Das neue Verdener Wohnbauprojekt der Kreisbau an der Ecke Südstraße 17/Cluventalstraße ist mit etwa fünf Millionen Euro Investitionssumme sowieso das teuerste Projekt in der Geschichte des Unternehmens. Umso mehr schmerzt es, wenn die Kosten für Baumaterial plötzlich permanent auf immer neue Höchstwerte ansteigen. Das hat Kreisbau-Geschäftsführer Olaf Heitkamp jüngst bei den Angeboten für Bauholz erlebt. "Die Preise für den Dachstuhl waren fast dreimal so hoch, wie wir kalkuliert hatten", erzählt Heitkamp. "Wir waren im Oktober 2020 von einem Holzpreis von 440 Euro pro Kubikmeter ausgegangen, abgeschlossen haben wir schließlich mit 1150 Euro pro Kubikmeter, weil der Holzpreis so stark angestiegen ist."

Kreisbau-Chef Olaf Heitkamp ist trotz der Schwierigkeiten zuversichtlich: Der Kostenrahmen von etwa fünf Millionen Euro werde eingehalten.
Da die Preise für Bauholz "jede Woche" einen neuen Höchstpreis erklommen haben, habe sich die Geschäftsführung beeilt, um schnell abzuschließen und sich damit den aktuellen Preis zu sichern. Da im Gegenzug durch Optimierungen bei der Planung weniger Holz erforderlich sei, "hat uns der Anstieg nicht ganz so schlimm erwischt", wie Heitkamp sagt. Trotzdem sei er von dem massiven Anstieg überrascht worden, und auch heute kann er in Bezug auf die Ursachen nur mutmaßen. Möglicherweise sei eine Gemengelage aus gedrosselter Holzproduktion in Kanada, den Waldbränden in den USA sowie den deutschen Waldschäden durch Trockenheit und Schädlinge für die höheren Preise verantwortlich. "Aber vielleicht war Holz in Deutschland auch einfach zu günstig, und die Preise gleichen sich dem Weltmarkt an", vermutet Heitkamp.
Engpass bei Rohren
Neben diesem Beispiel habe es auf der Baustelle auch Engpässe mit anderen Materialien gegeben. So waren Kanalrohre in manchen Größen einfach nicht mehr zu bekommen. "Leerrohre in einer 100er-Größe waren auch nicht im Handel, also hat der Elektriker 90er verbaut. Das ging auch", erzählt der Kreisbau-Chef. Improvisieren mussten die Handwerker auch, als nicht genügend Dämmplatten für die Mauern geliefert wurden, die Kontakt mit dem Erdreich haben. "Der Großhändler hatte zu wenig im Bestand, also hat er die Reserven auf die Kunden aufgeteilt. Wir mussten deshalb stellenweise eine andere Lösung finden", erklärt Heitkamp. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es oft an Kleinigkeiten hänge. So habe es zu Verzögerungen und einer Preiserhöhung von sieben Prozent bei der Fensterproduktion wegen der umlaufenden Verriegelung gegeben. "Offenbar hat die Industrie von diesen kleinen Riegeln wegen der Corona-Pandemie weniger produziert", vermutet er.

Zurzeit wird noch am Rohbau gearbeitet. Im Mai 2022 soll das Haus mit Mietwohnungen fertig sein.
In vielen Gewerken würden die Handwerker von weiter steigenden Preisen ausgehen. Deshalb wurden bereits jetzt die Wärmepumpen für das Haus bestellt, obwohl sie erst im Oktober gebraucht werden. "Wenn es bei wichtigen Materialien zu Engpässen kommt, kann das den ganzen Bau ins Hintertreffen bringen", sagt Heitkamp. So weit ist es bei dem Projekt in Verden bislang nicht gekommen. Zwar gab es nach Informationen der Kreisbau im Februar wegen der langen Kälteperiode zwei Wochen Verzug, davon konnte eine Woche aber bereits aufgeholt werden. Zurzeit werde auf der Baustelle flexibel gearbeitet. "Wir wollten eigentlich, dass die Arbeiten etagenweise vorangehen. Aber das funktioniert nicht, weil die Baufortschritte nicht an allen Stellen gleich sind. Deshalb springen wir etwas durch die Etagen", erklärt der Kreisbau-Chef.
Insgesamt sei er mit den Fortschritten sehr zufrieden. "Wir peilen an, Mitte September Richtfest zu feiern. Dann bekommen wir den Bau trocken, bevor das schlechte Wetter anfängt." Etwa 75 Prozent der Gewerke seien bereits ausgeschrieben. "Die ersten Angebote waren gut, die jüngeren dann weniger gut", lautet Heitkamps Fazit. In der Summe würden sich aber teure und günstige Angebote etwa die Waage halten. "Bisher bleiben wir in der Kalkulation", betont er. Die Gewerke für den Innenausbau würden zurzeit ausgeschrieben, darunter Estrich, Fliesen und Trockenbau. Mitte August will die Kreisbau bereits mit der Vermarktung der insgesamt 27 Mietwohnungen (Single und Zweizimmer) beginnen. "Es gibt immer wieder Nachfragen nach einer der Wohnungen, aber wir können noch nicht genau sagen, wie hoch die Miete sein wird". Kalkuliert wurde bei der Planung mit elf Euro pro Quadratmeter, inklusive Heizkosten. Im September soll dann der Innenausbau starten, die Mieter können laut Planung ab Mai 2022 einziehen.