Ein massives Gerüst stützt die Fassade, das Dach ist offen und von außen betrachtet mag es manchem Passanten so erscheinen, dass im Inneren nur wenig passiert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Arbeiten am Allerufer 8 schreiten voran. Spätestens im Januar 2022 soll dort die Staatsanwaltschaft einziehen – wenn bis dahin alles nach Plan läuft.
Waren im Meyer-Verden-Gebäude die Etagen im rechten und linken Flügel noch in unterschiedlichen Höhen untergebracht und durch kleine Treppen im Turm miteinander verbunden, ziehen sich die Etagen künftig ebenmäßig durch das Gebäude. "Wie beim Aufbau eines Regals wird eine Geschossdecke nach der anderen eingebaut", erläutert der städtische Hochbauleiter Wolfgang Tobias den aktuellen Stand. Dass die Arbeiten unten beginnen, hat einen einfachen Grund: Ein Kran hievt die einzelnen Abschnitte durch das offene Dach an ihren künftigen Bestimmungsort. So entstehen von unten nach oben Stück für Stück vier Stockwerke. Die Geschossdecken bestehen aus sogenannten Betonhohldielen. Die sind sehr tragfähig, aber etwas leichter als sonst gängige Materialien.
Sobald die Decken eingezogen sind, wird das Ballastgerüst, das die Außenfassaden stabilisiert, gegen ein gewöhnliches Gerüst eingetauscht. Dann folgen die neuen dreifach verglasten Fenster sowie eine Dachkonstruktion aus Stahl und Holz. Der Westflügel soll künftig ein Stockwerk mehr bieten als es vor der Sanierung der Fall war.
Hinter alten Fassaden
Bevor die Staatsanwalt einziehen kann, muss hinter den alten Fassaden allerdings noch eine Menge passieren. Denn für ein gutes Raumklima sollen auch eine neue Innen-und Außendämmung sowie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sorgen. Die erforderliche Technik wird im obersten Stockwerk des Turms untergebracht, der die beiden Gebäudeflügel miteinander verbindet. Er beherbergt künftig neben dem Treppenhaus auch einen Fahrstuhl. Für die Beleuchtung kommen energiesparende LED zum Einsatz.
Rund 10,5 Millionen Euro sollen Umbau und Sanierung des Gebäudes kosten. Es entstehen Büro- und Besprechungsräume mit einer Nettonutzfläche von rund 3000 Quadratmetern. Der Mietvertrag läuft zunächst für 30 Jahre. Eine Verlängerung ist möglich. Der Umzug der Staatsanwaltschaft soll die dringend notwendige Renovierung des Justizgebäudes am Johanniswall ermöglichen.
Ursprünglich sollte das Gebäude bereits im Herbst 2021 bezugsfertig sein. Nachdem sich die Ausschreibung verschiedener Gewerke jedoch als schwierig erwiesen hatte, kam es jedoch zu Verzögerungen. Inzwischen seien "nahezu alle Gewerke" vergeben, sagt Tobias.
Einen eigenen Parkplatz erhalten Staatsanwaltschaft und Besucher hingegen erst später. Vorerst müssen sie unter anderem auf dafür vorgesehene Flächen nördlich der Nordbrücke zurückgreifen. Eigene Stellflächen direkt hinter dem Gebäude kommen hinzu, wenn der geplante Neubau der Flussquerung abgeschlossen ist. Denn durch den Abriss der Nordbrücke entsteht hinter dem künftigen Justizgebäude eine Freifläche, die den Bedarf von rund 70 Parkplätzen decken soll. Die Brücke wird um etwa 40 Meter nach Norden verlegt.
Die Stadt ist froh darüber, für die Immobilie einen solventen Nutzer gefunden zu haben. Das Gebäude stand einige Zeit leer, auch über einen Abriss wurde diskutiert. Zuvor war ein Sportstudio in dem einstigen Gaswerk der Stadtwerke Verden untergebracht. Seinen Spitznamen verdankt das Gebäude hingegen der Firma Sanitär Meyer, die dort ebenfalls einige Jahre beheimatet war.