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Gewässerschutz Schädlichen Stoffen auf der Spur

Das Labormobil des Vereins VSR-Gewässerschutz analysiert Verdener Brunnenwasser auf Nitrat, Bakterien, Phosphate und andere Schadstoffe. Übermäßige Belastungen sind im Landkreis Verden bislang selten.
03.08.2021, 14:53 Uhr
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Schädlichen Stoffen auf der Spur
Von Andreas Becker

Wegen der Corona-Pandemie musste das mobile Wasserlabor des gemeinnützigen Vereins VSR-Gewässerschutz im vergangenen Jahr überwiegend in der Garage bleiben, am Montag machte das Untersuchungslabor für Brunnenwasser dann wieder in Verden Station. In den zwei Stunden nutzten 36 Hobbygärtner und andere Nutzer von Brunnenwasser die Gelegenheit für einen Test auf bestimmte Substanzen. "Die Nitratbelastung untersuchen wir eigentlich immer", sagt Harald Gülzow. Auch ein Bakterientest des Wassers stehe bei den Bürgern fast immer oben auf der Liste.

Ein abschließendes Ergebnis steht bei den allermeisten Proben erst in zwei Wochen fest, da sie aufwendig im Labor untersucht werden müssen. Drei Wasserproben hat Gülzow bereits vor Ort getestet, eine war mit mehr als 100 Milligramm pro Liter stark mit Nitrat belastet, die anderen waren in Ordnung, wie er sagt. "Daraus kann man keine Aussage über die Qualität des Brunnenwassers im Landkreis Verden ableiten", betont der Experte. Anders sieht es für die Jahre 2017-2019 aus, für die Ergebnisse vorliegen. Danach lag der gemessene Nitratwert bei 68 Prozent der untersuchten privat genutzten Brunnen unter 25 Milligramm pro Liter. 23 Prozent der Proben zeigten einen Wert zwischen 25 und 50 Milligramm/Liter. Sieben Prozent lagen zwischen 50 und 100 Milligramm je Liter, und bei 1,4 Prozent lag der Nitratwert über 100 Milligramm/Liter.

Ursache für viel Nitrat

Die Ursache für höhere Nitratwerte liegt für Gülzow klar auf der Hand. "Das kommt eindeutig aus der Landwirtschaft durch die intensive Düngung. Darüber braucht man nicht mehr diskutieren, das tun nur noch die Bauernverbände", erklärt er. Ein Beleg dafür sei unter anderem, dass die Brunnen in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft und Viehhaltung deutlich mehr mit Nitrat belastet seien als solche mit wenig Landwirtschaft. Ein Beispiel mit hoher Belastung ist der Landkreis Vechta. Wasser mit höheren Nitratkonzentrationen ist aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Trinken geeignet. Auch die Verwendung zum Befüllen eines Planschbeckens oder Teichs ist eingeschränkt. Beim Gießen sei es wichtig, die Nitratkonzentration zu kennen. Eine Nitratanreicherung im Gemüse können Hobbygärtner verhindern, indem sie Nährstoffe aus dem Gießwasser bei der Düngung anrechnen.

Allerdings sei es nicht so, dass viel Dünger automatisch sofort zu erhöhten Nitratwerten führe. "Nitrat wird im Boden auch auf natürlichem Weg abgebaut. Das funktioniert aber nur, solange die Schwefeleisenverbindung Pyrit im Boden vorhanden ist", erklärt der Fachmann die chemischen Abläufe. Als Abbauprodukt entstehe im Erdreich Eisen, das im Brunnenwasser nachgewiesen werden könne. "Viele Brunnenbesitzer, auch im Landkreis Verden, beobachten, dass ihr Brunnenwasser immer eisenhaltiger wird. Das ist ein Anzeichen für den Nitratabbau". Ein Beispiel für den Abbauprozess im Boden  liefere das Emsland. Dort sei die Nitratbelastung in früheren Jahren wegen des Abbaus im Boden kein Problem gewesen, heute schon. 

Eisengehalt im Brunnen

Auch für den Eisengehalt des untersuchten Brunnenwassers im Landkreis Verden gibt es Auswertungen bis 2019. Demnach zeigt fast die Hälfte der Ergebnisse einen nur geringen Eisengehalt von weniger als 0,2 Milligramm pro Liter. 19 Prozent der getesteten Brunnen weist einen Wert zwischen 0,8 und drei Milligramm/Liter auf, elf Prozent liegen über drei Milligramm. Doch auch ein hoher Eisengehalt im Wasser sei nicht optimal. Das Wasser kann sich gelb-orange verfärben, nicht schön in einem Pool oder an weißen Mauern. "Außerdem kann es beim Gießen zu Pflanzenschäden kommen", warnt der Experte. Durch die Ablagerungen komme es zu verstopften Leitungen und Schäden an Geräten.

Grundsätzlich können bei der Untersuchung nur Ergebnisse für den jeweiligen Brunnen ermittelt werden. "Selbst Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft können ganz unterschiedlich sein, abhängig von der Tiefe, aus der das Wasser gefördert wird", sagt Harald Gülzow. Das gilt besonders für eine bakterielle Belastung. "Das ist wichtig zu wissen, besonders bei einer Nutzung des Wassers im Gemüsegarten oder wenn Kinder mit dem Wasser spielen." In jedem Fall sei eine Belastung durch Bakterien ein Grund, um die Umgebung des Brunnens zu überprüfen. Ursache könne ein defektes Abwasserrohr sein. Häufig sei eine Verunreinigung mit Bakterien jedoch nicht. "Eine starke Belastung kommt vor, ist aber die Ausnahme. Dass der Brunnen wegen der Wasserwerte gar nicht mehr genutzt werden darf, ist noch seltener", so Gülzow.

Speziell in Niedersachsen hat sich jedoch ein Problem mit Phosphaten ergeben. "Das liegt daran, dass viele Moore entwässert und abgebaut werden. Dadurch werden Phosphate freigesetzt, die in Flüsse und Seen gelangen können. Das führt dann zur Eutrophierung", erzählt Gülzow. Dabei reichern sich Nährstoffe im Gewässer an, es kommt zu ungebremstem Pflanzenwachstum, und der Sauerstoffgehalt im Wasser nimmt ab. Die Folge: Das Leben im Wasser stirbt ab.

Zur Sache

VSR-Gewässerschutz

Seit 40 Jahren engagieren sich die Mitglieder des Vereins VSR-Gewässerschutz für das Leben am und im Wasser. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich für den Schutz der Gewässer ein. Mit ihren Messkampagnen will die gemeinnützige Umweltschutzorganisation auch umweltpolitische Maßnahmen vorantreiben. Denn Gartenbesitzer, die beim VSR-Gewässerschutz ihr Brunnenwasser untersuchen lassen, helfen dabei, Belastungen aufzudecken. Finanziert wird die Arbeit durch die zwölf Euro, die pro Laboruntersuchung fällig werden, und Spenden.

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