star-Club ist, haben mir viele Musiker, die dort auftraten, Erinnerungen und Dokumente zur Verfügung gestellt".

Digitale Pop-Art

Gerd Coordes, der seit einigen Jahren in Hessen lebt, ist eigentlich eher ein Stones-Fan. "Deshalb freue ich mich besonders, dass Harry auch das Bild von John und Mick Jagger aufgenommen hat!" Seine unglaublich leuchtenden, farbenfrohen digitalen Foto-Bearbeitungen erinnern an Pop-Art und zeigen besonders spannende Szenen aus dem Leben der Liverpooler Kult-Band.

Der Syker Werner Bolte spielte seit seiner frühesten Jugend in verschiedenen Bands. Anfangen musste er auf einer billigen Wandergitarre. "Die klang leider gar nicht so wie auf meinen Platten", meinte der Beatles-Fan der ersten Stunde, der sich damals zwar jede neue Single absparte, aber keinen Plattenspieler besaß. Erst nach vielen Jahren konnte er sich seinen Traum von einer Rickenbacker (Gitarre) erfüllen. All seine Instrumente, die sich mit der Zeit ansammelten, und deren Artgenossen damals zum Teil von den Beatles selbst gespielt wurden, können in der Ausstellung bewundert werden. "Ich habe nie Geld in der Kneipe ausgegeben, sondern immer alles für meine Instrument gespart", so der leidenschaftliche Gitarrist und Sammler. 

Wolfgang Bielfeld, der anlässlich eines Beatles-Stammtischs mit Schwertner Kontakt aufnahm, zeigt unter anderem sein "Yellow Submarine" aus Lego und die kultigen Wandportraits der Fabulous Four aus den bunten Steinen.

Als Special Guest war Moritz Brandstetter eingeladen, Sohn der damals 16-jährigen Verdenerin Helma Plass. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Annegret Landwehr und zwei anderen Mädels hatte sie damals die Schule geschwänzt, Lennon in der Verdener Strukturstraße abgefangen und ein Foto mit ihm gemacht, auf dem der Star übrigens nicht sehr begeistert aussieht. Helma Plass aber, die inzwischen verstorben ist, infizierte ihren Sohn Moritz mit dem Beatles-Virus. "Als ich klein war, hat meine Mutter bei jeder Gelegenheit, das Autogramm vorgezeigt. Das war mir richtig peinlich." Heute allerdings habe er selbst ein Beatles-Zimmer mit Lennons Unterschrift als kostbarstem Stück.

Zum Ausklang gab es ein improvisiertes Konzert mit Thomas Halfbrodt und Ricardo Krumpa, einem Kollegen seiner derzeitigen Band "London Pride".

Die Ausstellung im Historischen Museum Domherrenhaus in Verden kann noch bis zum 14. November dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr besucht werden. Und die größten Lennon-Fans sollten sich beeilen, noch eine der wenigen Karten für das Konzert mit dem "Deutschen John Lennon" Johnny Silver zu ergattern. Es findet an diesem Sonnabend, 16. Oktober, um 19 Uhr im Domherrenhaus an der Unteren Straße 13 statt.

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