Rankende Erdbeeren, Waldmeister und Orangenverbene: Im Innenhof des Domherrenhauses wachsen neuerdings allerlei Pflanzen. In dem neu angelegten Kräuterbeet sind unter anderem Basilikum, Wildrauke, Thymian, Dill und Pfefferminze zu finden. Die Pflanzen in dem steinernen Hochbeet sollen allerdings nicht nur ein Hingucker sein, sondern auch Bestandteil der Museumspädagogik werden. Doch auch alle anderen Besucher dürfen sich an dem Anblick des Beetes und den Düften, die die verschiedenen Pflanzen verströmen, erfreuen.
"Wir haben einen wunderschönen Innenhof", findet Julia Nehus, die für die Museumspädagogik zuständig ist. Gerade in den Sommermonaten sei der Hof eine beliebte Anlaufstelle. Unter den Einflüssen der Corona-Pandemie, in der das Domherrenhaus phasenweise geschlossen bleiben musste, stieg schließlich der Bedarf nach einem Angebot unter freiem Himmel. Die Idee, einen Kräutergarten anzulegen, sei allerdings schon älter, erklärt die Museumspädagogin. Die Pandemie habe den Wunsch schließlich bestärkt und die Umsetzung beschleunigt.
Kräuter waren rar
An den passenden Bewuchs zu kommen, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Nehus. Auch das ist eine Corona-Folge: Viele Menschen haben in den vergangenen Monaten viel Zeit in ihren heimischen Gärten verbracht. Entsprechend gefragt war eine Vielzahl von Pflanzen. Die Ausbeute, die nun in den Beeten zu finden ist, ist nicht endgültig. In den kommenden Jahren soll immer wieder etwas anderes in den Beeten blühen.
Die Steinmauern, die das Beet einsäumen, sollen nicht nur zu der historischen Fassade des Museums passen, sondern auch zum Klettern und Entdecken einladen. Darauf haben Nehus und die beauftragte Gartenbaufirma besonders geachtet. Die Mauern sind stabil genug, dass Kinder sie unbesorgt erklimmen können. So erreichen die Teilnehmenden von Ferienprogrammen und anderen Veranstaltungen auch mit kurzen Beinen bequem die Kräuter auf der höheren Ebene. Das Beet soll fester Bestandteil der Museumspädagogik werden und spielt unter anderem dann eine große Rolle, wenn es um die historische Apotheke geht, die im Domherrenhaus zu sehen ist, erklärt Nehus. Heilkräuter spielen seit Jahrhunderten eine große Rolle bei der Behandlung verschiedenster Erkrankungen. Einige von diesen pflanzlichen Arzneien können nun aus eigenem Anbau gewonnen und den Museumsbesuchern nähergebracht werden.

Die Heilpflanzen aus dem Kräuterbeet spielen auch in der historischen Apotheke im Domherrenhaus eine große Rolle.
Nicht nur Heilkräuter, sondern auch allerlei andere Pflanzen hatte Karl der Große, der auch in Verden seine Spuren hinterließ, in der Capitulare de villis festgehalten. Die Liste gab einen Überblick über Gewächse, die auf all seinen Hofgütern wachsen sollten, erläutert Nehus. Einige der aufgeführten Pflanzen wie Dill und Minze finden sich nun auch am Domherrenhaus. Allerdings ist das Beet nicht ganz geschichtstreu und beherbergt so beispielsweise auch ein würzig duftendes Gyros-Kraut.
Rund 2400 Euro hat das Beet gekostet, die nötige Finanzspritze kam von der VGH-Vertretung Blankenagel in Verden. "Eine alte Rose musste weichen", erklärt Nehus. Damit die hölzerne Fassade des Museums intakt bleibt, wurde eine Wasserbarriere eingezogen. Das Fundament und die steinerne Einfassung hinterließen zudem ihre Spuren auf der Rechnung. "Uns war wichtig, dass es etwas Vernünftiges ist, das die nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte genutzt werden kann", betont Fabian Bley von der VGH bei einem Besuch des Museums.
Zu den Ersten, die sich an der Neuanschaffung des Museum erfreuen können, zählen die Mädchen und Jungen, die am Ferienprogramm des Domherrenhauses teilnehmen. Frei nach Gusto konnten sie das Grün der verschiedenen Pflanzen zu einem individuellen Kräutersalz verarbeiten. Das Beet soll auch bei anderen Angeboten zum Einsatz kommen und ein besonderes Lernerlebnis bieten, wünscht sich Nehus.