Langsam kommt im Lande wieder das Veranstaltungsgeschehen in Gang, das es Pferdezüchtern ermöglicht, ihre vielversprechenden Vierbeiner einem Vergleich mit anderen zu unterziehen und sie von ausgewiesenen Fachleuten begutachten und bewerten zu lassen. Gerade richtet sich der Blick beim Hannoveraner Verband besonders auf die jungen Stuten, deren Veranlagung für den Reitsport, eventuelle Leistungsschwerpunkte sowie die Eignung für die Zucht. Auch in Verden wurden jetzt zahlreiche Stuten gründlich examiniert. Etlichen gelang es, sich ins beste Licht zu setzen.
Im Bezirksverband Stade war die Reiterstadt nach Elmlohe und direkt vor Lilienthal der zweite Ort, an dem in der laufenden Saison Zuchtstutenprüfungen mit möglicher Vergabe der Hannoveraner Prämie auf dem Programm standen. Die Prüfungen finden unter der Regie der jeweiligen lokalen Station des Niedersächsischen Landgestüts Celle statt. Integriert war die Stutenschau des Pferdezuchtvereins (PZV) Verden, der auf sein 100-jähriges Bestehen zuschaut – er wurde am 25. Juni 1921 gegründet. Im Jubiläumsjahr machten sich bei der Schau die coronabedingten Einschränkungen bemerkbar; die Anzahl der vorgestellten Stuten blieb unter dem aus „normalen“ Zeiten gewohnten Maß.
Prüfung ohne Zuschauer
Die Schutzmaßnahmen und Vorschriften in Folge der Pandemie verhinderten auch, dass die Stuten in der Halle der früheren hannoverschen Reit- und Fahrschule vor Publikum präsentiert werden konnten. „Unbeteiligte“ Zuschauer waren nicht zugelassen. Nach straffen Terminplan wurden die rund 30 Kandidatinnen für die Zuchtstutenprüfung in festgelegten kleinen Gruppen vorgestellt, um die Anwesenheit von Tieren und Menschen stets gering zu halten. Beständig vor Ort waren die drei Juroren: Landstallmeister Axel Brockmann, Verbandszuchtleiter Ulrich Hahne sowie der renommierte Richter Klaus Storbeck. Hinzu kam noch Stefan Blanken (Hepstedt), Mitglied des hannoverschen Zuchtausschusses und dieses Mal als versierter Testreiter gefragt.
Die Zuchtstutenprüfungen haben laut Verband „einen hohen Stellenwert erlangt“. Sie gäben nicht nur Hinweise auf reitsportliche Qualitäten, sondern seien auch „wertvoll als Nachkommeninformation über die Väter“. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Zuchtwertschätzung. Beurteilt werden neben den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp vor allem auch die Fähigkeiten beim Freispringen, neuerdings auch die Springintelligenz sowie die Rittigkeit. Diese zu ergründen und einzustufen, obliegt wesentlich dem sogenannten Fremdreiter, in diesem Fall Blanken, der so manches hoffnungsvolles Pferd unter den Sattel bekam.
Bei den Stutenprüfungen werden keine Rangierungen vorgenommen. Wie ihre Stuten abgeschnitten haben, können Züchter und Besitzer allerdings deutlich an den detaillierten Abschlusszeugnissen ablesen, die nach bestandener Prüfung nebst Stallplakette ausgehändigt werden. Zu den erfolgreichen Absolventinnen gehörten Silbermond v. Silberschmied (Heinz Peter Rohr, Kirchlinteln), Fleur W v. Finnigan (Jörg Willenbrock, Kirchwalsede), Diana DIE v. Diacontinus (Alwin Dietrich, Visselhövede) sowie Beezie v. Big Star und Cornelie v. Cornet Obolensk aus dem Stutenbestand des passionierten Züchters und Journalisten Stefan Aust (Armstorf).
Planungen für Jubiläum
Bei der internen kleinen Stutenschau des Verdener PZV dominierte die vierjährige Fuchsstute Zantina DMJ v. Zack aus der Zucht der in der Schweiz lebenden Dänin Dorthe Jeppesen. Sie wurde zur Siegerstute gekürt. Der fast genau 100-jährige Pferdezuchtverein hat sich derweil schon seinem nächsten bevorstehenden Event zugewandt. Ob, wann und gegebenenfalls in welchem Rahmen das Jubiläum gefeiert werden soll, steht nach Angaben des Vorsitzenden Jörg Clasen noch nicht fest. Aber für Sonnabend, 12. Juni, steht eine Veranstaltung auf dem Plan, die beim PZV Tradition hat und im vergangenen Jahr wegen Corona gänzlich ausfallen musste und diesmal hoffentlich stattfinden kann: die Fohlenrundfahrt.
Beginnend bei der alten Reitschule in Verden, sollen noch auf drei Züchterhöfen im Vereinsgebiet hannoversche Youngster auf den Laufsteg kommen. Es können noch Fohlen angemeldet werden. Als Richterin ist eine Expertin aus Süddeutschland eingeladen: Landstallmeisterin Cornelia Back, Chefin des Bayerischen Haupt- und Landgestüts Schwaiganger.