Beraten, begleiten und fördern – das sind die drei Aufgaben, die die Fokus Familien- und Sozialdienstleistung in Verden, aber auch in Bremen und Weyhe (Landkreis Diepholz) verfolgt. Vor 18 Jahren wurde die gemeinnützige Gesellschaft von sechs Sozialpädagogen in der Allerstadt gegründet. Inzwischen ist das Unternehmen stark gewachsen, hat sein Angebot immer weiter ausgebaut. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Einsatz, um Familien in Problemlagen zu helfen. Die Aufgaben sind vielfältig, doch eines ist immer gleich: Die Individualität der Menschen, denen die Fachkräfte begegnen, stehe im Fokus, erklärt Geschäftsführer Thomas Behrendt.
Im Landkreis Verden ist Fokus vielen Menschen insbesondere durch die Stadtwaldfarm bekannt. Der Hof im Stadtwald, auf dem unter anderem Hühner, Esel, Schafe, Ziegen, Katzen und Kaninchen leben, ist Teil der Gemeinwesen- sowie der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Begegnung mit den Tieren und der Natur sollen Menschen unabhängig von Alter und Herkunft in ihrer Entwicklung fördern und Verbindungen schaffen. Seit 2013 gibt es das Angebot auf dem Gelände der Stadt. Die Stadtwaldfarm sei für alle Interessierten zugänglich, betont Behrendt, der das Projekt leitet.

Das wohl bekannteste Projekt von Fokus ist die Stadtwaldfarm.
Die Farm ist unter anderem Anlaufpunkt für Arbeitsgemeinschaften verschiedener Schulen sowie anderer Einrichtungen. Vor Ort findet außerdem regelmäßig der Mädchentreff statt, ein Angebot, das sich an Mädchen und junge Frauen zwischen zwölf und 21 Jahren richtet. Die Teilnehmerinnen bekommen bei den Begegnungen Gelegenheit, sich kreativ zu betätigen, ins Gespräch zu kommen und sich bei Problemen in verschiedenen Lebensbereichen beraten zu lassen. Eine weitere Gruppe richtet sich explizit an Mütter unter 21 Jahren.
Ein Projekt, das Behrendt besonders am Herzen liegt, ist die Arbeit mit Schulvermeidern. Auf der Stadtwaldfarm können die Jugendlichen vorübergehend aus dem Alltag entfliehen, um – wenn möglich – später wieder in das Schulleben integriert werden zu können. Die Gründe, warum die jungen Menschen den klassischen Unterricht vermeiden, seien vielfältig, erklärt der Farmleiter. Manche Teilnehmenden leiden unter Mobbing. Andere haben nach der langen Zeit des Homeschoolings Probleme, wieder in den Klassenraum zurückzukehren. "Es gibt Schüler, die es gut fanden, aus der Schule raus zu sein", erklärt Behrendt. Müssen sie in den Klassenraum zurück, sei es ihnen "viel zu laut und viel zu viel los". "Wir haben auch Schüler, die komplett aus dem Raster fallen, aber sie sind jeden Tag pünktlich auf der Stadtwaldfarm."
Klassische Familienhilfe
Doch auch abseits der Farm gibt es für Fokus einiges zu tun, ist der kleine Bauernhof doch nur eines von zahlreichen Angeboten. "Unsere Kernaufgabe ist die klassische Familienhilfe", erklärt Behrendt. Die Fachkräfte in Verden, Bremen und Weyhe sind in Familien mit verschiedensten Problemlagen im Einsatz. Fokus ist ein freier Träger, der seine Aufträge vom Jugendamt erhält. Betreut werden Familien, in denen beispielsweise Suchtverhalten, psychische Erkrankungen, häusliche Gewalt, schwerwiegende Konflikte oder Schulden den Alltag erschweren.
Nicht immer sei es leicht, Zugang zu den betroffenen Familien zu erhalten, gibt der Geschäftsführer Einblick. Das Prinzip, das Fokus verfolge, lautet "Hilfe zur Selbsthilfe". Generell sei es wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, betont Behrendt. Genauso wichtig sei allerdings auch die Einstellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie alle sind in ihrem Berufsalltag mit teils schwierigen Lebenssituationen konfrontiert, müssen das Erlebte allerdings auch abstreifen können. Wöchentliche Evaluationstreffen sollen ihnen dabei helfen.
"Ich muss das Kind da abholen wo es steht", erklärt Behrendt. Und auch klare Kommunikation mit den Eltern sei wichtig. "Ihr Kind hat eine Zukunft – entweder mit Ihnen oder ohne Sie", versichere er in manchen Fällen Müttern und Vätern. Um während der Corona-Pandemie weiter mit den betroffenen Familien zusammenarbeiten zu können, erhielten einige von ihnen Tablets. Inzwischen finden viele Termine wieder persönlich statt.
Die Familien, die von Fokus betreut werden, bilden einen Querschnitt durch die Gesellschaft. "Von horrender Armut bis zum Porsche-Besitzer" reiche das Spektrum. Fokus ist kein direkter Ansprechpartner für Hilfesuchende. Gewöhnlich wird die gemeinnützige Gesellschaft vom Jugendamt informiert. Werden Nachbarn auf schwierige Umstände aufmerksam, können sie Polizei oder Jugendamt verständigen, sagt Behrendt.
Seinen Ursprung hat Fokus in Bremen. Mit nur einem Mitarbeiter startete die Geschichte dort in einer Privatwohnung vor zehn Jahren, blickt Behrendt zurück. Er selbst war damals noch nicht dabei. Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Familien- und Sozialdienstleistung, hatte schließlich drei Standorte mit verschiedenen Angeboten. Für die Zukunft wünscht sich der Geschäftsführer, weiterhin so erfolgreich weiterarbeiten zu können wie bisher. Das Team soll wachsen, das Angebot ausgebaut werden. Entsprechend kontinuierlich ist Behrendt auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Nur eines soll sich nicht verändern: "Wir werden gemeinnützig bleiben", versichert er.