Vielversprechende Neuzugänge, erfolgreiche Nachwuchstalente, bewährte Sportler in Springparcours und Dressurviereck: In der Verdener Niedersachsenhalle hat das Niedersächsische Landgestüt Celle jetzt nach über zweijähriger Corona-bedingter Pause wieder eine hochkarätige Auswahl seiner Hengste zur Schau gestellt. Bei der Präsentation „geballten Vererberpotenzials“ richtete sich die Aufmerksamkeit des Publikums vor Ort und an den heimischen Bildschirmen nicht zuletzt auf den zwölfjährigen Landbeschäler Diacontinus, der mit dem Grande-Preis des Hannoveraner Verbandes ausgezeichnet wurde.
Zu den rund 30 Hengsten, die das Landgestüt als Stolz seiner Ställe ins Rampenlicht rückte, gehörten auch drei, die unweit der Reiterstadt zur Welt gekommen sind, gleich zwei davon in Dörverden-Wahnebergen. Der zehnjährige Emilio Sanchez v. Escobar NRW stammt aus der Zucht von Hinrich Engelke, und Züchter des achtjährigen Labbadio v. Lissaro ist Jan Heimsoth. Beide hannoverschen Hengste haben in der Dressur, bis hin zur schweren Klasse, bereits reihenweise beachtliche Leistungen erbracht. Vorgestellt wurden sie selbstverständlich von ihren renommierten Reitern, den Gestütern Wolfhard Witte und Mike Habermann.
Kreisverdener Trio
Das kreisverdener Trio bei der Vorführung komplettierte der Oldenburger Springhengst High Level v. Heartbreak, der 2017 auf dem Gestüt Eichengrund in Blender geboren wurde. Mit Christoph Dittmann im Sattel hat er schon in seiner ersten Turniersaison für Aufmerksamkeit gesorgt. Über den jungen Hengst High Level schwärmt das Landgestüt: „Ausnahmegenetik auf allerhöchstem Niveau mit Seltenheitswert“.
Und der Hannoveraner Verband sang unter der Überschrift „Immer einsatzbereit“ ein Loblied auf den aktuellen Träger des Grande-Preises. Seit 2009 wird die Auszeichnung, benannt nach dem einstigen „Stempelhengst“ Grande, an einen hannoverschen Hengst im Alter von zehn bis zwölf Jahren vergeben. Also dann, wenn „die ersten gesicherten Informationen über seine Vererbungsleistung vorliegen“. Die ältesten Nachkommen eines Hengstes könnten zu diesem Zeitpunkt unter dem Reiter beurteilt werden. Lang ist die Liste der Meriten, die für Diacontinus v. Diarado zu Buche stehen. Dass die Wahl diesmal auf den sprunggewaltigen, großrahmigen Schimmel fiel, freute vor allem Züchter Klaus Jürgens (Sehnde-Bolzum), der den Preis vor gebührender Kulisse entgegennahm.
Laut Landgestüt ist Diacontinus ein „Alleskönner“ und „Topseller“. Bei ihm sei „Elastizität gepaart mit grenzenlosem Vermögen“. Eine besondere Laufbahn deutete sich bereits 2012 an, als er bei der Verdener Körung zum Prämienhengst erklärt wurde und auch weitere Hürden auf dem Weg zum Zuchteinsatz mühelos meisterte. Schon sein erster Jahrgang glänzte dann wiederum bei der Körung mit vier gekörten Söhnen. Seine Töchter ließen ebenfalls aufhorchen: Von den 162 in Hannover eingetragenen Zuchtstuten dürfen allein 73 den Titel Prämienstute tragen beziehungsweise als Prämienanwärterin auftreten.
Würdiger Preisträger
Über 90 Diacontinus-Nachkommen wurden bislang über eine Verdener Versteigerung veräußert. Vierjährig avancierte DJ bei der Elite-Auktion im Oktober 2019 mit dem Zuschlagspreis von 97.000 Euro zum teuersten Springpferd der Kollektion. Nur etwas geringer ist die derzeitige Lebensgewinnsumme der 340 Turnierpferde, die bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) registriert sind. Diacontinus selbst gewann 2015 mit Reiter Heiko Tietze die Bronzemedaille beim Hannoveraner Springpferdechampionat. In der FN-Zuchtwertschätzung „Jungpferdeprüfungen“ liegt er in oberen Gefilden. Fazit: Diacontinus werde die Hannoveraner Zucht „nachhaltig prägen“ und sei ein würdiger Träger des Grande-Preises.
Eine Auszeichnung durfte in der Niedersachsenhalle auch Landstallmeister Axel Brockmann in Empfang nehmen. Das Landgestüt hatte im vergangenen Wertungszeitraum die meisten Auktionskandidaten gestellt und war damit reif für den Erhalt des Hans Joachim-Köhler-Preises. Er wird in Erinnerung an den Verdener „Pferdepapst“, Hippologen und langjährigen Auktionsleiter Hans Joachim Köhler (1917-1997) vergeben.
Catja Thomsen, Pferdewirtschaftsmeisterin beim Landgestüt und erfolgreiche Dressurreiterin, hatte auch noch einen speziellen Auftritt, von den Kolleginnen und Kollegen mit einer bunten Luftballonparade gekrönt: Sie hat die hohen Voraussetzungen für das Goldene Reitabzeichen erfüllt.