Seit einer Dekade gibt es den Verdener Stadtkaffee nun schon im Weltladen Ölzweig am Lugenstein zu kaufen. Die Etiketten haben damals drei Schülerinnen – Gesa Hoops, Caroline Schuldeis und Marit Eileen Winter – des Kunstkurses von Christina Bachmann entworfen. Das Projekt hat vor zehn Jahren den Grundstein für das Engagement des Gymnasiums am Wall (GaW) in Sachen Fair Trade, also fairer Handel, gelegt. Noch heute ist die Schule nach Aussage von Christina Bachmann die einzige Fair-Trade-Schule weit und breit.
Trinken die ehemaligen Schülerinnen heute ein Tässchen von diesem besonderen Kaffee, werden natürlich sofort Erinnerungen wach. Diejenigen von ihnen, die schon eigene Kinder haben, vermitteln ihnen somit von Klein auf den Fair-Trade-Gedanken.
2011 war eine Zeit, in der das Motto "Global denken – lokal handeln" längst noch nicht in aller Munde war. Das Ölzweig-Team hatte sich allerdings auf die Fahnen geschrieben, die Aktion "Agenda-Kaffee" der Fairhandelsorganisation El Puente auch in Verden umzusetzen. "Die Aktion bezog sich auf die Agenda 21, einem 1992 in Rio de Janeiro von den Vereinten Nationen beschlossenem Programm für das 21. Jahrhundert, in dem es um nachhaltige Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik geht", fasst Ursel Kiekebusch, ehemalige Lehrerin am GaW und Teil des Weltladen-Teams, zusammen. Die Aktion "Stadtkaffee" will den Verkauf von Kaffee aus fairem Handel fördern und somit einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse von Kleinstproduzenten leisten. "Faire Waren sind immer teurer als andere, sie orientieren sich nicht an den Weltmarktpreisen, sondern an fairen Produktionsbedingungen für die Hersteller", betont Christiane Kullmann vom Ölzweig.
Flow durch Fair Trade
Statt auf die Expertise einer Werbeagentur hat das Weltladen-Team damals einfach auf das künstlerische Know-how der Elftklässlerinnen zurückgegriffen. Nach einem gemeinsamen fairen Frühstück machten sich die insgesamt 24 Gymnasiasten schließlich an die Arbeit und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Die besten drei Entwürfe wurden dann später von einer Jury (Weltladen, Kunsterzieher, Stadtmarketing) prämiert. Fortan schmückten sie die Etiketten des milden Bio-Kaffees "Sourisa". Und das tun sie selbst heute, nach zehn Jahren, noch. Alle drei Etiketten haben den Bezug zur Stadt Verden gemein, beispielsweise die Silhouette, sowie den Bezug zum fairen Handel, unter anderem in Form einer Weltkugel.
"Das Projekt hat mich damals in einen richtigen Flow versetzt", erzählt Christina Bachmann mit strahlenden Augen. In diesem Jahr wurde das Gymnasium am Wall bereits zum dritten Mal in Folge als Fair-Trade-Schule ausgezeichnet. Weil auch Verden Fair-Trade-Stadt ist, finden im GaW regelmäßig Bildungsveranstaltungen zu diesem Thema statt.
Ob als Bohne oder schon gemahlen – der Hochland-Kaffee (Arabica) aus Mexiko gehört noch heute zu den beliebtesten Produkten im Weltladen am Lugenstein 8. "Er wird sowohl von Stammkunden getrunken als auch immer wieder gerne als Verdensie verschenkt oder von Touristen gekauft", freut sich Christiane Kullmann. Ursel Kiekebusch ergänzt: "Natürlich feiern wir das zehnjährige Bestehen unseres Verdener Stadtkaffees auch noch gebührend mit einer besonderen Aktion." Wie Pädagogin Ruth Kahlke-Kuipers verrät, wird auch im Lehrerzimmer regelmäßig fair gehandelter Kaffee getrunken.
Der Verdener Weltladen Ölzweig hat ab August auch montags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Ansonsten öffnet das Geschäft am Dom dienstags bis freitags von 10 bis 12 sowie 15 bis 18 Uhr seine Pforten. Sonnabends werden dort zwischen 10 und 12 Uhr fair gehandelte Produkte verkauft.