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Anita Augspurg Frauenrechtlerin und begeisterte Reiterin

Anita Augspurg ist als Frauenrechtlerin und Pazifistin bekannt. Im Pferdemuseum Verden erinnert nun eine kleine Tafel an eine weitere ihrer Leidenschaften: die Reiterei.
10.08.2021, 15:37 Uhr
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Frauenrechtlerin und begeisterte Reiterin
Von Marie Lührs

Der Kampf für das Frauenwahlrecht und das Engagement in der internationalen Frauenfriedensbewegung waren Anita Augspurg zeitlebens zwei wichtige Anliegen. Eine weitere Leidenschaft der gebürtigen Verdenerin war das Reiten. Im Deutschen Pferdemuseum (DPM) ist eine Nachbildung ihres historischen Reitkostüms zu sehen. Es ist fester Bestandteil der ständigen Ausstellung. Um Augspurgs Bedeutung noch ein wenig hervorzuheben, haben die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis Christine Borchers und Kathrin Packham dem Museum eine Info-Tafel überreicht.

„Anita zog die unbändigen, eigenwilligen Pferde den sanften vor, und ging der Gaul einmal mit ihr durch, machte ihr das gewaltigen Spaß" ist auf dem kleinen Schild zu lesen. Das Zitat stammt von Lida Gustava Heymann, Augspurgs Lebensgefährtin. "Ohne Gaul ist sie meines Wissens nicht heimgekommen, wohl aber zerschunden und mit Schrammen im Gesicht, die ihr beim rasenden Tempo von den Zweigen der Waldbäume geschlagen wurden“ heißt es auf der Tafel weiter. Augspurg sei sowohl Pazifistin und Frauenrechtlerin als auch eine leidenschaftliche Reiterin und Pferdehalterin gewesen, ergänzt Christina Borchers.

"Wir bringen die Tafel direkt neben der Vitrine an", verspricht Ina Rohlfing, die das Pferdemuseum leitet. "Die interessanten Informationen heben die Bedeutung unserer Abteilung zur Frauen in der Reiterei zusätzlich hervor." Die Tafel sei ein schöner Mehrwert für das Museum und für die Initiative Frauenorte. 

Projekt Frauenorte

"Ziel der Initiative ist es, Frauengeschichte lebendig werden zu lassen und kulturtouristische Angebote zu schaffen", erklärt Packham. Die Frauenorte sind ein Projekt des Landesfrauenrates Niedersachsen. Anita Augspurg war die erste Frau, deren Leben und Wirken von der Initiative in Niedersachsen gewürdigt wurde. "Mit mindestens so viel Mut wie sie wohl beim Reiten an den Tag legte", habe Augspurg für das Wahlrecht für Frauen und gegen den Krieg gekämpft, ist Packham überzeugt. 

Augspurg kam 1857 in Verden zur Welt. Ihr Frauenort-Porträt beschreibt sie als unkonventionell, eigenwillig und dem Denken ihrer Zeit weit voraus. Mit 21 Jahren verließ sie ihre Heimatstadt, wurde Lehrerin, Schauspielerin und Fotografen. Schließlich machte sie als erste promovierte Juristin Deutschland von sich Reden. Frühzeitig warnte sie vor den Gefahren des Nationalsozialismus. Das Ende von Hitlers Schreckensherrschaft erlebte sie nicht mehr: Augspurg starb 1943 in Zürich.

Augspurg-Preis für Efi Latsoudi

Die Stadt Verden verleiht gemeinsam mit der von Augspurg gegründeten Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) seit 2017 den Preis "Rebellinnen gegen den Krieg". Am 10. September geht die Auszeichnung an die Aktivistin Efi Latsoudi. Die Griechin macht sich auf der Insel Lesbos für die Reche von Geflüchteten stark, heißt es in der Ankündigung. "Die Frauen, die diesen Preis in Verden erhalten oder erhalten haben, sind echte Nachfolgerinnen von Anita Augspurg und genauso mutig", erklärt Packham. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert. Das Geld soll in die Projekte der Preisträgerinnen fließen. Es wird komplett über Spenden finanziert. Weitere Informationen gibt es unter www.wilpf.de/rebellinnen-preis/.

Die Liebe zum Pferd begleitete Anita Augspurg Zeit ihres Lebens. Doch auch zu Pferde kämpfte sie energisch für Gleichberechtigung. Denn den für Frauen üblichen Damensattel prangerte sie als Gesundheitsrisiko an und erklärte: Weil sich die Damen "mit dem Seitensattel begnügen müssen, kommt ihnen das eigentliche Wesen der Reitkunst gar nicht zu Bewusstsein". Folglich gehen sie auch "der ernsten Rückwirkungen derselben auf Seele und Intellekt der Reiters verlustig und erblicken im Reiten lediglich eine vergnügliche Unterhaltung, ein erfrischendes Spiel". Im Damensattel wäre es Julia Krajewski wohl auch nicht als erste Frau möglich gewesen, Olympia-Gold im Vielseitigkeitswettkampf zu gewinnen, mutmaßt das Trio bei der Übergabe der Info-Tafel. Wer trotzdem den besonderen Ritt im Damensattel nachempfinden möchte, kann dies auf dem Reitsimulator im Pferdemuseum tun.

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